Jack
(Peter Vack) verbringt seine Zeit hauptsächlich vor dem Bildschirm
in seinem heruntergekommenen New Yorker Apartment. Als der Online-Pokerspieler
eines Tages Cam-Girl und Dominatrix Scarlet (Julia Fox) aus San Francisco
kennenlernt, droht er endgültig in die Online-Besessenheit abzurutschen.
Während ihm zwischenzeitliche Befriedigung zu Beginn noch genügt,
entsteht aus der gegenseitigen Neugier schon bald ein Strudel aus
Lust, in der die virtuelle und die echte Welt miteinander verschmelzen.
Als er die vermeintlich an der Westküste lebende Scarlet allerdings
glaubt bei einem Spaziergang durch Chinatown erspäht zu haben,
entwickelt sich eine folgenschwere Beziehung…
„Camgirl
- Wahnsinnige Begierde“ von Regisseur Ben Hozie ist ein sehr
spezieller Film. Das fängt schon beim Regisseur, der eigentlich
Frontmann der New Yorker Artpunk-Band Bodega ist. In seinem Spielfilmdebüt
beleuchtet er das Leben von Außenseitern in der glitzernden
Großstadt und deren Suche nach Glück, Befriedigung und
gesellschaftliche Anerkennung. Diese filmische Annäherung ist
dabei bisweilen realistischer, als man es sich im Vorfeld hätte
ausmalen können. Es ist jedoch mit Sicherheit kein Film über
die BDSM-Szene. Wer sich dies im Vorfeld erhoffte, dürfte nach
dem Abspann von „Camgirl - Wahnsinnige Begierde“ eher
enttäuscht sein.
Trotzdem
ist die FSK 18 – Einstufung gerechtfertigt, da man an manchen
Stellen das männliche Geschlechtsteil explizit abgebildet wird,
was für die filmische Erzählung irrelevant ist. Dieser Film
ist ein zutiefst ehrlicher Liebesfilm von zwei Menschen, die in ihrem
Kopf sehr spezielle Vorstellungen haben und einer vermeintlichen Liebe
folgen. Er ist auf gesellschaftliche Anerkennung aus, wohingegen sie
versucht ihre Träume auszuleben. Zugleich zeigt der Film sehr
schön den Unterschied zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Für
Jack verwischen die Grenzen zwischen Liebe, Phantasie und Abhängigkeit
und führen ihn in den Abgrund. Man könnte den Film als einen
gelungenen Kommentar auf das Liebesleben einer Generation verstehen,
die gefangen ist zwischen der virtuellen und der realen Welt und unfähig
ist, in sich selbst zu ruhen.