Während
eines Restaurantbesuchs erreicht Catherine (Synnøve Macody
Lund) die traurige Nachricht: ihr Vater ist tot. Sie macht sich schnellstmöglich
auf den Weg in ihre alte Heimat, um die geerbten vier Wände zu
verkaufen. Das ist erstaunlich, denn bei der Immobilie handelt es
sich keineswegs um ein simples Einfamilienhaus, sondern um ein stattliches
Anwesen, das von viel Land umgeben ist. Der Aufenthalt im Hinterland
gerät allerdings zum unangenehmen Erlebnis. Das Dorf wirkt frostig,
was nicht daran liegt, dass der norwegische Winter Einzug gehalten
hat. Catherine wird wortkarg und mit befremdlichen Blicken empfangen,
dass schnell die Frage aufkommt, was in der Vergangenheit bloß
geschehen ist. Und dass sich der Pfarrer freut, sie „erwachsen“
erleben zu dürfen, macht die Sache nicht besser…
„Haunted Child“ ist der erste Spielfilm
von Regisseur Carl Christian Raabe und ist ein spannender und intelligenter
Horror-Thriller. Schon von der ersten Szene an, ist die Tonalität
in diesem norwegischen Film unterkühlt. Unbewältigte Erzählungen
von Schuld, Liebe und ausgesprochenen Dingen schweben im Raum und
vermitteln eine unheilvolle Atmosphäre. Die Realität kann
gruseliger sein der schlimmste Horrorfilm. Der film bedient sich klassischer
Elemente des Horrorgenres. Wir sehen das einsame Haus im Schnee, dass
von einer dunklen Vergangenheit kündet. Inmitten des Hauses befindet
sich der verschlossene Raum, das Herz der Finsternis. Ein dunkles
Geheimnis, dass seit Jahrzehnten das Leben der Menschen in der Umgebung
des Hauses prägt. Unausgesprochene Dinge, die mit aller Gewalt
an die Oberfläche drängen.
Die Kälte breitet sich in diesem Film
stetig aus und droht alles zu verschlingen. In diesem Film erwarten
die Protagonisten keine Erlösung in einem klassischen Sinne.
Geheimnisse, die in weiteren Geheimnissen verschachtelt sind. Doch
liegt das Offensichtliche nicht auf der Hand? Synnøve Macody
Lund („Ragnarök“) liefert eine schauspielerische
Glanzleitung in diesem Film ab, die man so schnell nicht vergessen
wird. Mit einer Spielzeit von knapp über 80 Minuten beweist der
Film eindrucksvoll, dass aus Norwegen nicht nur gute Fernsehserie
stammen, sondern auch spannende und innovative Spielfilme. „Haunted
Child“ fängt an wie ein traditioneller Genrefilm, entwickelt
sich aber zu einem packenden Familiendrama.