Wirtschaftlich
geht es Deutschland sehr gut. Doch schon seit einigen Jahren stimmt
irgendetwas nicht. Es ist nur ein Gefühl und keiner weiß
so recht, was oder wer der Auslöser für dieses Empfinden
ist. In ihrem Dokumentarfilm hat es sich die Filmemacherin Carmen
Losmann zur Aufgabe gemacht, die Spielregeln des Kapitalismus greifbarer
zu machen und verdeutlicht, dass Gewinn und Wachstum nur dann möglich
sind, wenn wir uns verschulden. Dabei geht Losmann vor allem auf den
gegenwärtigen Kapitalismus ein, der scheinbar auf eine unendliche
Kapitalvermehrung aus ist – egal um welchen Preis…
„Oeconomia“
von Regisseurin Carmen Losmann („Work Hard - Play Hard“)
ist eine aufrüttelnde Dokumentation, die sich auf die Spuren
des Geldes macht und mit überraschenden Einblicken und Erkenntnissen
aufwartet. Dabei würde man denken, dass über das Thema Geld
alles gesagt und alles bekannt ist. Doch das ist ein großer
Irrtum! Es ranken sich um das Thema Geld viele Mythen und wenn man
es genauer unter die Lupe nimmt, wird die Sache schnell knifflig und
scheinbar kompliziert. Die komplexen Gefüge der Finanzwirtschaft
wirken wie ein undurchdringliches Labyrinth. Finanzkatastrophen, wie
die Finanzkrise werden da gerne als unvermeidbar, fast schon wie eine
Naturgewalt, beschrieben. Doch dieser fatalistische Ansatz ist nicht
nur falsch, er ist vielmehr gefährlich. Mündige Bürgerinnen
und Bürger sollten sich nicht treiben lassen von den undurchdringbaren
Launen der Finanzwirtschaft und des Geldes, sondern sollten aktiv
mitgestalten. Dafür bedarf es Erkenntnis und Informationen, welche
diese Dokumentation liefert.
Dabei
wählt die Regisseurin einen spannenden Ansatz. Sie ist neugierig
und stellt Fragen. Es fängt an mit der scheinbar naiven Frage:
Was ist eigentlich Geld und wie entsteht es? Wer produziert Geld und
warum wächst die Wirtschaft, wenn Verschuldung und Vermögens-konzentration
zunehmen? In dieser Dokumentation wird man mitgenommen in das Herz
des Kapitalismus. Allerdings sind die beteiligten Personen kamerascheu
und auch sonst etwas unwillig. Deswegen geht die Dokumentation häufig
untypische Wege und erzählt mit Voiceover-Einspielungen und zitiert
Gedächtnis-protokolle. Es ist mit einer Demokratie nicht vereinbar
und skandalös, dass sich die Hohepriester der Finanzwirtschaft
derart abschotten, unsichtbar machen und nicht in die Karten blicken
lassen wollen. „Oeconomia“ gelingt, einen kleinen Blick
hinter den bleiernen Vorhang zu werfen und auf ein sehr wichtiges
Thema aufmerksam zu machen.