KINO | 24.06.2020

BROT – Das Wunder, das wir täglich essen

Wenn man in den Urlaub fährt, ist oftmals Brot das erste Lebensmittel, das man vermisst. Der Dokumentarfilm beleuchtet die Kette der Herstellung von BROT und die verschiedenen Philosophien, die man in Bezug auf Brot haben kann. Denn schließlich ist ein ganz einfaches Brot nur aus Mehl, Wasser und Salz hergestellt – oder doch nicht?

von Eve Pohl


© Real Fiction Filmverleih

Kein anderes Lebensmittel besitzt in unserer Kultur einen so fundamentalen Stellenwert wie Brot. Doch wissen wir eigentlich, was wir täglich essen? BROT erzählt von der traditionellen Kunst des Brotbackens, die von engagierten Bäckereien mit neuem Leben erfüllt wird, und von großen Konzernen, die mit modernster Technologie ihrem Industriebrot zu Aroma und Geschmack verhelfen. Vor allem aber zeigt der Film, was Brot ausmacht und wie sich soziale, gesundheitliche und ökologische Aspekte in Brot und seiner Herstellung auswirken…

In einer Welt, in der es einen Überfluss von Lebensmitteln zu erwerben gibt und man in jeder Jahreszeit Melonen und Erdbeeren aus aller Welt kaufen kann, stellt sich die Frage, welche Ideologie man bezüglich seines Essens vertritt. Genau diese Frage stellt die Dokumentation an seine Zuschauer. Diesbezüglich werden verschiedene Konzepte der Lebensmittelherstellung gezeigt und auch die Auswirkungen, die eben jene Konzepte auf den Menschen und die Umwelt haben. In einer Biobäckerei in Österreich wird Brot lediglich aus Wasser, Mehl und Salz gebacken, nah an den Erzeugern des Weizens oder anderer Getreidearten. Je nachdem wie das Wetter des jeweiligen Jahres war, müssen auch die Rezepturen des Brotes angepasst werden. So wird das Brotbacken zu einem Handwerk, das viel Erfahrung braucht, bis das Ergebnis, das fertige Brot, zu einem wahren Genussartikel wird. In der Vergangenheit waren auch sie in der industriellen Herstellung mit Zusätzen und Fertigbackmischungen verhaftet, bis sie entschieden haben, dass das nicht mehr ihr Weg sein soll. Im Gegensatz zu dieser sehr traditionellen und teilweise auch langsamen Art des Handwerkes, wird Harry gezeigt. Eine Großbäckerei, die Supermärkte mit geschnittenem Brot, Aufbackbrötchen oder Rohlingen beliefert, die dort in der Backstation fertig gebacken werden müssen. Um den Herstellungsprozess effizienter und schneller zu machen, greifen sie auch auf Zusatzprodukte zurück und versuchen möglichst wenig Zeit auf Ruhephasen zu verwenden, sodass die Produktion möglichst viel Ertrag bringt.


© Real Fiction Filmverleih

Am Ende bleibt man nach dem Ansehen dieses Films mit zwei ziemlich unterschiedlichen Gefühlen zurück: Eigentlich würde man jetzt gerne ein knuspriges, frisches Brot mit Butter genießen, am besten noch warm und mit einer wunderbar aromatischen Kruste. Auf der anderen Seite würde man am liebsten direkt im eigenen Haushalt alle Produkte vernichten, die irgendwie mit Plastik in Berührung gekommen sein könnten. Obwohl die Dokumentation von Regisseur Harald Friedl („Aus der Zeit“) keinerlei Wertung der ein oder anderen Philosophie vornimmt, kommt man nicht umhin zu bemerken, dass dem Handwerk in diesem Film viel Sympathie entgegengebracht wird. Im Endeffekt muss jede*r Konsument*in sich die Frage stellen, welche Prioritäten gesetzt werden. Will man ein billiges Brot kaufen und nimmt dafür in Kauf, die Umwelt und die eigene Gesundheit weniger zu beachten, als wenn man mehr ausgeben würde. Dieser Film beleuchtet genau diese Frage und versucht den Zuschauer mit möglichst vielen Fakten zu versorgen, um die Frage eigenständig zu beantworten. Es kommen kleine Bäckereien, Großbäcker, Hersteller von künstlichen Enzymen aber auch Politiker aus dem Europaparlament, Landwirte oder eine Forscherin, die über die Auswirkungen verschiedener Lebensmittel auf die Gesundheit forscht, zu Wort. Sicherlich hat aber jede und jeder Akteur*in im Film eine eigene Agenda. Welcher Philosophie man am Ende schließlich folgt, ist da jedem selber überlassen. Diese Dokumentation regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Deswegen handelt es sich bei „Brot – Das Wunder das wir täglich essen“ um eine interessante, informative und sehenswerte Dokumentation.


BROT

Deutschland, Österreich 2019 | Real Fiction | Start: 25. Juni 2020 (FSK 0)
R: Harald Friedl | Dokumentation


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