Nahezu
unbemerkt streift Juste durch die Straßen von Paris. Er sammelt
die letzten Erinnerungen der Menschen, die ihn sehen können,
dann begleitet er sie in eine andere Welt. Juste ist ein Geist. Doch
eines Tages wird er von Agathe gesehen und sie erkennt in ihm Ihre
große Liebe, die vor Jahren plötzlich verschwunden war.
Juste
(Thimotée Robart) wandert durch die Straßen von Paris
und sucht nach Menschen, die nur er sehen kann. Er sammelt ihre letzten
Erinnerungen, bevor er ihnen ins Jenseits hilft. Eines Tages erkennt
ihn Agathe (Judith Chemla), eine junge Frau. Sie gehört zu seinem
früheren Leben. Sie lebt und er ist ein Geist. Wie werden sie
es schaffen, sich zu lieben und diese zweite Chance zu nutzen?
„Der flüssige Spiegel“ von
Regisseur Stéphane Batut ist ein wundervoller Film, welcher
den Zuschauer entführt in eine Art Traumwelt und voller geheimnisvoller
Gleichungen und Erzählungen ist. Wunderschöne Bilder vereinen
sich mit einer zu Herzen gehenden romantischen Handlung. Der Film,
der überwiegend im 19. Pariser Arrondissement gedreht wurde und
die die dort vorherrschende Atmosphäre sehr schön einfangt,
lässt viele Interpretationen zu, was schön ist, weil es
die Zuschauer zum nachdenken und zum träumen anregt. Großartig
agiert Thimotée Robart in seiner ersten Filmrolle als Juste.
Jener Juste, der unfreiwillig als Geist agiert und Menschen ins Jenseits
begleitet und deren letzte Erinnerungen sammelt. Er ist ein klassischer
Anti-Held, der eigentlich nur wieder ganz normal, sprich lebendig
sein möchte.
Aber
was bedeutet schon normal. Der Film bietet sehr schöne Schauwerte
und zelebriert die hohe Kunst der Filmmontage. Da steht Juste gerade
noch in der hektischen Großstadt und begleitet in der nächsten
Szene ein Unfallopfer durch eine verschneite, surreal anmutende Gebirgslandschaft,
um sich seine letzten Erinnerungen erzählen lassen. Das ist Filmpoetik
auf einem hohen Niveau. Juste ist eine Figur zwischen unserer Welt
und dem Jenseits, vergleichbar mit Merkur in der römischen Mythologie.
Quecksilber wiederum ist auch bekannt als „flüssiger Spiegel“,
ein Element, dass eine Verbindung zwischen den Welten darstellt. Und
wie ist lautet der französische Name für Quecksilber? Mercure.
So schließt sich der Kreis. Der Regisseur liebt die Symbolik
und die Romantik sehr. Das spürt man jeder Szene in diesem Film
an. Juste, der für die meisten Menschen unsichtbar ist, wird
filmisch gespiegelt durch den Blick des Films auf die Menschen innerhalb
der Gesellschaft, die für die meisten Menschen unsichtbar zu
sein scheinen. „Der flüssige Spiegel“ ist ein Film
über die Kraft der Liebe und ein wundervolles Porträt unserer
Zeit und noch so viel mehr.
DER
FLÜSSIGE SPIEGEL
Frankreich 2019 | Film Kino Text | Start: 03. September 2020 (FSK
12)
R: Stéphane Batut | D: Thimotée Robart, Judith Chemla,
Saadia Bentaïeb