Gibt
es mehr in der Welt oder im Universum als nur das, was wir als Menschen
sehen können? Woher kommt der Sinn hinter den Dingen, die wir
tun und für wen oder was stehen wir morgens auf? Eine größere
Welt macht sich auf die Suche nach Antworten auf Fragen, die tief
unter der Oberfläche verborgen sind.
Eine
größere Welt – das ist es, was Corine entdeckt, als
sie in der Mongolei während eines schamanischen Rituals in Trance
fällt. Dabei war die Französin nur in die abgelegene Steppenregion
gekommen, um im Rahmen ihrer Arbeit ethnographische Tonaufnahmen zu
sammeln. Doch die Schamanin Oyun offenbart Corine, dass sie eine seltene
Gabe besitzt, die ausgebildet werden muss. Zurück in Frankreich
lassen die Erlebnisse in der Mongolei Corine nicht mehr los. Trotz
des Widerstandes ihrer Familie kehrt sie in die Steppe zurück
und begibt sich auf eine spirituelle Reise auf alten und vergessenen
Wegen. Eine Reise, die ihr Leben und ihre westeuropäische Sichtweise
für immer verändern wird…
Es
gibt nur zwei Weisen, wie man über diesen Film denken kann. Entweder
tritt man der Idee offen gegenüber, dass es auf der Erde mehr
gibt, als nur dasjenige, was man anfassen kann oder man kann damit
nichts anfangen. Aber bereits im Laufe der Geschichte stand die Menschheit
immer wieder vor Erkenntnissen, die neu und unglaublich waren. Beispielsweise
die Entdeckung von elektrischer Ladung, die dann dazu geführt
hat, dass unsere Welt sich technisch so aufstellen konnte, wie sie
eben Heute ist. Oder auch Erkenntnisse über das Universum und
unser Sonnensystem. Immer wieder sind neue und unglaubliche Dinge
entdeckt worden und wer weiß, was noch so in dieser Welt wartet,
von dem wir bisher nichts wissen?
Vielleicht
können wir ja wirklich durch transzendentale Erlebnisse mit den
Toten kommunizieren, vielleicht gibt es Gott wirklich und er heißt
Tina, vielleicht gibt es sogar den Weihnachtsmann, der auf dem fliegenden
Schlitten die Geschenke zu Weinachten bringt, wer weiß.
Cécile de France, welche Corine verkörpert,
spielt großartig. Sie trägt diese von wahren Begebenheiten
inspirierten Geschichte, egal ob Corine Verzweiflung, Trauer, Wut
oder Skepsis verspürt. Vielleicht funktioniert der Film auch
nur mit ihr als Hauptdarstellerin. Sie hat eine wunderbare Leinwandpräsenz,
die wirklich Spaß macht anzuschauen. Tatsächlich hat der
Film aber auch einen ganz eigenen Rhythmus, auch in Momenten, in denen
sich die Schamanen nicht mit Trommeln und Gesang in Trance versetzten.Gleichzeitig
schafft es Regisseurin Fabienne Berthaud („Sky: Der Himmel in
mir“) eine ätherische und sehr atmosphärische Stimmung
einzufangen. Manchmal glaubt man, die Gedanken und Gefühle der
Akteure selbst zu erleben. Schon in der ersten relevanten Szene, in
der Corine für ihre Firma die Geräusche eines schamanischen
Rituals bei den Mongolen aufnehmen soll, kann man sich von den Lichtern
und Geräuschen in die Szene ziehen lassen und zumindest ein wenig
nachempfinden, welche Gefühle die Hauptfigur haben muss. Das
Sounddesign ist auf jeden Fall sehr gelungen.
Dieser Film ist sehr speziell, aber wenn man
sich darauf einlässt, wird man eine berührende Geschichte
miterleben können. Egal ob man jetzt an Gott, das Universum,
Geister oder Seelen glaubt. Alleine die Trauer und die Verarbeitung
ihres Traumas auf diese ungewöhnliche Art und Weise machen ihn
schon zu einer sehenswerten Geschichte.
EINE
GRÖSSERE WELT
Frankreich, Belgien 2019 | MFA+ FilmDistribution | Start:
09. Juli 2020 (FSK 12) R: Fabienne Berthaud | D: Cécile
de France, Narantsetseg Dash, Tserendarizav Dashnyam