KINO | 08.07.2020

Eine größere Welt

Gibt es mehr in der Welt oder im Universum als nur das, was wir als Menschen sehen können? Woher kommt der Sinn hinter den Dingen, die wir tun und für wen oder was stehen wir morgens auf? Eine größere Welt macht sich auf die Suche nach Antworten auf Fragen, die tief unter der Oberfläche verborgen sind.

von Eve Pohl


© 2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

Eine größere Welt – das ist es, was Corine entdeckt, als sie in der Mongolei während eines schamanischen Rituals in Trance fällt. Dabei war die Französin nur in die abgelegene Steppenregion gekommen, um im Rahmen ihrer Arbeit ethnographische Tonaufnahmen zu sammeln. Doch die Schamanin Oyun offenbart Corine, dass sie eine seltene Gabe besitzt, die ausgebildet werden muss. Zurück in Frankreich lassen die Erlebnisse in der Mongolei Corine nicht mehr los. Trotz des Widerstandes ihrer Familie kehrt sie in die Steppe zurück und begibt sich auf eine spirituelle Reise auf alten und vergessenen Wegen. Eine Reise, die ihr Leben und ihre westeuropäische Sichtweise für immer verändern wird…

Es gibt nur zwei Weisen, wie man über diesen Film denken kann. Entweder tritt man der Idee offen gegenüber, dass es auf der Erde mehr gibt, als nur dasjenige, was man anfassen kann oder man kann damit nichts anfangen. Aber bereits im Laufe der Geschichte stand die Menschheit immer wieder vor Erkenntnissen, die neu und unglaublich waren. Beispielsweise die Entdeckung von elektrischer Ladung, die dann dazu geführt hat, dass unsere Welt sich technisch so aufstellen konnte, wie sie eben Heute ist. Oder auch Erkenntnisse über das Universum und unser Sonnensystem. Immer wieder sind neue und unglaubliche Dinge entdeckt worden und wer weiß, was noch so in dieser Welt wartet, von dem wir bisher nichts wissen?


© 2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

Vielleicht können wir ja wirklich durch transzendentale Erlebnisse mit den Toten kommunizieren, vielleicht gibt es Gott wirklich und er heißt Tina, vielleicht gibt es sogar den Weihnachtsmann, der auf dem fliegenden Schlitten die Geschenke zu Weinachten bringt, wer weiß.

Cécile de France, welche Corine verkörpert, spielt großartig. Sie trägt diese von wahren Begebenheiten inspirierten Geschichte, egal ob Corine Verzweiflung, Trauer, Wut oder Skepsis verspürt. Vielleicht funktioniert der Film auch nur mit ihr als Hauptdarstellerin. Sie hat eine wunderbare Leinwandpräsenz, die wirklich Spaß macht anzuschauen. Tatsächlich hat der Film aber auch einen ganz eigenen Rhythmus, auch in Momenten, in denen sich die Schamanen nicht mit Trommeln und Gesang in Trance versetzten.Gleichzeitig schafft es Regisseurin Fabienne Berthaud („Sky: Der Himmel in mir“) eine ätherische und sehr atmosphärische Stimmung einzufangen. Manchmal glaubt man, die Gedanken und Gefühle der Akteure selbst zu erleben. Schon in der ersten relevanten Szene, in der Corine für ihre Firma die Geräusche eines schamanischen Rituals bei den Mongolen aufnehmen soll, kann man sich von den Lichtern und Geräuschen in die Szene ziehen lassen und zumindest ein wenig nachempfinden, welche Gefühle die Hauptfigur haben muss. Das Sounddesign ist auf jeden Fall sehr gelungen.

Dieser Film ist sehr speziell, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man eine berührende Geschichte miterleben können. Egal ob man jetzt an Gott, das Universum, Geister oder Seelen glaubt. Alleine die Trauer und die Verarbeitung ihres Traumas auf diese ungewöhnliche Art und Weise machen ihn schon zu einer sehenswerten Geschichte.


EINE GRÖSSERE WELT

Frankreich, Belgien 2019 | MFA+ FilmDistribution | Start: 09. Juli 2020 (FSK 12)
R: Fabienne Berthaud | D: Cécile de France, Narantsetseg Dash, Tserendarizav Dashnyam


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