DVD & BLU-RAY | 25.06.2025

CREEP

Model Kate verpasst nach einer Party in London den letzten Zug und findet sich gefangen im düsteren Labyrinth des U-Bahn-Systems. Alle Ausgänge sind vergittert, die Rolltreppen außer Betrieb. Doch sie ist nicht alleine. Etwas Mörderisches hat es auf sie abgesehen. Für Kate beginnt ein Albtraum – und eine wilde und blutige Flucht durch die Geisterbahnhöfe der Londoner Tube.

von Franziska Keil


© Busch Media Group

Anlässlich seines 20. Jubiläums erfährt der deutsch-britische Spielfilm „Creep“ eine längst überfällige Würdigung: Der Filmklassiker wird als DVD, digital und erstmals offiziell auf Blu-ray veröffentlicht, womit er seine lang ersehnte Home Entertainment-Premiere in HD feiert. Ergänzt wird dies durch ein limitiertes Mediabook mit zwei Cover-Varianten, exklusiven Illustrationen, über einer Stunde unveröffentlichtem Bonusmaterial auf einer extra Blu-ray und einem 16-seitigen Booklet mit dem filmhistorischen Essay „Creepy Underground“ über das Sub-Genre des U-Bahn-Horrors. Diese umfassende Veröffentlichung bietet eine exzellente Gelegenheit, einen Film neu zu bewerten, der sich als bemerkenswertes Beispiel für intensiven und atmosphärischen Terror etabliert hat und dessen Bedeutung für das Horrorkino tiefer reicht, als seine anfängliche Nische vielleicht vermuten ließ. „Creep“ entfaltet seinen Schrecken in den labyrinthartigen, feuchten Tiefen der Londoner U-Bahn. Die Handlung ist beängstigend einfach: Kate (Franka Potente), eine junge Frau, die eine Party besuchen will, wird in der London Underground eingeschlossen und findet sich bald in einem Albtraum gefangen, als sie von einem verstörenden, mutierten Wesen gejagt wird, das die Tunnel unter der Stadt bewohnt. Regisseur Christopher Smith gelingt es meisterhaft, die klaustrophobische Atmosphäre der U-Bahn als eigenständigen Antagonisten zu nutzen. Die engen Gänge, die dunklen Schächte, das Echo der eigenen Schritte und das plötzliche Schweigen der Züge schaffen eine klaustrophobische und beklemmende Stimmung, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht. Franka Potente liefert eine überzeugende Leistung als Kate, deren anfängliche Frustration schnell in blanke Panik und schließlich in einen verzweifelten Überlebenskampf umschlägt. Ihre Verletzlichkeit und ihr Entschlossenheit sind glaubwürdig, was die Identifikation mit der Figur erleichtert und die Spannung ins Unermessliche steigert.


© Busch Media Group

Der „Creep“ selbst, dargestellt von Sean Harris, ist weniger ein übernatürliches Monster als vielmehr eine verstörende Manifestation urbaner Ängste: eine verkommene, animalische Kreatur, die in den Schatten lebt und von der Gesellschaft vergessen wurde. Sein Aussehen und seine grausamen Methoden sind zutiefst verstörend und verzichten auf unnötigen Gore zugunsten eines psychologischen Schreckens. Die Stärke von „Creep“ liegt in seiner Reduktion auf das Wesentliche. Der Film verzichtet auf übermäßige Exposition und setzt stattdessen auf eine visuelle Erzählweise, die die Isolation und die wachsende Verzweiflung der Protagonistin spürbar macht. Die Soundkulisse ist meisterhaft eingesetzt: Das plötzliche Verstummen der Stadtgeräusche, das Tropfen von Wasser, das Quietschen von Metall und die unheimlichen Geräusche des Jägers tragen maßgeblich zur beklemmenden Atmosphäre bei. Die Beleuchtung, oft nur spärlich und unnatürlich, verstärkt das Gefühl der Orientierungslosigkeit und der Bedrohung aus dem Dunkeln. Der Film spielt geschickt mit den Erwartungen des Publikums. Er beginnt wie ein klassischer Slasher, entwickelt sich aber schnell zu einem packenden Überlebensthriller, der die psychologische Komponente des Horrors betont. Es geht nicht nur darum, wer stirbt und wie, sondern um die nackte Angst des Gejagtwerdens in einer ausweglosen Situation. Die Kameraführung ist oft subjektiv, was den Zuschauer noch tiefer in Kates Perspektive zieht und die Beklemmung verstärkt. „Creep“ ist ein bemerkenswertes Beispiel für das Sub-Genre des U-Bahn-Horrors. Er nutzt die spezifische Architektur und die psychologischen Implikationen von unterirdischen Transportsystemen – die Enge, die Isolation, die Abhängigkeit von Technik, die Dunkelheit und die Vorstellung von vergessenen Kreaturen in den Schatten – um eine einzigartige Form des Schreckens zu erzeugen. Das beigelegte Booklet mit dem Essay „Creepy Underground“ verspricht hier eine vertiefende Analyse dieses faszinierenden Aspekts.


CREEP

ET: 22.05.25: DVD, Blu-ray, digitel & Blu-ray-Mediabook (limitiert) | FSK 16
R: Christopher Smith | D: Franka Potente, Vas Blackwood, Elizabeth McKechnie
Großbritannien, Deutschland 2004 | Busch Media Group

Bonusmaterial: Making-of; Dokus über Ausstattung und Make-Up-Effekte; Festival-Präsentation auf dem Fright Fest;
Storyboards zu alternativem Anfang und Ende des Films; entfernte Szene; Wendecover


 


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