KINO | 25.06.2025

HEIDI – DIE LEGENDE VOM LUCHS

Die temperamentvolle Heidi lebt bei ihrem grummeligen Großvater Alm-Öhi in einer zurückgezogenen Berghütte in den Schweizer Alpen. Heidi hat Ferien und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihre Freundin Clara beim Urlaub an der Ostsee zu besuchen. Doch der Fund eines einsamen und verletzten Luchs-Kätzchens ändert ihre Pläne: Das Luchs-Junge muss dringend zurück in die Berge zu seiner Familie! Ohne Großvaters Wissen kümmert sich Heidi liebevoll um ihren neuen kleinen Freund.

von Franziska Keil


© LEONINE

Die lebhafte Heidi verbringt die Ferien in der idyllischen Berghütte ihres Großvaters, dem Alm-Öhi, in den Schweizer Alpen. Eigentlich träumt sie davon, ihre Freundin Clara an der Ostsee zu besuchen. Doch ein unerwarteter Fund ändert alles: Heidi entdeckt ein verletztes Luchs-Junges, das dringend zurück zu seiner Familie in die Berge muss. Heimlich kümmert sie sich um das Tier und schmiedet Pläne, wie sie ihm helfen kann, ohne ihren Großvater einzuweihen. Doch die Harmonie der Berglandschaft wird durch den rücksichtslosen Geschäftsmann Schnaittinger (Max Giermann) bedroht. Er plant, ein Sägewerk zu bauen und stellt Fallen, die nicht nur den Luchsen, sondern auch der Natur schaden könnten. Gemeinsam mit ihrem Freund Peter nimmt Heidi den Kampf auf. Sie setzt alles daran, das Luchs-Junge zu retten, die Dorfgemeinschaft zu vereinen und die Schönheit ihrer Heimat vor der Zerstörung zu bewahren.

Der Animationsfilm "Heidi – Die Legende vom Luchs", eine deutsch-spanisch-belgische Koproduktion unter der Regie von Tobias Schwarz, nimmt die zeitlose Figur der Johanna Spyri und bettet sie in ein Abenteuer ein, das sowohl die vertrauten Alpenpanoramen ehrt als auch unerwartet aktuelle Themen streift. Das Werk präsentiert sich als visuell ansprechendes Familienkino, das Kindheitsträume von Freiheit und Natur mit einer Geschichte von ökologischer Verantwortung verknüpft. Während der Film in seinen Stärken überzeugt, weist er zugleich die Herausforderungen auf, die entstehen, wenn man eine geliebte Vorlage mit neuen, bedeutungsvollen Schichten versehen möchte. Die Erzählung von "Heidi – Die Legende vom Luchs" führt die Zuschauer zurück in die Schweizer Alpen, wo die achtjährige Heidi mit ihrem Großvater und ihren tierischen Freunden lebt. Doch die Idylle wird gestört, als Luchse in der Nähe der menschlichen Siedlungen auftauchen und für Unruhe sorgen. Die Geschichte nimmt hier eine überraschend zeitgenössische Wendung: Drehbuchautor Rob Sprackling verwebt geschickt die Problematik der Luchse mit der Notwendigkeit des Naturschutzes und den Konflikten, die entstehen, wenn Wildtiere in den Lebensraum des Menschen vordringen. Dabei wird subtil angedeutet, dass die Tiere nur aus der Not heraus, aufgrund der Zerstörung ihres ursprünglichen Lebensraumes durch rücksichtslose Profitgier, die Nähe der Menschen suchen.


© LEONINE

Diese Thematisierung der Naturzerstörung und ihrer Konsequenzen verleiht dem Film eine unerwartete Relevanz und einen nachdenklichen Unterton, ohne dabei zu didaktisch zu wirken. Die zentrale Figur, Heidi selbst, hat seit ihrer literarischen Geburt nichts von ihrem Identifikationspotenzial eingebüßt. Sie verkörpert nicht nur kindliche Unschuld, sondern auch eine bewundernswerte Mischung aus Mut, Klugheit und Empathie. Heidi lässt sich vom Filmbösewicht nicht einschüchtern und ist die treibende Kraft, die nicht nur die Geheimnisse rund um die Luchse lüften, sondern auch die Spannungen zwischen Mensch und Natur zu überwinden versucht. Ihr Großvater, der Alm-Öhi, wird ebenfalls facettenreich dargestellt: anfänglich grantig, entpuppt er sich als ein Senior von großer Tatkraft und Weitsicht, der sich nicht leichtfertig überlisten lässt und im spannungsreichen letzten Filmviertel eine entscheidende Rolle spielt. Das Animationswerk ist optisch ansprechend gestaltet. Die computergenerierten Landschaftskulissen und Bergpanoramen sind kinotauglich und fangen die Majestät der Alpenwelt eindrucksvoll ein. Man spürt die jahrelange Berufserfahrung von Regisseur Tobias Schwarz, der zuvor unter anderem an namhaften Produktionen wie "Anastasia" und "Tarzan II" mitwirkte. Seine Expertise ist in der visuellen Umsetzung spürbar und trägt maßgeblich zur immersiven Wirkung bei. Auch der Humor kommt in "Heidi – Die Legende vom Luchs" nicht zu kurz. Peters vorwitziges Zicklein Rübli sorgt mit seinen Auftritten für charmante Auflockerung und der gemütliche Bernhardiner Joseph des Alm-Öhis hat ebenfalls seine Momente, die das Publikum schmunzeln lassen. Die deutsche Synchronisation ist von hoher Qualität und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Charaktere lebendig und authentisch wirken. Jedoch birgt die Kombination aus vertrauter Heidi-Geschichte und neuen, komplexen Themen auch eine gewisse Herausforderung. Die Einbindung der ökologischen Problematik ist zwar lobenswert, könnte aber für sehr junge Zuschauer stellenweise zu abstrakt sein. Gleichzeitig mag die klassische Abenteuerstruktur für ein älteres Publikum, das anspruchsvollere Animationsfilme gewohnt ist, stellenweise vorhersehbar wirken. Die Balance zwischen Unterhaltung und didaktischem Anspruch ist zwar gut gemeistert, erreicht aber nicht immer die tiefergehende Vielschichtigkeit, die das Genre in seinen besten Momenten zu bieten hat.


HEIDI – DIE LEGENDE VOM LUCHS

Start: 26.06.25 | FSK 0
R: Tobias Schwarz | Animationsfilm
Deutschland, Belgien, Spanien 2025 | Leonine


 


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