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DISNEY+ | 25.06.2025

The Bear: King of the Kitchen

In der neuen vierten Staffel sind Carmen „Carmy“ Berzatto, Sydney Adamu und Richard „Richie“ Jerimovich entschlossen nicht nur zu überleben, sondern auch ihr Restaurant ‚The Bear‘ auf ein neues Level zu bringen. Mit neuen Herausforderungen hinter jeder Ecke muss sich das Team anpassen, verändern und bewähren.

von Franziska Keil


© 2022 DISNEY AND ITS RELATED ENTITIES

Am 26. Juni feiert die vierte Staffel von „THE BEAR: KING OF THE KITCHEN“ auf Disney+ ihre Premiere und entführt die Zuschauer erneut in die elektrisierende Welt der gehobenen Gastronomie. Die Serie, die sich von einem Geheimtipp zu einem Phänomen entwickelt hat, beeindruckt auch in ihrer jüngsten Inkarnation durch ihre unverwechselbare Atmosphäre und ihre tiefgehende Auseinandersetzung mit menschlichen Beziehungen und der unerbittlichen Suche nach Perfektion. Während die vierte Staffel neue narrative Wege beschreitet und dabei mutige Entscheidungen trifft, bewahrt sie sich ihren Kern und festigt ihren Platz als eine der bemerkenswertesten Serien der Gegenwart. Nach den intensiven Anstrengungen, das „Original Beef of Chicagoland“ zu retten und in das ambitionierte Feinschmeckerrestaurant „The Bear“ zu transformieren, widmet sich die vierte Staffel einer noch tiefergehenden Ebene der Charaktere und ihrer Interaktionen. Die anfängliche Euphorie der Neueröffnung ist einer Phase der Selbstreflexion und der Aufarbeitung gewichen. Carmy Berzatto (Jeremy Allen White), der begnadete Küchenchef, sieht sich nicht nur mit der ernüchternden Realität einer kritischen Restaurantkritik konfrontiert, sondern auch mit der Notwendigkeit, zerbrochene Beziehungen zu heilen und die Wunden der Vergangenheit zu adressieren. Die Serie taucht tief in die psychologischen Verstrickungen des Teams ein, wobei die Auseinandersetzung mit persönlicher Schuld und der Suche nach Vergebung eine zentrale Rolle spielen. Die Darstellung der Charaktere ist nach wie vor eine der größten Stärken der Serie. Carmys Streben nach kulinarischer Exzellenz ist weiterhin ein Antrieb, der jedoch nun stärker mit seiner inneren Zerrissenheit und seinem Perfektionismus ringt. Seine Kämpfe mit dem Onkel Jimmy (Oliver Platt) oder Richie (Ebon Moss-Bachrach), der eine bemerkenswerte Entwicklung vom chaotischen „Beef“-Manager zum souveränen Front-of-House-Leiter des „Bear“ durchläuft, bleiben Kernelemente, die die Dynamik der Serie bestimmen. Auch Sydney (Ayo Edebiri) steht weiterhin im Zentrum, ihre Ambitionen und ihre Position im Team werden nuanciert beleuchtet. Die Serie bleibt der Darstellung einer Familie treu, die sich unter extremem Druck zusammenraufen muss. Die visuelle Ästhetik von „The Bear“ ist auch in der vierten Staffel von bemerkenswerter Qualität.


© 2022 DISNEY AND ITS RELATED ENTITIES

Die kulinarischen Kreationen werden weiterhin als kleine Kunstwerke inszeniert, die den Zuschauer optisch verwöhnen. Die Kameraführung fängt die Hektik der Küche und die intimen Momente der Charaktere mit einer eindringlichen Präzision ein. Besonders hervorzuheben sind jene Sequenzen, die einzelnen Figuren gewidmet sind und ihre inneren Monologe oder ihre Suche nach Ausgleich visualisieren. Diese ruhigeren Passagen, oft von einer atmosphärischen Beleuchtung und sorgfältig ausgewählten musikalischen Untermalung getragen, bieten einen Kontrast zur sonst so frenetischen Küchenumgebung und ermöglichen eine tiefere emotionale Verbindung zu den Charakteren. Ein Glanzlicht der Staffel ist eine Episode, die sich ganz Sydney widmet und Carmy kaum ins Bild rückt. Unter der Regie von Janicza Bravo entfaltet sich hier eine erfrischende Erzählung, die Sydneys pragmatische und emotional intelligente Art hervorhebt. Diese Episode zeigt das immense Potenzial des hervorragenden Nebenensembles und die Bereitschaft der Serie, über die Hauptfigur Carmy hinaus in die reichhaltigen Hintergrundgeschichten ihrer Charaktere einzutauchen. Dies ist ein kluger Schachzug für die Langlebigkeit der Serie und zeigt, dass „The Bear“ mehr ist als die Summe seiner Einzelteile – es ist ein Geflecht aus vielschichtigen Persönlichkeiten. Trotz ihrer Stärken navigiert die vierte Staffel auch durch die unvermeidlichen Herausforderungen, die eine so intensive Serie nach mehreren Staffeln mit sich bringt. Die explizite Thematisierung der „Stuckness“ oder des Gefühls, im selben Tag festzustecken, wie Carmy es selbst reflektiert, bedeutet eine bewusste Verlangsamung des Erzähltempos. Das Verfolgen der Beziehungen und der inneren Konflikte rückt noch stärker in den Vordergrund, was mitunter zu einer Verschiebung weg von den atemlosen Küchenschlachten der frühen Staffeln führt. Doch dieser Fokus auf die Beziehungen ist auch die Stärke der Staffel. Die Serie beweist, dass sie nicht nur vom Adrenalin und dem Chaos der Küche lebt, sondern auch von der Entwicklung ihrer Figuren. Das bewusste Zurückfahren von prominenten Gastauftritten zugunsten des Kernensembles ist eine kluge Entscheidung, die es den Zuschauern ermöglicht, sich noch stärker auf die vertrauten Gesichter einzulassen und deren Geschichten zu folgen. Die Serie ehrt ihre bisherige Reise, indem sie die Charaktere und ihre Beziehungen als Fundament für zukünftige Entwicklungen nutzt.


THE BEAR: KING OF THE KITCHEN – Staffel 4

Start: 26.06.25: DISNEY+
C: Christopher Storer | D: Jeremy Allen White, Ebon Moss-Bachrach
USA 2025 | FX Productions



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