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DVD & BLU-RAY | 26.11.2025

DIE GANGSTER GANG 2
Moralische Grauzonen, stilisierte Coolness und die Kunst des eleganten Sequels

Ein zweites Abenteuer voller stilistischer Finesse: „Die Gangster Gang 2“ beweist, dass Animationssequels nicht zwingend größer, lauter oder komplexer werden müssen, um zu begeistern. Mit rhythmischer Eleganz, feinem Humor und überraschender Figurenentwicklung setzt der Film die Erfolgslinie des Vorgängers fort – und zeigt, wie charmant cineastische Leichtigkeit sein kann.

von Franziska Keil


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Mit „Die Gangster Gang 2“, der am 27. November auf DVD und Blu-ray für das Heimkino erscheint, kehrt eine der stilistisch markantesten Animationscrews der letzten Jahre zurück – und liefert eine Fortsetzung, die ihre Qualitäten nicht über gigantische Dramaturgie oder thematische Aufladung definiert, sondern über die kontinuierliche Verfeinerung einer bereits überzeugenden ästhetischen und narrativen Formel. Der Film beweist, dass ein Sequel nicht zwangsläufig die Grenzen seines eigenen Universums sprengen muss, um Relevanz zu gewinnen. Manchmal genügt es, den ursprünglichen Funken wieder aufzugreifen – und ihn mit einem geschickten Funkenflug weiterzuleiten.

Handlung setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Films ein: Wolf, Schlange, Hai, Tarantel und Piranha stehen fest entschlossen auf dem Weg der Besserung – doch ihr Ruf als ehemalige Meisterdiebe verfolgt sie wie ein unausweichlicher Schatten. Die Gesellschaft, deren Vertrauen sie zurückgewinnen wollen, hält hartnäckig an der Vergangenheit fest. Diese Ausgangslage eröffnet eine feine Reflexion darüber, wie Reputationen entstehen, sich verhärten und gegen jede Bemühung der Läuterung behaupten – ein Thema, das erstaunlich erwachsen und feinfühlig in die Struktur eines Kinder- und Familienfilms integriert wird. Dass die Gang kurze Zeit später – ironisch und bittersüß – ausgerechnet von einem neuen, weiblichen Diebeskollektiv verehrt wird, das ihre früheren Taten wie sakrale Heist-Legenden betrachtet, verleiht dem Film eine Meta-Ebene: Moralische Ambivalenz trifft auf die popkulturelle Romantisierung des Gaunerhaften. Die Frage, wer hier Vorbild ist und wer Nachahmerin, wird mit intelligentem Witz, aber nie mit moralischem Zeigefinger verhandelt.

Bereits der erste Teil wurde für seine aufregende Mischung aus Grafiknovellen-Ästhetik, 70s-Coolness und modernen Anime-Einflüssen gelobt. „Die Gangster Gang 2“ treibt diesen visuell-musikalischen Stil weiter voran und beweist ein intuitives Gespür für kinetische Energie. Die Actionszenen sind choreografiert wie Jazzstücke: fließend, ungezwungen, überraschend. Besonders markant ist die Inszenierung der beiden rivalisierenden Crews, deren Bewegungen, Farbgebung und Kameraarbeit gegeneinander ausgespielt werden. Kitty und ihr Team sind scharfkantiger geschnitten, impulsiver animiert und stilistisch etwas greller – ein bewusster Kontrast zu Wolfs inzwischen selbstregulierter, geläuterter Coolness. Dieser Gegensatz verleiht dem Film Struktur, Haltung und Witz.


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

BAuf erzählerischer Ebene gelingt der Fortsetzung etwas Bemerkenswertes: Sie nutzt das neue Diebeskollektiv weniger als klassische Antagonisten, sondern als Spiegel, der Wolf und seine Crew mit der Frage konfrontiert, wer sie heute sein wollen – und wer sie früher hätten werden können. Die moralische Verführung, erneut in die alte Rolle zu schlüpfen, steht als zentrales Motiv über dem Film. Dabei bleiben die Beziehungen untereinander weiterhin Herzstück der Geschichte: Wolf und seine Crew funktionieren als gefundene Familie, die sich zwar nach außen hin neu definieren möchte, aber innerlich noch immer mit einer Identitätskrise ringt. Dieses Spannungsfeld verleiht dem Film emotionale Wärme, ohne ihn zu beschweren.

Die finale Wendung jedoch überschreitet in ihrer physikalischen Freiheit die zuvor etablierte Logik der Welt – eine Überzeichnung, die den Film kurze Zeit lang ins Überdreht-Kartoonhafte kippen lässt. Diese Diskrepanz wird allerdings durch Energie und Humor abgefedert, auch wenn sie den ansonsten geschmeidigen Rhythmus leicht unterbricht. Ebenso wirkt die Auflösung eines bestimmten Charakterbogens deutlich konstruiert, offenbar, um ein kommendes drittes Abenteuer vorzubereiten. Diese dramaturgische Weichenstellung schwächt das unmittelbare emotionale Gewicht, eröffnet aber gleichzeitig eine Perspektive auf das Franchise als weiter expandierende Serie.

Trotz kleiner struktureller Schwächen ist „Die Gangster Gang 2“ ein äußerst unterhaltsames, klug gestaltetes Sequel, das die Qualitäten des Originals bewahrt und zugleich neue Themenfelder erschließt: Selbstbestimmung, gesellschaftliche Wahrnehmung und die Frage nach moralischer Verantwortung in einem System, das schlechte Taten schneller abruft als gute Absichten anerkennt. So bleibt der Film ein Paradebeispiel dafür, wie Animationskino gleichermaßen Spaß, Tempo und subtextuelle Reife verbinden kann – ohne die Leichtigkeit des Genres zu verlieren.


DIE GANGSTER GANG 2

ET: DVD & Blu-ray | FSK 6
R: Pierre Perifel, Juan Pablo Sans | D: Sebastian Bezzel,
USA 2025 | Universal Pictures Germany GmbH


 


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