DIE
GANGSTER GANG 2
Moralische Grauzonen, stilisierte Coolness und die
Kunst des eleganten Sequels
Ein zweites
Abenteuer voller stilistischer Finesse: „Die Gangster Gang 2“
beweist, dass Animationssequels nicht zwingend größer,
lauter oder komplexer werden müssen, um zu begeistern. Mit rhythmischer
Eleganz, feinem Humor und überraschender Figurenentwicklung setzt
der Film die Erfolgslinie des Vorgängers fort – und zeigt,
wie charmant cineastische Leichtigkeit sein kann.
Mit
„Die Gangster Gang 2“, der am 27. November auf DVD und
Blu-ray für das Heimkino erscheint, kehrt eine der stilistisch
markantesten Animationscrews der letzten Jahre zurück –
und liefert eine Fortsetzung, die ihre Qualitäten nicht über
gigantische Dramaturgie oder thematische Aufladung definiert, sondern
über die kontinuierliche Verfeinerung einer bereits überzeugenden
ästhetischen und narrativen Formel. Der Film beweist, dass ein
Sequel nicht zwangsläufig die Grenzen seines eigenen Universums
sprengen muss, um Relevanz zu gewinnen. Manchmal genügt es, den
ursprünglichen Funken wieder aufzugreifen – und ihn mit
einem geschickten Funkenflug weiterzuleiten.
Handlung
setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Films ein: Wolf, Schlange,
Hai, Tarantel und Piranha stehen fest entschlossen auf dem Weg der
Besserung – doch ihr Ruf als ehemalige Meisterdiebe verfolgt
sie wie ein unausweichlicher Schatten.
Die Gesellschaft, deren Vertrauen sie zurückgewinnen wollen,
hält hartnäckig an der Vergangenheit fest. Diese Ausgangslage
eröffnet eine feine Reflexion darüber, wie Reputationen
entstehen, sich verhärten und gegen jede Bemühung der Läuterung
behaupten – ein Thema, das erstaunlich erwachsen und feinfühlig
in die Struktur eines Kinder- und Familienfilms integriert wird. Dass
die Gang kurze Zeit später – ironisch und bittersüß
– ausgerechnet von einem neuen, weiblichen Diebeskollektiv verehrt
wird, das ihre früheren Taten wie sakrale Heist-Legenden betrachtet,
verleiht dem Film eine Meta-Ebene: Moralische Ambivalenz trifft auf
die popkulturelle Romantisierung des Gaunerhaften. Die Frage, wer
hier Vorbild ist und wer Nachahmerin, wird mit intelligentem Witz,
aber nie mit moralischem Zeigefinger verhandelt.
Bereits der erste Teil wurde für seine
aufregende Mischung aus Grafiknovellen-Ästhetik, 70s-Coolness
und modernen Anime-Einflüssen gelobt. „Die Gangster Gang
2“ treibt diesen visuell-musikalischen Stil weiter voran und
beweist ein intuitives Gespür für kinetische Energie. Die
Actionszenen sind choreografiert wie Jazzstücke: fließend,
ungezwungen, überraschend. Besonders markant ist die Inszenierung
der beiden rivalisierenden Crews, deren Bewegungen, Farbgebung und
Kameraarbeit gegeneinander ausgespielt werden. Kitty und ihr Team
sind scharfkantiger geschnitten, impulsiver animiert und stilistisch
etwas greller – ein bewusster Kontrast zu Wolfs inzwischen selbstregulierter,
geläuterter Coolness. Dieser Gegensatz verleiht dem Film Struktur,
Haltung und Witz.
BAuf
erzählerischer Ebene gelingt der Fortsetzung etwas Bemerkenswertes:
Sie nutzt das neue Diebeskollektiv weniger als klassische Antagonisten,
sondern als Spiegel, der Wolf und seine Crew mit der Frage konfrontiert,
wer sie heute sein wollen – und wer sie früher hätten
werden können. Die moralische Verführung, erneut in die
alte Rolle zu schlüpfen, steht als zentrales Motiv über
dem Film. Dabei bleiben die Beziehungen untereinander weiterhin Herzstück
der Geschichte: Wolf und seine Crew funktionieren als gefundene Familie,
die sich zwar nach außen hin neu definieren möchte, aber
innerlich noch immer mit einer Identitätskrise ringt. Dieses
Spannungsfeld verleiht dem Film emotionale Wärme, ohne ihn zu
beschweren.
Die finale Wendung jedoch überschreitet
in ihrer physikalischen Freiheit die zuvor etablierte Logik der Welt
– eine Überzeichnung, die den Film kurze Zeit lang ins
Überdreht-Kartoonhafte kippen lässt. Diese Diskrepanz wird
allerdings durch Energie und Humor abgefedert, auch wenn sie den ansonsten
geschmeidigen Rhythmus leicht unterbricht. Ebenso wirkt die Auflösung
eines bestimmten Charakterbogens deutlich konstruiert, offenbar, um
ein kommendes drittes Abenteuer vorzubereiten. Diese dramaturgische
Weichenstellung schwächt das unmittelbare emotionale Gewicht,
eröffnet aber gleichzeitig eine Perspektive auf das Franchise
als weiter expandierende Serie.
Trotz kleiner struktureller Schwächen
ist „Die Gangster Gang 2“ ein äußerst unterhaltsames,
klug gestaltetes Sequel, das die Qualitäten des Originals bewahrt
und zugleich neue Themenfelder erschließt: Selbstbestimmung,
gesellschaftliche Wahrnehmung und die Frage nach moralischer Verantwortung
in einem System, das schlechte Taten schneller abruft als gute Absichten
anerkennt. So bleibt der Film ein Paradebeispiel dafür, wie Animationskino
gleichermaßen Spaß, Tempo und subtextuelle Reife verbinden
kann – ohne die Leichtigkeit des Genres zu verlieren.
DIE GANGSTER GANG 2
ET:
DVD & Blu-ray | FSK 6
R: Pierre Perifel, Juan Pablo Sans | D: Sebastian Bezzel,
USA 2025 | Universal Pictures Germany GmbH