Ein
ikonisches Monster als Spiegel gesellschaftlicher Ängste: Die
„Predator 5-Movie-Collection“ offenbart die erstaunliche
Wandlungsfähigkeit eines Franchise, das seit 1987 das Verhältnis
von Macht, Gewalt und Fremdheit neu verhandelt. In ihrer Gesamtschau
wird sichtbar, wie sich ästhetische Formen, kulturelle Diskurse
und genreprägende Mythen über vier Jahrzehnte ineinanderschieben.
Mit
der am 28. November auf DVD, Blu-ray und 4K UHD erschienenen „Predator
5-Movie-Collection“ wird eines der langlebigsten, wirkungsmächtigsten
und zugleich wandlungsfreudigsten Science-Fiction-Franchises unserer
Zeit in einer Gesamtschau greifbar. Die Sammlung umfasst fünf
Filme – „Predator“, „Predator 2“, „Predators“,
„Predator – Upgrade“ und „Prey“ –
die zusammen nicht nur eine faszinierende Genre-Evolution dokumentieren,
sondern auch den stetigen Wandel kulturhistorischer Ängste, Sehnsüchte
und Machtfantasien spiegeln. Von testosterongeladener 80er-Jahre-Action
über urbane Dystopien und existenzielle Jagdparabeln bis hin
zur postkolonialen Neuinterpretation eröffnet die Reihe ein Panorama,
das weit über den Mythos des tödlichen Jägers aus dem
All hinausreicht. John McTiernans „Predator“ (1987) ist
bis heute das pulsierende Herz des Franchise – ein Film, der
als Hybrid aus Actionkino, Survival-Thriller und Science-Fiction neue
Maßstäbe setzte. Sein Konzept einer Übermacht aus
dem All, die den Menschen zum bloßen Wild degradiert, schärfte
das Verhältnis zwischen Zivilisation und archaischer Gewalt wie
kaum ein anderer Blockbuster seiner Zeit. Die dichte Dschungelatmosphäre,
die progressive Enthüllung des unsichtbaren Jägers und die
ikonische Physis Arnold Schwarzeneggers machten den Film zu einem
filmhistorischen Fixpunkt. „Predator“ war nie nur ein
Actionfilm – er war ein Kommentar zur Hybris militärischer
Allmachtsfantasien und zur Erkenntnis, dass sich der Mensch im Angesicht
eines radikal Anderen als erstaunlich verletzlich erweist. Stephen
Hopkins’ „Predator 2“ (1990) verschob das Setting
radikal: Statt tropischer Wildnis nun urbaner Verfall im Los Angeles
der nahen Zukunft. Der Perspektivwechsel veränderte den Ton des
Franchise, indem er die Figur des Predators in einen Raum gesellschaftlicher
Spannungen rückte – ein Umfeld, in dem Gewalt, Macht und
Kontrolle bereits auf fragilen Fundamenten ruhten. Der Film ist weniger
elegant als sein Vorgänger, aber ästhetisch kühn: Er
denkt den Predator als Spiegel einer aggressiven Gesellschaft weiter,
in der die Grenze zwischen Jäger und Gejagtem längst verschwimmt.
Erst 2010 kehrte das Franchise mit Nimród Antals „Predators“
zum erzählerischen Ursprung zurück – jedoch mit dem
entscheidenden Twist, dass der Dschungel nun ein fremder Planet ist.
Dieses
Setting entfaltet eine existenzielle Dimension: Der Mensch ist nicht
länger Eindringling, sondern Beute auf einem Spielplatz, der
für seine Vernichtung geschaffen wurde. Der Film ist zugleich
Hommage und Erneuerung, ein bewusst entschlacktes Survivalstück,
das die mythische Bedeutung des Predators als Prüfstein menschlicher
Entschlossenheit erneut ins Zentrum rückt. Shane Blacks „Predator
– Upgrade“ (2018) ist der wohl experimentellste Beitrag
der Reihe – tonal wild, mitunter unausgewogen, aber filmisch
mutig. Der Film versucht, die Mythologie über genetische Evolution
und militärische Ausbeutungsphantasien zu erweitern, und öffnet
den Kosmos für eine überlebensgroße Science-Fiction-Satire.
Auch wenn die Balance zwischen ironischer Brechung und ernsthafter
Bedrohung nicht immer gelingt, markiert der Beitrag einen wichtigen
Versuch, das Franchise nicht nur fortzuschreiben, sondern infrage
zu stellen. Mit Dan Trachtenbergs „Prey“ (2022) fand das
Franchise eine künstlerische Wiedergeburt. Die Verlagerung in
das Nordamerika des frühen 18. Jahrhunderts, der Fokus auf indigene
Perspektiven und die radikale Reduktion auf archaische Survivalmechanismen
hoben die Mythologie auf ein neues filmisches Niveau. Statt spektakulärer
Waffentechnik stehen Körperlichkeit, Handwerkskunst und Intuition
im Zentrum. Prey wird so zu einer seltenen Mischung aus Historienfilm,
Coming-of-Age-Erzählung und anthropologischer Reflexion –
und zu einer radikalen Umdeutung des Predator-Mythos als Geschichte
von Widerstand und kultureller Selbstbehauptung. Über fast vier
Jahrzehnte hinweg hat das Predator-Franchise zentrale Transformationen
des Action- und Science-Fiction-Kinos begleitet – und mitgestaltet.
Es verkörpert die Verschiebung vom brachialen Körperkino
der 80er über die komplexeren moralischen Kodierungen der 90er
und 2000er bis hin zu den postkolonialen, identitätspolitischen
und ökologischen Diskursen der Gegenwart. Jeder Film ist ein
Kommentar zu seiner Zeit: ein Spiegel gesellschaftlicher Unsicherheiten,
militärischer Selbstbilder und kultureller Auseinandersetzungen
mit Fremdheit, Macht und Technologie. Die „Predator 5-Movie-Collection“
ist weit mehr als eine Zusammenstellung erfolgreicher Genre-Filme.
Sie ist ein filmhistorisches Archiv – ein Mikrokosmos sich wandelnder
Erzähltraditionen, ästhetischer Formensuche und kultureller
Selbstbefragung.
PREDATOR 5-MOVIE-COLLECTION
ET:
28.11.25: DVD-, Blu-ray- und 4K UHD-Box | FSK 18
D: Alice Braga, Bill Paxton, Adrien Brody, Danny Glover, Arnold
Schwarzenegger
USA 2025 | LEONINE
Extras:
Audiokommentar von Regisseur John McTiernan / Textkommentar von
Filmhistoriker Eric Lichtenfeld,
Audiokommentar von Regisseur Stephen Hopkins / Audiokommentar von
den Drehbuchautoren Jim Thomas
und John Thomas, Audiokommentar von Robert Rodriguez und Nimród
Antal / Prequel-Comic / Kurzdoku, Entfallene Szenen /
Hinter den Kulissen mit Regisseur Shane Black / Featurettes