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DVD & BLU-RAY | 31.12.2025

AFTERBURN

Zwischen ästhetischer Analyse und kulturhistorischer Einordnung entfaltet sich ein präziser Blick auf das Kino als Spiegel gesellschaftlicher Umbrüche. „Afterburn“ ist nicht bloßes Narrativ, sondern ein komplexes Gefüge aus Bildpolitik, Ideologie und Wahrnehmung.

von Franziska Keil


© LEONINE

Mit „Afterburn“, der am 05. Dezember für das Heimkino erschienen ist, betritt ein Film die Bühne, der sich mit demonstrativer Lust an Übertreibung, Körperlichkeit und Genrekonventionen in ein postapokalyptisches Szenario stürzt. Regisseur J.J. Perry, dessen Herkunft aus der Stunt- und Actionchoreografie unverkennbar ist, entwirft eine Zukunftsvision, die weniger an kontemplative Endzeitparabeln erinnert als an ein bewusst lärmendes Spektakel: roh, schweißtreibend und ungeduldig. „Afterburn“ will kein philosophisches Trümmerfeld erkunden, sondern eine Welt, in der Überleben vor allem bedeutet, sich durchzuschlagen – mit Fäusten, Waffen und unerschütterlichem Vorwärtsdrang. Im Zentrum steht Jake, verkörpert von Dave Bautista, ein ehemaliger Soldat, der sich nun als Schatzjäger durch das verwüstete Europa bewegt. Bautista trägt den Film mit einer Präsenz, die physische Wucht und müde Melancholie miteinander verbindet. Seine Figur ist kein klassischer Held, sondern ein Mann, dessen Vergangenheit schwer auf den Schultern liegt, auch wenn das Drehbuch diese innere Last eher andeutet als wirklich ausformuliert. Gerade darin liegt jedoch eine gewisse Stärke: Bautista füllt die Leerstellen mit Körperhaltung, Blicken und einer rauen Lakonie, die Jake glaubwürdiger macht, als es der Text allein vermag. Die Ausgangsidee – die Suche nach der Mona Lisa in einer durch eine Sonnenkatastrophe zerstörten Welt – besitzt ein geradezu anarchisches Potenzial. Kunst, einst Symbol kultureller Kontinuität, wird hier zum begehrten Artefakt in einer Welt, die kaum noch Raum für Bedeutung jenseits des Überlebens kennt. „Afterburn“ nutzt diese Prämisse allerdings weniger als Reflexionsfläche denn als Motor für eine Abfolge von Setpieces. Der Film entscheidet sich klar für Tempo und Aktion, nicht für Tiefenschärfe. Dennoch bleibt der Gedanke reizvoll, dass selbst im völligen Zerfall noch Objekte existieren, an denen sich Macht, Besitz und Erinnerung entzünden. An Jakes Seite stehen Drea (Olga Kurylenko), eine Freiheitskämpferin mit eigener Agenda, und Valentine (Samuel L. Jackson), ein revolutionärer Veteran, dessen Motive bewusst vage gehalten werden.


© LEONINE

Kurylenko gelingt es, ihrer Figur trotz begrenzter dramaturgischer Entfaltung emotionale Erdung zu verleihen; sie fungiert als leiser Gegenpol zur testosterongetränkten Gewaltspirale. Jackson hingegen bleibt eher eine ikonische Erscheinung als eine ausgearbeitete Figur – präsent, markant, aber selten wirklich involviert. Diese Ungleichgewichte im Ensemble verweisen auf ein grundsätzliches Problem des Films: Charaktere dienen primär der Bewegung von Handlung und Action, weniger der Entwicklung innerer Konflikte. Formal entfaltet „Afterburn“ seine größte Überzeugungskraft in den Actionsequenzen. Perry inszeniert Verfolgungsjagden und Kämpfe mit spürbarer Handwerkssicherheit. Die Choreografien sind hart, direkt und körperlich nachvollziehbar, was den Auseinandersetzungen eine rohe Unmittelbarkeit verleiht. Besonders hervorzuheben sind Momente, in denen das Chaos der zerstörten Welt mit klarer räumlicher Orientierung verbunden wird – hier zeigt sich Perrys Erfahrung im präzisen Arrangieren von Bewegung. Die Gewalt ist explizit, teilweise exzessiv, aber stets als Teil eines kompromisslosen B-Movie-Ansatzes zu lesen, der seine R-Rating-Ambitionen nicht kaschiert. Weniger überzeugend wirkt hingegen die visuelle Gestaltung der Welt. Zwar entfalten einige Kreaturendesigns eine effektive Groteske, doch andere digitale Effekte wirken uneinheitlich und reißen den Zuschauer aus der Immersion. Die postapokalyptischen Landschaften bleiben oft generisch, eher Kulisse als erzählerisch aufgeladener Raum. Europa erscheint hier nicht als historisch gewachsener Kontinent im Ruin, sondern als austauschbares Ödland, das vor allem Platz für Explosionen und Gefechte bietet. Thematisch deutet „Afterburn“ immer wieder größere Fragen an – nach Erinnerung, kulturellem Erbe, Schuld und Erlösung –, entscheidet sich jedoch konsequent dagegen, diese auszuleuchten. Die Erzählung rast voran, lässt kaum Raum für Reflexion und priorisiert Spektakel über Subtext. Diese Entscheidung ist zugleich Schwäche und Ehrlichkeit des Films. „Afterburn“ gibt nicht vor, mehr sein zu wollen, als ein geradliniger Actionritt, der sich aus Versatzstücken von Endzeitkino, Comic-Ästhetik und Abenteuerfilm speist.


AFTERBURN

ET: 05.12.25: DVD, Blu-ray und digital | FSK 16
R: J.J. Perry | D: Dave Bautista, Olga Kurylenko, Samuel L. Jackson
USA 2025 | LEONINE


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