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DVD & BLU-RAY | 16.07.2025

EDEN

In der Zwischenkriegszeit suchen Idealisten und Träumer auf der abgelegenen Galápagos-Insel Floreana ein neues Leben fernab der Zivilisation. Was als utopisches Aussteigerprojekt beginnt, wird zum Albtraum, als eine mysteriöse Baronin mit dunklen Absichten die fragile Gemeinschaft ins Chaos stürzt.

von Franziska Keil


© 2025 LEONINE Studios

Am 18. Juli 2025 erscheint Ron Howards Spielfilm „Eden“ für das Heimkino, und mit ihm eine Erzählung, die trotz ihrer ambitionierten Prämisse und eines prominenten Ensembles letztlich im Meer der Unglaubwürdigkeit versinkt. Howard, ein Regisseur, der für seine Fähigkeit bekannt ist, komplexe Geschichten mit menschlichem Kern zu inszenieren, scheitert in „Eden“ daran, seine Figuren überzeugend zu erden und die existenzielle Dramatik der Situation glaubwürdig zu vermitteln. Was als packendes Überlebensdrama gedacht war, entpuppt sich als eine oberflächliche Meditation über Isolation, die an ihrer eigenen Inszenierung scheitert. „Eden“ versammelt eine Gruppe von Charakteren auf einer abgelegenen Insel im Pazifik, wo sie nach einem Flugzeugabsturz um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Prämisse ist klassisch für das Genre: Die Isolation zwingt die Individuen, sich ihren tiefsten Ängsten und Schwächen zu stellen, während die Grenzen menschlicher Moral unter extremen Bedingungen auf die Probe gestellt werden. Doch genau hier beginnt die Kritik: Der Film verharrt zu oft an der Oberfläche seiner Charaktere. Statt eine tiefgehende psychologische Entwicklung oder authentische menschliche Reaktionen auf die beispiellose Notlage zu zeigen, wirken die Protagonisten oft wie bloße Funktionen der Handlung, die vorhersehbare Konflikte und Klischees bedienen. Die Dialoge erscheinen an vielen Stellen konstruiert und wirken nicht wie die spontanen Äußerungen von Menschen am Rande des Abgrunds.


© 2025 LEONINE Studios

Ihre Reaktionen auf Hunger, Durst, Krankheit und die ständige Bedrohung durch die Elemente bleiben seltsam steril und erreichen selten die Intensität, die man von einem solchen Szenario erwarten würde. Die Darsteller, die in anderen Werken ihr Können bewiesen haben, wirken in „Eden“ gefangen in einem Drehbuch, das ihnen wenig Raum für nuancierte Darstellungen lässt. Ihre Leidenschaften, Ängste und Hoffnungen werden eher behauptet als glaubhaft entwickelt, wodurch es dem Publikum schwerfällt, eine echte Empathie für ihr Schicksal zu empfinden. Obwohl Ron Howard für seine visuelle Kompetenz bekannt ist, vermag „Eden“ die Schönheit und gleichzeitige Trostlosigkeit des Schauplatzes nicht in eine fesselnde visuelle Sprache zu übersetzen. Die Naturkulisse, die eigentlich eine majestätische und bedrohliche Präsenz haben sollte, bleibt oft eine bloße Tapete für das Geschehen. Die Kameraarbeit wirkt funktionell, aber selten inspirierend, und verpasst die Gelegenheit, die visuelle Poesie der Isolation oder die rohe Gewalt der Natur einzufangen. Stattdessen werden die extremen Bedingungen – die sengende Sonne, die unendliche Weite des Ozeans, die schwindenden Ressourcen – nur unzureichend als treibende Kräfte für das Drama genutzt. Die erzählerische Struktur des Films leidet ebenfalls unter einer gewissen Formlosigkeit. Der Film findet keinen klaren Rhythmus, springt zuweilen sprunghaft zwischen den Ereignissen hin und her und verpasst es, eine kohärente Spannungskurve aufzubauen. Entscheidende Momente, die das Potenzial für emotionale Höhepunkte hätten, verpuffen oft ungenutzt. Auch die Konflikte innerhalb der Gruppe, die in einem Überlebensdrama essentiell sind, wirken manchmal erzwungen oder lösen sich zu schnell auf, ohne nachhaltige Konsequenzen für die Figuren zu haben.


EDEN

ET: 18.07.25: DVD, Blu-ray und digital | FSK 16
R: Ron Howard | D: Jude Law, Ana de Armas, Vanessa Kirby
USA, Kanada 2025 | LEONINE


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