SCREAMBOAT
Splatter, Satire und die Groteske der Popkultur
Die
monströse Maus Screamboat Willie verwandelt eine routinemäßige
Schifffahrt in einen urkomischen Alptraum! Cindi nimmt die letzte
Fähre nach New York. Doch während der Fahrt verschwinden
immer mehr Gäste. Willie richtet blutiges Chaos, Terror und Verwüstung
an. Eingeschlossen auf dem Boot müssen Cindi und die anderen
Passagiere den Kampf mit dem Monster aufnehmen. Es geht ums nackte
Überleben!
Am
4. September erschien Steven LaMortes Horrorfarce „Screamboat“
auf DVD und Blu-ray und ist damit nun auch im Heimkino verfügbar.
Der Film, der bereits im Vorfeld für Schlagzeilen sorgte, weil
er die ikonische Figur aus Disneys „Steamboat Willie“
in einen mordlüsternen Killer verwandelte, spielt virtuos mit
den Möglichkeiten der Public Domain: Kaum war die Urheberfrist
des Originals abgelaufen, wurde die unschuldige Maus zur Fratze des
Grauens. LaMorte verlegte seine Geschichte nicht in künstliche
Kulissen, sondern nutzte reale Drehorte auf der Staten-Island-Fähre.
Dieses Setting verleiht dem Film eine eigenartige Authentizität:
Die Alltäglichkeit des Pendlerverkehrs wird zur Folie für
ein groteskes Blutbad, in dem die Monster-Maus mit diabolischer Energie
wütet. David Howard Thornton, berühmt durch seine Auftritte
in der „Terrifier“-Reihe, verleiht der Kreatur eine clowneske
Grausamkeit, die gleichermaßen verstört wie fasziniert.
„Screamboat“ ist kein Film, der sich durch Subtilität
auszeichnet. LaMorte setzt auf eine Mischung aus exzessivem Splatter
und schwarzem Humor, die man am treffendsten als „Splatstick“
bezeichnen kann – eine Spielart, die an die frühen Peter-Jackson-Filme
erinnert. Gewalt wird hier bewusst überzeichnet und zur grotesken
Komik gesteigert. Doch diese Überzeichnung ist zugleich die größte
Stärke wie die größte Schwäche des Films: Während
manche Kritiker den anarchischen Witz feiern, monieren andere das
Fehlen erzählerischer Tiefe und formaler Eleganz. Gerade in seiner
Übertreibung erweist sich „Screamboat“ als Kommentar
zur Macht ikonischer Bilder.
Indem eine der bekanntesten Figuren der Popkultur entweiht und in
ein Horrorvehikel verwandelt wird, legt der Film die Fragilität
kultureller Symbole offen. Das Werk ist damit mehr als ein Splatter-Spaß:
Es ist eine ironische Reflexion über die Aneignung von Bildern,
über Copyright als kulturelle Fessel – und über das,
was geschieht, wenn diese Fesseln fallen. Neben Thorntons überbordender
Performance lebt der Film von Allison Pittell, die als „Final
Girl“ Selena den bluttriefenden Exzessen eine fragile Menschlichkeit
entgegensetzt. Die Inszenierung arbeitet mit einer Mischung aus Puppenspiel,
Make-up-Effekten und CGI. Diese hybride Bildsprache trägt zum
surrealen Ton bei, wirkt mitunter jedoch inkonsistent – mal
grotesk übersteigert, mal visuell unfertig. „Screamboat“
ist kein Film für Puristen des Horrors, sondern für jene,
die Lust haben auf Grenzüberschreitungen zwischen Trash und Satire.
Er ist grell, roh und provokativ, zugleich aber ein Produkt seiner
Zeit: ein Kind der Public-Domain-Ära, in der sich kulturelle
Ikonen neu erfinden – oder entstellen – lassen. So verlässt
man den Film mit zwiespältigen Gefühlen: irritiert von seiner
Schrillheit, amüsiert von seiner grotesken Überzeichnung,
aber auch beeindruckt von seinem Mut, ausgerechnet eine Ikone der
Kindheit zum Werkzeug des Schreckens zu machen. In dieser Ambivalenz
liegt die eigentliche Qualität des Films – und vielleicht
auch der Grund, weshalb „Screamboat“ das Zeug zum Kultklassiker
hat
SCREAMBOAT
ET:
04.09.25: DVD und Blu-Rayk | FSK 18
R: Steven LaMorte | D: David Howard Thornton, Tyler Posey, Jared
Johnston
USA 2025 | Tiberius Film