"Wenn
die Sonne hell ist und der Wind still steht, kommt sie zu dir wie
ein plötzlicher Schauer. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt,
wie sie dorthin kam, wirst du nie erfahren. Heute ist der Tag."
Mit dieser kryptischen Warnung schickt eine jenseitige Frau eine Familie
in einen scheinbar unausweichlichen Albtraum.
Am
26. Juni 2025 erschien Jaume Collet-Serras Spielfilm „The Woman
In The Yard“ für das Heimkino auf DVD und Blu-ray. Der
spanische Regisseur, bekannt für seine effektiven Thriller, in
denen er oft seinen Stammschauspieler Liam Neeson inszeniert, wagt
sich hier an ein weiteres Genre, das auf subtilen Terror und psychologische
Spannung setzt: den Home-Invasion-Thriller. Mit einer vielversprechenden
Prämisse und einer versierten Inszenierung versucht der Film,
die klaustrophobische Angst vor dem Eindringling im eigenen Heim zu
nutzen. Doch während „The Woman In The Yard“ in seiner
technischen Ausführung überzeugt, ringt er damit, über
die Genregrenzen hinauszugehen und eine tiefere, nachhaltige Wirkung
zu erzielen. Der
Film konzentriert sich auf die unheilvolle Präsenz einer unbekannten
Frau, die scheinbar aus dem Nichts im Garten einer Protagonistin auftaucht
und deren Heim zu einem Ort des permanenten Schreckens macht. Jaume
Collet-Serra versteht es, von Beginn an eine beklemmende Atmosphäre
zu etablieren. Die Kameraarbeit ist präzise, nutzt oft subjektive
Perspektiven und enge Bildausschnitte, um die Isolation der Hauptfigur
zu betonen und die Bedrohung spürbar zu machen. Das Sounddesign
spielt eine entscheidende Rolle, indem es durch subtile Geräusche
– ein Rascheln im Gebüsch, ein leises Knarren, das unerwartete
Erscheinen einer Silhouette – die Nerven des Publikums strapaziert.
Die visuelle Gestaltung der geheimnisvollen Frau ist oft minimalistisch
gehalten, was ihre Präsenz noch unheimlicher erscheinen lässt,
da die Bedrohung eher gespürt als vollständig gesehen wird.
Die Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, die psychologische
Komponente der Home-Invasion zu nutzen.
Es
ist nicht allein die physische Gefahr, die das Grauen ausmacht, sondern
vielmehr die Verletzung des sichersten Rückzugsortes –
des eigenen Hauses. Die Protagonistin wird in ihren eigenen vier Wänden
zu einer Gefangenen der Angst, und der Film schildert eindringlich,
wie Paranoia und Verzweiflung die Wahrnehmung verzerren können.
Die Isolation der Hauptfigur wird effektiv dargestellt, was das Gefühl
der Ausweglosigkeit verstärkt. Trotz seiner effektiven Spannungsaufbau-Methoden
und der routinierten Regie von Collet-Serra offenbart „The Woman
In The Yard“ auch Schwächen, die ihn daran hindern, ein
wirklich herausragender Genrebeitrag zu werden. Die Handlung verlässt
sich zu stark auf etablierte Muster des Home-Invasion-Thrillers. Obwohl
die Ausführung solide ist, bietet der Film nur wenig innovative
Wendungen oder tiefere thematische Schichten, die über die reine
Schreckensinszenierung hinausgehen. Die Motivation der „Frau
im Garten“ bleibt bisweilen nebulös oder wirkt im Verlauf
der Geschichte nicht immer vollends überzeugend, was die emotionale
Bindung an den Konflikt schwächen kann. Die Charakterentwicklung
der Hauptfigur bleibt ebenfalls relativ begrenzt. Während die
Darstellung der Angst und des Überlebenskampfes authentisch ist,
vermisst man zuweilen eine tiefere psychologische Erkundung der Protagonistin
und ihrer inneren Welt. Dies führt dazu, dass der Film zwar packend
ist, aber nicht die emotionale Resonanz oder die intellektuelle Herausforderung
bietet, die man von einem Meisterwerk des Genres erwarten könnte,
das sich beispielsweise mit Fragen von Schuld, Traumata oder gesellschaftlicher
Entfremdung auseinandersetzt. „The Woman In The Yard“
konzentriert sich primär auf den Nervenkitzel, was für einen
effektiven Thriller ausreicht, aber seine Ambitionen begrenzt.
THE WOMAN IN THE YARD
ET:
29.05.25: digital / 26.06.25: DVD, Blu-ray | FSK 16
R: Jaume Collet-Serra | D: Danielle Deadwyler, Okwui Okpokwasili,
Russell Hornsby
USA 2024 | Universal Pictures Germany GmbH
Bonusmaterial:
Making of von "The Woman in de Yard", Unter dem Schleier