Magie,
Macht und das Spiel mit der Illusion
DIE UNFASSBAREN 3 – NOW YOU SEE ME
Mit „Die
Unfassbaren 3 – Now You See Me“ kehrt das Staunen ins
Kino zurück. Ruben Fleischer verbindet Heist, Magie und Selbstreflexion
zu einem funkelnden Spiel über Täuschung, Glauben und das
Kino selbst – ein filmischer Zaubertrick, der noch lange nach
dem Abspann nachwirkt.
Wenn
am 13. November der dritte Teil der „Die Unfassbaren“-Reihe
in die Kinos kommt, schließt sich nicht einfach ein weiteres
Kapitel eines glitzernden Heist-Franchise – vielmehr setzt „Die
Unfassbaren 3 – Now You See Me“ ein funkelndes Ausrufezeichen
hinter die Frage, ob Illusion heute noch als wahrhaftiges Kinoerlebnis
gelten kann. In einer Zeit, in der digitale Effekte längst das
Magische ersetzt haben, wagt Regisseur Ruben Fleischer das scheinbar
Unmögliche: Er lässt uns wieder staunen. Nicht über
das, was wir sehen – sondern über das, was wir glauben
zu sehen.
Schon
seit dem ersten Teil von 2013 war die Grundidee bestechend simpel
und zugleich berauschend modern: Magier, die ihre Bühnenillusionen
in den Dienst des perfekten Verbrechens stellen, und dabei die Grenzen
zwischen Show, Betrug und Moral verwischen. Mit dem dritten Film wird
diese Prämisse nun erweitert, globalisiert und in gewisser Weise
auch reflektiert. Die einstigen „Four Horsemen“, jene
charismatische Magiergruppe um Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), Merritt
McKinney (Woody Harrelson), Jack Wilder (Dave Franco) und Henley Reeves
(Isla Fisher), treten erneut in Aktion – diesmal jedoch nicht
nur als Künstler, sondern als Legende, die in die nächste
Generation übergeht. Neu im Spiel sind Bosco (Dominic Sessa),
June (Ariana Greenblatt) und Charlie (Justice Smith), drei junge Magier,
die nicht nur technische Virtuosität mitbringen, sondern auch
den jugendlichen Trotz einer Generation, die ihre Wunder im digitalen
Raum sucht. Gemeinsam müssen sie einen spektakulären Coup
durchführen – den Diebstahl eines gigantischen Diamanten
aus den Händen einer eiskalten Waffenhändlerin (Rosamund
Pike in einer genüsslich überzeichneten Schurkenrolle).
Doch „Die Unfassbaren 3“ ist mehr als eine Abfolge glänzender
Tricks: Es ist ein Film über das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung,
über den schmalen Grat zwischen Kontrolle und Chaos, über
das Menschliche im Magischen.
Wenn
Steven Soderberghs „Ocean’s Eleven“ das elegante
Kasino-Drama der alten Schule repräsentierte, dann ist „Die
Unfassbaren 3“ die logische Weiterentwicklung im Zeitalter des
Spektakels. Wo früher der Coup ein Mittel zur Wiederherstellung
von Gerechtigkeit war, ist er hier Teil einer globalen Performance
– ein Tanz aus Licht, Betrug und Empathie. Fleischer inszeniert
das Ganze mit dem Gespür eines Regisseurs, der versteht, dass
Täuschung heute weniger im Trick selbst liegt als in der Art,
wie wir ihn emotional begreifen. Seine Kamera bleibt in ständiger
Bewegung, schwebt durch neonfarbene Metropolen, überfliegt digitale
Interfaces und verweilt auf den Gesichtern jener, die zwischen Skepsis
und Staunen oszillieren. Das visuelle Konzept des Films erinnert an
eine zeitgenössische Zirkusästhetik, in der jede Bewegung
choreografiert, jeder Blick kalkuliert, jede Enthüllung ein Teil
des nächsten Tricks ist. Dabei gelingt Fleischer etwas, das vielen
modernen Blockbustern fehlt: Er nutzt die Illusion als Sprache, nicht
als Dekoration. Die Magie dient nicht dem Effekt, sondern der Erkenntnis.
In dieser Hinsicht ist „Die Unfassbaren 3“ vielleicht
der philosophischste Film der Reihe – ein Werk über den
Glauben an das Unglaubliche in einer Welt, die längst aufgehört
hat zu glauben.
Dass
das Schauspielerensemble dabei der eigentliche Zaubertrick des Films
ist, überrascht kaum. Jesse Eisenberg bleibt die intellektuelle
Achse der Reihe – brillant in seiner nervösen Präzision,
zynisch und zugleich sehnsüchtig nach Wahrheit. Woody Harrelson
bringt jene anarchische Nonchalance ein, die den Film immer wieder
ins Komödiantische kippen lässt, während Isla Fisher
und Dave Franco die Balance zwischen Charme und moralischem Zweifel
halten. Die Neuzugänge fügen sich erstaunlich harmonisch
in das bestehende Gefüge ein. Besonders Ariana Greenblatt, die
mit ihrer Rolle in „Barbie“ als jugendlich wache Stimme
der Reflexion beeindruckte, überzeugt hier mit einer Mischung
aus Energie, Verletzlichkeit und rebellischem Witz. Ihre Figur June
ist keine reine Bewunderin der alten Magiergeneration, sondern deren
kritisches Echo – eine, die Illusion nicht als Flucht, sondern
als Erkenntnis nutzt. Greenblatt, die zu den spannendsten Talenten
ihrer Generation zählt, bringt eine ungekünstelte Präsenz
ein, die das Ensemble elektrisiert. Justice Smith, zuletzt in „Dungeons
& Dragons: Ehre unter Dieben“ zu sehen, steuert eine fein
austarierte Sensibilität bei, die das Spektakel menschlich erdet.
Sein Charlie ist der nachdenklichste unter den neuen Magiern –
ein Tüftler, ein Träumer, der in der Kunst des Täuschens
weniger eine Waffe sieht als eine Form der Selbstbefreiung. Smith
gelingt es, seiner Figur Tiefe zu verleihen, ohne sie je sentimental
zu überzeichnen – er spielt den Zweifler im System der
Wunder.
Und
schließlich Dominic Sessa, der in „The Holdovers“
mit Paul Giamatti sein gefeiertes Kinodebüt gab, verleiht dem
Film eine jugendliche Gravität, wie man sie selten in Blockbustern
findet. Sein Bosco ist still, konzentriert, fast introvertiert –
ein Charakter, der den Lärm der Welt durch genaue Beobachtung
ersetzt. Sessa verkörpert jenen Typus des „stillen Genies“,
das die Magie nicht laut verkündet, sondern aus dem Inneren schöpft.
Damit bringt er eine ungewohnte Seriosität in den Film, die ihn
von reinem Spektakelkino abhebt. Am
Ende ist „Die Unfassbaren 3 – Now You See Me“ nicht
einfach ein Heist-Film, sondern ein Kommentar auf das Kino selbst.
Denn was ist Film anderes als kontrollierte Illusion? Das Publikum
weiß, dass es getäuscht wird – und sehnt sich dennoch
nach dem Augenblick, in dem diese Täuschung echt erscheint. Fleischer
nutzt diese Erkenntnis als dramaturgischen Motor: Jeder Trick im Film
ist zugleich eine Reflexion über das Erzählen selbst. So
wird aus dem Raub des Diamanten ein Sinnbild für die Wiedergewinnung
des Staunens – jener Fähigkeit, im Trug das Wahre zu erkennen.
Und wenn am Ende die vertrauten Silhouetten der Magier in einem Regen
aus Licht und Rauch verschwinden, dann bleibt nicht die Frage, wie
sie es getan haben, sondern warum wir so sehr daran glauben wollten.
Fazit
„Die
Unfassbaren 3 – Now You See Me“ ist ein blendend inszeniertes,
kluges und zugleich verspieltes Stück Kino, das das Spektakel
feiert, ohne ihm blind zu verfallen. Es verbindet die Leichtigkeit
eines modernen Märchens mit der Präzision eines ausgeklügelten
Rätsels – ein Film, der weniger die Realität ausblendet,
als sie in funkelnde Fragmente zerlegt. Ruben Fleischer gelingt das
Kunststück, das Magische zurück ins Blockbusterkino zu holen
– und sei es nur, um uns daran zu erinnern, dass selbst in einer
Welt der Entzauberung der größte Trick immer noch darin
besteht, uns für zwei Stunden glauben zu lassen, dass alles möglich
ist.
DIE UNFASSBAREN 3 – NOW YOU SEE ME
Start:
13.11.25 | FSK 12
R: Ruben Fleischer | D: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Dave Franco
USA 2025 | Leonine