FILME | SERIEN | MUSIK | BÜCHER | PANORAMA | INTERVIEWS


KINO | 14.11.2025

Real Life Badlands
Eine Reise zu jenen Orten, an denen die Welt wie ein Jagdrevier wirkt

"Predator: Badlands" trifft auf reale Landschaften, die ebenso ungezähmt, unheimlich und majestätisch wirken wie ein außerweltliches Jagdrevier. Von den nebelumhüllten Wäldern Costa Ricas bis zu den scharfkantigen Felslabyrinthen Madagaskars.

von Franziska Keil


© 2025 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Wenn ein Franchise wie Predator eines beständig verstanden hat, dann dies: Atmosphäre ist nicht Dekoration, sondern dramaturgische Waffe. Seit dem mittlerweile ikonischen Original von 1987 lebt die Saga vom Wechselspiel aus Landschaft und Bedrohung, von jenem archaischen Gefühl, dass Natur nicht bloß Kulisse, sondern Akteur ist. Mit „Predator: Badlands“, der am 6. November in den Kinos gestartet ist, wird dieses Prinzip noch deutlicher: Der Film führt das Publikum in die Wildnis eines außerweltlichen Planeten – unwirtlich, roh, wunderschön und tödlich. Doch man muss nicht auf ferne Galaxien blicken, um Orte zu finden, die diese Mischung aus Erhabenheit und Gefahr widerspiegeln. Unser eigener Planet bietet Landschaften, die so surreal, so eigenwillig geformt sind, dass sie sich nahtlos in die Mythologie des Predator-Universums einfügen könnten. Ein Blick in diese „Real Life Badlands“ zeigt: Die Erde ist voller Schauplätze, die wie geschaffen scheinen für eine Jagd, vor der selbst Yautja innehalten würden.

Plitvicer Seen, Kroatien – Das sirenenhafte Labyrinth aus Wasser und Nebel

Wer die Plitvicer Seen zum ersten Mal sieht, glaubt an eine Illusion: Terrassenförmig abgestufte Seen, in deren smaragdgrünem Wasser sich das Licht bricht, Dunstschleier über Karstformationen, rauschende Wasserfälle, die wie natürliche Schutzwälle wirken – als hätte die Natur ein System aus Fallen und Tarnmechanismen gebaut. Diese märchenhafte Schönheit besitzt jedoch eine unterschwellige Wildheit. Die schier undurchdringlichen Wälder ringsum, das ständige Donnern des Wassers, die Lichtreflexe, die alles zu bewegen scheinen – wer sich darin verirrt, versteht, warum dieses Terrain wie ein natürlicher Gegner agiert. Eine Welt, die verzaubert und gleichzeitig wachsam macht: Das ideale Terrain für eine lautlose Kreatur, die im Schatten lauert.

Tsingy de Bemaraha, Madagaskar – Die Steinwüste als tödliches Staccato

Der Tsingy-de-Bemaraha-Nationalpark wirkt wie eine geologische Waffe. Riesige Kalksteinformationen, vom Regen so bizarr ausgewaschen, dass sie an tausende Klingen erinnern. Messerscharfe Felsnadeln, die aus dem Boden ragen wie die Stacheln eines urzeitlichen Wesens. Diese Landschaft ist ein einziges Labyrinth aus vertikalen Schluchten, Spalten und Zinnen. Einer jener Orte, an denen ein falscher Schritt reicht, um zu verschwinden. Für menschliche Besucher ist der Park eine Herausforderung, für einen Predator wäre er ein Paradies der vertikalen Jagd – ein dreidimensionales Spielfeld, das Tarntechnologie und Bewegungsakrobatik zu einer tödlichen Choreografie verschmelzen lässt. Die Tsingy-Landschaft ist kein Hintergrund. Sie ist Widerstand. Und genau dadurch trägt sie dieselbe Energie wie die hyperfeindlichen Welten von „Predator: Badlands“.

Der Nebelwald von Monteverde, Costa Rica – Wo Geräusche zu Warnsignalen werden

Das Biotop von Monteverde ist ein Ort, der nicht nur optisch, sondern akustisch überwältigt. Nebel hängt zwischen den gewaltigen Urwaldriesen, Moos und Flechten ummanteln jeden Zentimeter, und aus dem Dickicht hallen Geräusche, deren Herkunft man nicht sofort zuordnen kann. Es ist ein Gebiet, in dem Sichtlinien verschwimmen, in dem jede Bewegung zum Rätsel wird. Ein Ort, an dem man niemals genau weiß, ob man allein ist. Dieser Zustand zwischen Staunen und Alarm – die Gleichzeitigkeit von Schönheit und Gefahr – prägt auch die Atmosphäre von „Predator: Badlands“. Im Monteverde-Wald würde ein Jäger mit Wärmesicht und akustischem Feingefühl nahezu unsichtbar agieren. Für den Menschen dagegen bleibt alles diffus, jede Gestalt im Nebel potenziell ein Gegner.


© 2025 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Rotorua, Neuseeland – Die realen Badlands des Films

Ein besonderer Reiz liegt darin, dass „Predator: Badlands“ nicht allein auf digitale Welten setzt: Gedreht wurde unter anderem im geothermisch geprägten Rotorua. Dieser Ort wirkt wie ein Planet, der gerade erst entstanden ist. Es gibt Böden, die unter den Füßen zittern. Dämpfe wehen über Land, die wie Geister aus Felsspalten quellen. Urzeitlich anmutende Schwefelseen leuchten in grellen Farben, die fast unnatürlich erscheinen. Geothermische Felder durchziehen Rotorua, die wie pulsierende Organismen wirken. Diese Topographie besitzt etwas Unheimliches, Unberechenbares. Sie wirkt organisch und mechanisch zugleich – genau jene hybride Ästhetik, die das Predator-Design seit jeher auszeichnet. Dieser unwirkliche zeigt, dass die Natur Härten und Extreme erschaffen kann, die mühelos mit Science-Fiction mithalten.

Zwischen Wirklichkeit und Fiktion – Warum Badlands faszinieren

Die realen Orte, die „Predator: Badlands“ atmosphärisch spiegeln, offenbaren eine Wahrheit: Wir fürchten, was wir nicht vollständig begreifen – und wir bewundern es zugleich. Ob verwobene Wasserlandschaften, messerscharfe Gesteinslabyrinthe, nebelverhangene Wälder oder geothermische Zonen: Es sind Orte, deren Intensität uns daran erinnert, wie klein der Mensch eigentlich ist. Orte, die uns lehren, dass Natur nicht nur Kulisse, sondern Macht ist. Im Film existieren solche Räume als stilisierte Albträume; in der Realität besitzen sie eine ganz eigene Bedrohlichkeit – subtiler, aber nachhaltiger.

Fazit: Die Welt als Bühne des Ungezähmten

„Predator: Badlands“ nutzt die Kraft archaischer Landschaften, um eine Erzählung über Mut, Überleben und Übermacht zu entfalten. Die realen „Badlands“ unserer Erde führen diese Erfahrung fort – nicht als Kampf, sondern als Einladung, sich dem Unbekannten zu stellen. Wer die Plitvicer Seen, Tsingy de Bemaraha, Monteverde oder Rotorua besucht, entdeckt etwas, das weit über Naturtourismus hinausgeht: eine unmittelbare Begegnung mit jenen Energien, die den Mythos eines ganzen Franchise prägen. Die Erde ist wild. Sie ist schön. Und manchmal wirkt sie so, als wäre sie selbst bereit für die Jagd.


PREDATOR: BADLANDS

Start: 06.11.25
R: Dan Trachtenberg | D: Elle Fanning, Dimitrius Schuster-Koloamatangi, Michael Homick
USA 2025 | Walt Disney Germany


AGB | IMPRESSUM