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KINO | 03.12.2025

TERESA-
Ein Leben zwischen Licht und Schatten

Ein intensives Psychodrama erhellt in „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ die Ambivalenzen einer Frau, die zwischen göttlichem Anspruch und menschlicher Zerbrechlichkeit steht. Mitevska seziert mit stilistischer Schärfe die Spannungsräume eines Glaubens, der zugleich beflügelt und zerstört. Noomi Rapace verleiht der jungen Teresa eine Präsenz von überwältigender Wucht, die den Mythos neu – und radikal menschlich – definiert.

von Richard-Heinrich Tarenz


© VUELTA GERMANY

Mit „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“, der am 04. Dezember in den Kinos startet, legt Regisseurin Teona Strugar Mitevska ein intensives, formal ambitioniertes Porträt einer Frau vor, deren Mythos bis heute zwischen Heiligsprechung und harscher Kritik oszilliert. Der Film konzentriert sich auf eine einzige, entscheidende Woche im Leben der jungen Mutter Teresa – und entfaltet daraus ein vibrierendes psycho-spirituelles Drama, das asketische Strenge mit eruptiver Emotionalität verbindet. Bereits die Eröffnung macht klar: Hier wird keine museale Biografie erzählt, sondern ein Werk, das den Konflikt der Figur mit filmischer Heftigkeit körperlich spürbar macht. Die klar dramaturgisch strukturierte Sieben-Tage-Erzählung wirkt wie ein rückwärts tickender Countdown, der die Protagonistin in ein zunehmend klaustrophobisches Gefüge aus Verantwortung, Glaube, institutionellem Druck und persönlicher Besessenheit einschließt. Die Darstellung von Noomi Rapace ist das vibrierende Zentrum dieses Films. Ihre Teresa ist weder reine Märtyrerin noch widerspruchsfreie Lichtgestalt. Rapace formt eine Figur, die mit einer fast martialischen Entschlossenheit durch die Gänge des Klosters marschiert – eine Frau, die ihren göttlichen Auftrag ebenso erfüllt wie davon heimgesucht wird. Ihre Gesichtszüge, hart wie gemeißelt, lassen die innere Zerrissenheit nicht entweichen; gerade deshalb wirkt jede Mikroregung, jedes Aufflackern von Überforderung oder Mitleid umso intensiver. Der Film macht Teresa zur radikal ambivalenten Figur: Eine Frau, die sich aus tiefem Mitgefühl in die Not Kalkuttas werfen will – und zugleich jemanden, der die Strenge ihrer Berufung über das Menschliche stellt. Dieser Zwiespalt wird vor allem deutlich, als sie mit der ungeplanten Schwangerschaft ihrer designierten Nachfolgerin konfrontiert wird: eine moralische Erschütterung, die Teresa gleichermaßen empört wie tief verletzt. Mitevska inszeniert das Konvent als überhitzten Mikrokosmos – ein Raum, in dem religiöse Disziplin, weibliche Unterordnung und latente Rebellion in permanentem Widerstreit stehen.


© VUELTA GERMANY

Die Kamera beobachtet mit einer Mischung aus Nähe und Strenge. Der Film scheut nicht vor grotesken, fast surrealen Momenten zurück, die den asketischen Alltag mit einem brennenden Hauch des Unheimlichen aufladen. Wenn die Nonnen nachts zu vibrierenden Gitarrenklängen tanzen oder Teresa im Eifer des Dienstes Blut von Gewändern wischt, gewinnt die Geschichte eine filmische Wucht, die sich bewusst von konventionellen, hagiografischen Biopics absetzt. Bemerkenswert ist die Art, wie „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ die Ambivalenz seiner Protagonistin nicht glättet. Der Film gibt ihren altruistischen Impulsen Raum, aber ebenso ihren blinden Flecken – und deutet an, dass ihr Weg zu den Armen so sehr von Mitgefühl wie von einer gefährlichen Verabsolutierung des eigenen Auftrags geprägt ist. Der Film vermeidet Anklage wie Verklärung und eröffnet stattdessen einen Raum für komplexe Fragen: Wo endet göttliche Berufung, wo beginnt Fanatismus? - Wie viel Autorität darf eine moralische Vision beanspruchen? - Kann jemand, der sich selbst völlig opfert, wirklich unfehlbar handeln? Diese Fragen stehen nicht als Diskurswolken im Raum; sie sind in das energische Spiel Rapaces und die klaustrophobische Dramaturgie eingeschrieben. „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ ist weniger klassische Biografie als spiritueller Thriller, der die junge Teresa als Frau in einer von Männern dominierten Institution zeigt – voller Widersprüche, Härte und Hingabe. Mitevska gelingt ein kraftvolles, raues, stellenweise geradezu fiebriges Werk, das seine Protagonistin weder entthront noch sakralisiert, sondern sie als zutiefst menschliche Figur sichtbar macht: verletzlich, kompromisslos, überfordert, inspiriert. Es ist ein Film, der sich traut, die heilige Ikone zu entmystifizieren, ohne ihre Bedeutung kleinzureden. Ein Film, der zeigt, wie Licht und Schatten in einer historischen Figur untrennbar miteinander verwoben sein können – und wie schwer es ist, sich inmitten dieses Zwielichts selbst treu zu bleiben.


TERESA - Ein Leben zwischen Licht und Schatten

Start: 04.12.25 | FSK 12
R: Teona Strugar Mitevska | D: Noomi Rapace, Sylvia Hoeks, Nikola Ristanovski
Belgien, Mazedonien, Schweden, Dänemark, Indien 2025 | 24 Bilder


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