Ein intensives
Psychodrama erhellt in „Teresa – Ein Leben zwischen Licht
und Schatten“ die Ambivalenzen einer Frau, die zwischen göttlichem
Anspruch und menschlicher Zerbrechlichkeit steht. Mitevska seziert
mit stilistischer Schärfe die Spannungsräume eines Glaubens,
der zugleich beflügelt und zerstört. Noomi Rapace verleiht
der jungen Teresa eine Präsenz von überwältigender
Wucht, die den Mythos neu – und radikal menschlich – definiert.
Mit
„Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“,
der am 04. Dezember in den Kinos startet, legt Regisseurin Teona Strugar
Mitevska ein intensives, formal ambitioniertes Porträt einer
Frau vor, deren Mythos bis heute zwischen Heiligsprechung und harscher
Kritik oszilliert. Der Film konzentriert sich auf eine einzige, entscheidende
Woche im Leben der jungen Mutter Teresa – und entfaltet daraus
ein vibrierendes psycho-spirituelles Drama, das asketische Strenge
mit eruptiver Emotionalität verbindet. Bereits die Eröffnung
macht klar: Hier wird keine museale Biografie erzählt, sondern
ein Werk, das den Konflikt der Figur mit filmischer Heftigkeit körperlich
spürbar macht. Die klar dramaturgisch strukturierte Sieben-Tage-Erzählung
wirkt wie ein rückwärts tickender Countdown, der die Protagonistin
in ein zunehmend klaustrophobisches Gefüge aus Verantwortung,
Glaube, institutionellem Druck und persönlicher Besessenheit
einschließt. Die Darstellung von Noomi Rapace ist das vibrierende
Zentrum dieses Films. Ihre Teresa ist weder reine Märtyrerin
noch widerspruchsfreie Lichtgestalt. Rapace formt eine Figur, die
mit einer fast martialischen Entschlossenheit durch die Gänge
des Klosters marschiert – eine Frau, die ihren göttlichen
Auftrag ebenso erfüllt wie davon heimgesucht wird. Ihre Gesichtszüge,
hart wie gemeißelt, lassen die innere Zerrissenheit nicht entweichen;
gerade deshalb wirkt jede Mikroregung, jedes Aufflackern von Überforderung
oder Mitleid umso intensiver. Der Film macht Teresa zur radikal ambivalenten
Figur: Eine Frau, die sich aus tiefem Mitgefühl in die Not Kalkuttas
werfen will – und zugleich jemanden, der die Strenge ihrer Berufung
über das Menschliche stellt. Dieser Zwiespalt wird vor allem
deutlich, als sie mit der ungeplanten Schwangerschaft ihrer designierten
Nachfolgerin konfrontiert wird: eine moralische Erschütterung,
die Teresa gleichermaßen empört wie tief verletzt. Mitevska
inszeniert das Konvent als überhitzten Mikrokosmos – ein
Raum, in dem religiöse Disziplin, weibliche Unterordnung und
latente Rebellion in permanentem Widerstreit stehen.
Die
Kamera beobachtet mit einer Mischung aus Nähe und Strenge. Der
Film scheut nicht vor grotesken, fast surrealen Momenten zurück,
die den asketischen Alltag mit einem brennenden Hauch des Unheimlichen
aufladen. Wenn die Nonnen nachts zu vibrierenden Gitarrenklängen
tanzen oder Teresa im Eifer des Dienstes Blut von Gewändern wischt,
gewinnt die Geschichte eine filmische Wucht, die sich bewusst von
konventionellen, hagiografischen Biopics absetzt. Bemerkenswert ist
die Art, wie „Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“
die Ambivalenz seiner Protagonistin nicht glättet. Der Film gibt
ihren altruistischen Impulsen Raum, aber ebenso ihren blinden Flecken
– und deutet an, dass ihr Weg zu den Armen so sehr von Mitgefühl
wie von einer gefährlichen Verabsolutierung des eigenen Auftrags
geprägt ist. Der Film vermeidet Anklage wie Verklärung und
eröffnet stattdessen einen Raum für komplexe Fragen: Wo
endet göttliche Berufung, wo beginnt Fanatismus? - Wie viel Autorität
darf eine moralische Vision beanspruchen? - Kann jemand, der sich
selbst völlig opfert, wirklich unfehlbar handeln? Diese Fragen
stehen nicht als Diskurswolken im Raum; sie sind in das energische
Spiel Rapaces und die klaustrophobische Dramaturgie eingeschrieben.
„Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“
ist weniger klassische Biografie als spiritueller Thriller, der die
junge Teresa als Frau in einer von Männern dominierten Institution
zeigt – voller Widersprüche, Härte und Hingabe. Mitevska
gelingt ein kraftvolles, raues, stellenweise geradezu fiebriges Werk,
das seine Protagonistin weder entthront noch sakralisiert, sondern
sie als zutiefst menschliche Figur sichtbar macht: verletzlich, kompromisslos,
überfordert, inspiriert. Es ist ein Film, der sich traut, die
heilige Ikone zu entmystifizieren, ohne ihre Bedeutung kleinzureden.
Ein Film, der zeigt, wie Licht und Schatten in einer historischen
Figur untrennbar miteinander verwoben sein können – und
wie schwer es ist, sich inmitten dieses Zwielichts selbst treu zu
bleiben.