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KINO | 10.12.2025

BIBI BLOCKSBERG –
DAS GROSSE HEXENTREFFEN

Zwischen knallfarbiger Magie und leiser Gegenwartsdiagnose entfaltet „Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen“ ein überraschend zeitgemäßes Familienmärchen. Der Film nutzt die vertraute Ikone, um Fragen von Verantwortung, Gemeinschaft und Selbstbestimmung neu zu verhandeln.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2025 Wiedemann & Berg Film / Kiddinx Studios / EPO-Film / LEONINE

Es gehört zu den eigentümlichen Paradoxien des zeitgenössischen deutschen Kinos, dass ausgerechnet der Kinderfilm jene erzählerische Stabilität und gesellschaftliche Anschlussfähigkeit bewahrt, die dem Erwachsenenfilm häufig abhandengekommen scheint. „Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen“, der am 11. Dezember den Kinos startet, reiht sich selbstbewusst in diese Tradition ein und erweist sich dabei als weit mehr als nostalgische Markenpflege. Der Film fungiert als kultureller Resonanzraum, in dem generationsübergreifende Sehnsüchte, ästhetische Verlässlichkeit und subtile Gegenwartsreflexion miteinander verschränkt werden. Die Figur der Bibi Blocksberg ist seit Jahrzehnten ein Fixpunkt deutscher Populärkultur: ewig dreizehn, anarchisch im Geist, moralisch jedoch fest verankert. Gerade diese paradoxe Konstellation macht sie zu einer Projektionsfläche, die sich kontinuierlich aktualisieren lässt. Der neue Film greift diese Qualität klug auf, indem er Bibis Geschichte bewusst wieder an ihren Ursprung zurückführt: Neustadt, Bürgermeister, Karla Kolumna – vertraute Koordinaten, die nicht als museale Requisiten auftreten, sondern als lebendiges Gefüge einer erzählten Welt, die ihre eigene Logik behauptet. Visuell entfaltet der Film ein bewusst artifizielles, nahezu überzeichnetes Neustadt, dessen Farbdramaturgie zwischen Bilderbuchidylle und popkultureller Überhöhung changiert. Diese Ästhetik ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer Welt, die sich als Gegenentwurf zur grauen Komplexität des Alltags versteht. Gleichzeitig bleibt sie nicht weltfremd: Hinter der bonbonfarbenen Oberfläche verhandelt der Film Fragen nach medialer Aufmerksamkeitsökonomie, öffentlicher Inszenierung und sozialer Verantwortung – Themen, die Kindern ebenso vertraut sind wie Erwachsenen, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen. Narrativ setzt „Das große Hexentreffen“ auf Klarheit statt Überfrachtung.


© 2025 Wiedemann & Berg Film / Kiddinx Studios / EPO-Film / LEONINE

Die Rückkehr zum Kern der Bibi-Mythologie erweist sich als kluger Schachzug, weil sie Raum schafft für Figurenzeichnung und thematische Verdichtung. Bibi erscheint hier nicht als allmächtige Zauberin, sondern als Lernende: eine Heldin, deren magische Fähigkeiten stets mit der Frage nach Haltung und Konsequenz verknüpft bleiben. Gerade darin liegt die pädagogische, aber nie belehrende Qualität des Films. Die musikalischen Elemente fügen sich organisch in diese Erzählstruktur ein. Sie sind weniger als Showstopper konzipiert denn als emotionale Verstärker, die Bibis Innenwelt und das Gemeinschaftsgefühl von Neustadt spiegeln. Dass dabei bewusst auf die Überdehnung früherer Spin-off-Formate verzichtet wird, wirkt wie eine ästhetische Selbstvergewisserung: Hier geht es nicht um Expansion um jeden Preis, sondern um narrative Konzentration. Filmhistorisch betrachtet steht „Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen“ exemplarisch für eine spezifisch deutsche Form des Kinderfilms, der auf einem gewachsenen kulturellen Gedächtnis aufbaut. Ähnlich wie andere erfolgreiche Familienformate funktioniert er als kollektives Lagerfeuer, das Generationen zusammenführt und gemeinsame Referenzen erneuert, statt sie bloß zu reproduzieren.

FAZIT
In einer Zeit, in der Fragmentierung und Zielgruppenlogik dominieren, ist diese integrative Kraft bemerkenswert. So erweist sich der Film letztlich als ebenso tröstlich wie klug. Er entwirft eine Welt, in der Konflikte lösbar bleiben, ohne banal zu werden, und in der Fantasie nicht als Eskapismus, sondern als soziale Kompetenz verstanden wird. „Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen“ ist damit nicht nur ein weiterer erfolgreicher Kinderfilm, sondern ein präzise gebautes Stück Gegenwartskino, das zeigt, wie Erzählen für ein junges Publikum zugleich anspruchsvoll, relevant und verbindend sein kann.


BIBI BLOCKSBERG - DAS GROSSE HEXENTREFFEN

Start: 11.12.25 | FSK 0
R: Gregor Schnitzler | D: Nala, Carla Demmin, Philomena Amari
Deutschland 2025 | LEONINE


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