Abahachi,
der Häuptling der Apachen, und sein weißer Blutsbruder
Ranger kämpfen unermüdlich für Frieden und Gerechtigkeit
– doch eine neue, aufstrebende Bande macht ihnen das Leben besonders
schwer! Sie locken Abahachi und Ranger in eine Falle, um an das sagenumwobene
„Kanu des Manitu“ zu gelangen.
Als
„Das Kanu des Manitu“ am 14. August in die deutschen Kinos
startete, lasteten auf ihm gleich zwei Bürden: die Erinnerung
an einen der größten Kinoerfolge der jüngeren deutschen
Filmgeschichte und die veränderte gesellschaftliche Sensibilität,
in der Komödien heute bestehen müssen. Der Vorgänger
„Der Schuh des Manitu“ von 2001 lockte über elf Millionen
Menschen ins Kino – ein Triumph, der ihn zur inoffiziellen Ikone
des deutschsprachigen Mainstream-Humors machte. Gleichzeitig wurde
schon damals der Vorwurf laut, der Film bediene sich klischeehafter
Darstellungen von Indigenen und Homosexuellen – Kritikpunkte,
die sich im Lichte der heutigen Debatten um Repräsentation und
kulturelle Sensibilität noch deutlicher abzeichnen. Herbig begegnet
dieser doppelten Erwartungshaltung mit einem Werk, das zugleich auf
Vertrautes setzt und sich behutsam modernisiert. Er und Christian
Tramitz schlüpfen wieder in die Rollen der bayrisch parlierenden
Blutsbrüder Abahachi und Ranger, deren liebevoll-zänkische
Dynamik nach wie vor das Herzstück der Handlung bildet. Rick
Kavanian ergänzt das Ensemble in bewährter Vielrollen-Manier
– mal als griechischer Lebemann Dimitri, mal als sächselnder
Hilfssheriff – und auch Winnetouch, die wohl schrillste Figur
der Bully-Mythologie, darf nicht fehlen. Der Abspann mit Outtakes
und einem von Stefan Raab produzierten Song schlägt den Bogen
zurück in die Zeit, als eine solche Komödienmachart unangefochten
das Massenpublikum dominierte. Das erzählerische Fundament ist
eine Mischung aus Nostalgiemaschine und Selbstzitat. Pointen, Gesten
und Running Gags rekurrieren auf den Kultstatus des Originals, ergänzt
durch augenzwinkernde Referenzen an Film- und Popgeschichte.
Dennoch
verzichtet Herbig nicht gänzlich auf zeitgemäße Akzente:
In einer Szene korrigiert Abahachi seinen Gefährten Ranger, er
möge nicht den inzwischen problematisierten Begriff „Indianer“
verwenden; eine divers besetzte Räuberbande unter Jessica Schwarz
und eine in den USA gedrehte Episode mit tatsächlich indigener
Besetzung deuten an, dass der Film nicht völlig im Gestern verharren
will. Allerdings bleiben diese Signale zumeist am Rand des Gag-Feuerwerks
und damit unverbindlich. Herbigs erklärtes Ziel ist nicht Provokation,
sondern Unterhaltung – und so schwankt die Selbstironie zwischen
charmantem Augenzwinkern und gelegentlicher Plumpheit. Inhaltlich
beschränkt sich das Neue weitgehend auf einen schlichten Appell
zu gegenseitigem Verständnis und kultureller Offenheit. Der Kontext
hat sich seit 2001 grundlegend verschoben: Damals besaß die
ironische Demontage von Karl-May-Romantik und Western-Pathos noch
Biss – in einer Zeit, in der Karl May heute kritisch befragt
wird und aufwendige Westernprojekte wie Kevin Costners „Horizon“
kaum noch Publikumsresonanz erzielen, wirkt das parodistische Korsett
von „Das Kanu des Manitu“ stellenweise wie ein Relikt.
Der Film macht ungewollt sichtbar, wie sehr sich Humor und kulturelle
Codes in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert haben. Und
doch liegt in diesem Rückgriff auf eine altvertraute Form des
Komödienkinos auch sein größter Reiz. Wer sich dem
heiteren Tonfall hingibt, wird den Wiedersehenswert der Figuren, die
eingängigen Pointen und den ungebrochenen Spielwitz der Darsteller
genießen können. Wer dagegen auf eine inhaltliche Erweiterung
oder schärfere satirische Spitze hofft, wird feststellen, dass
hier weniger eine Neudefinition als vielmehr eine liebevolle Selbstvergewisserung
stattfindet. „Das Kanu des Manitu“ ist damit nicht nur
eine Fortsetzung, sondern auch eine Momentaufnahme: ein Film, der
fest im sicheren Hafen seiner eigenen Vergangenheit verankert ist
und zugleich – vielleicht unbeabsichtigt – die Distanz
zwischen dem humoristischen Selbstverständnis von einst und dem
kulturellen Klima von heute vermisst.
DAS KANU DES MANITU
Start:
14.08.25 | FSK 6
R: Michael Bully Herbig | D: Michael Bully Herbig, Christian Tramitz,
Rick Kavanian
Deutschland 2025 | Constantin Film Verleih