„Demon
Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle“ ist kein bloßes
Fan-Service-Spektakel, sondern ein Anime-Blockbuster von seltener
Wucht. Zwischen furiosen Kämpfen und stillen Rückblenden
erzählt Haruo Sotozaki von Schuld, Hoffnung und Opfer –
manchmal überladen, oft pathetisch, aber immer überwältigend.
Ab 18. September im Kino.
Am
18. September startet mit „Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity
Castle“ der erste Teil einer neuen Trilogie in den deutschen
Kinos. Regisseur Haruo Sotozaki adaptiert damit die letzten Bände
von Koyoharu Gotouges hochgelobtem Manga und führt die Zuschauerinnen
und Zuschauer in jenes Reich, in dem sich die finale Konfrontation
zwischen den Dämonenjägern und ihrem Erzfeind Muzan zuspitzt.
Das Ergebnis ist ein filmisches Ereignis, das visuelle Wucht, emotionale
Tiefe und erzählerische Ambition miteinander verbindet. Die Handlung
knüpft direkt an die Ereignisse der vierten Serienstaffel an.
Tanjiro Kamado, der junge Schwertkämpfer der Dämonenjäger-Corps,
findet sich mit seinen Verbündeten in Muzans unendlichem Schloss
wieder – einem surrealen, dreidimensionalen Labyrinth, das ebenso
Kulisse wie Gegner ist. Hier entscheidet sich nicht nur das Schicksal
der Jäger, sondern auch das seiner Schwester Nezuko, deren einzigartige
Fähigkeit, trotz ihrer Verwandlung als Dämon im Sonnenlicht
zu bestehen, Muzans Gier entfacht. Diese Konstellation verschränkt
intime Konflikte mit weltumspannender Tragweite: Der Film erzählt
zugleich von familiärer Bindung, von Loyalität und Verrat,
von Schuld und Vergebung. Jeder Kampf wird zur existenziellen Auseinandersetzung,
nicht nur zwischen Menschen und Dämonen, sondern zwischen Vergangenheit
und Gegenwart, Hoffnung und Verzweiflung. Sotozaki beweist erneut
seine Meisterschaft in der Animation. Unterstützt von Akira Matsushima
erschafft er ein Bilderpanorama, das in seiner Weite und Detailfülle
an das Kinoepos heranreicht. Das „Infinity Castle“ selbst
ist mehr als eine Kulisse: Es erscheint
als atmender Organismus, dessen unendliche Räume und perspektivische
Verschiebungen eine Atmosphäre der Bedrohung und Desorientierung
erzeugen. Die Kampfchoreografien sind spektakulär und zugleich
erzählerisch fundiert.
Besonders
das Duell zwischen Tanjiro, Giyu und dem Dämon Akaza, das als
emotionaler Höhepunkt inszeniert wird, vereint rasante Action
mit psychologischer Tiefe. Hier wird der Kampf nicht bloßes
Spektakel, sondern Ausdruck innerer Kämpfe, in denen Schuld,
Zweifel und Sehnsucht nach Erlösung eine Rolle spielen. „Demon
Slayer“ war immer schon von melodramatischen Untertönen
geprägt, und „Infinity Castle“ führt diese Linie
mit Nachdruck fort. Flashbacks und innere Monologe durchbrechen den
Fluss der Action und öffnen Fenster in die Seelen der Figuren.
Was in schwächeren Momenten die Erzählung etwas repetitiv
erscheinen lässt, entfaltet in den gelungenen Szenen eine emotionale
Wucht, die weit über die Grenzen des Genres hinausweist. Dass
Sotozaki dabei immer wieder humorvolle Zwischentöne einstreut,
verhindert, dass das Pathos erdrückend wirkt. Gerade diese Balance
aus Ernst und Leichtigkeit macht den Film zugänglich –
selbst für jene Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht mit der
gesamten Mythologie des Franchise vertraut sind. Die Klangwelt von
Yuki Kajiura und Go Shiina trägt entscheidend zum epischen Charakter
bei. Orchestrale Passagen steigern die Dramatik der Kämpfe, während
leise, fast meditative Motive die emotionalen Rückblenden unterstreichen.
Bild und Ton verschmelzen zu einer Einheit, die die Leinwand sprengt
und dem Anime-Format eine wahrhaft filmische Dimension verleiht. Natürlich
ist „Infinity Castle“ erst der Beginn einer Trilogie.
Manche Figuren treten nur am Rande in Erscheinung, manches bleibt
bewusst unaufgelöst – das große Finale liegt noch
in der Zukunft. Doch gerade diese Offenheit trägt zur Sogwirkung
bei: Der Film eröffnet Räume, statt sie endgültig zu
schließen. „Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle“
ist ein furioser Auftakt zum letzten Kapitel der Saga – ein
Werk, das die visuelle Kraft des Anime-Kinos mit großen Fragen
nach Schuld, Hoffnung und Opferbereitschaft verbindet. Trotz kleinerer
Längen bleibt der Film ein atemberaubendes Erlebnis, das sowohl
Fans wie auch neugierigen Neueinsteigern etwas zu bieten hat. Dieser
Film ist ein filmisches Ereignis, das beweist, dass Anime längst
nicht mehr nur Nischenkultur ist, sondern zu den großen Mythen
unserer Zeit gehört.