FILME | SERIEN | MUSIK | BÜCHER | PANORAMA | INTERVIEWS


HÖRSPIELE | 17.12.2025

Hochwertige Spannung zum Jahresausklang
Drei neue Titania-Hörspiele zwischen Vielfalt, Anspruch und Unterhaltung

Zum Jahresende erscheinen bei Titania Medien drei spannende neue Hörspiele, die nicht nur inhaltlich ein breites Interessensspektrum abdecken, sondern auch mit einer hochwertigen Produktion und spannenden und unterhaltsamen Inhalten überzeugen.


Sherlock Holmes - Folge 69:
DIE PERLE DES MANDARINS

Mit „Die Perle des Mandarins“ setzt Titania Medien seine Reihe der umfangreichen Sherlock-Holmes-Hörspiele souverän fort und liefert ein besonders atmosphärisches Stück Unterhaltung, das weniger auf hastige Effekte als auf geduldigen Spannungsaufbau setzt. Im Zentrum steht ein klassisches Rätsel: eine wertvolle Perle mit tödlicher Vergangenheit, ein verunsicherter Besitzer und ein schleichendes Grauen, das sich weniger durch äußeren Schrecken als durch psychologische Verunsicherung entfaltet. Was zunächst wie ein mystischer Fluch erscheint, entwickelt sich unter Holmes’ analytischem Blick zu einem vielschichtigen Fall, dessen Wahrheit erst nach und nach freigelegt wird. Die über 90-minütige Laufzeit erweist sich dabei als große Stärke. Die Episode beginnt bewusst ruhig und heimelig in der Baker Street, wo vertraute Dialoge und leiser Humor eine wohlige Nähe zu Holmes, Watson und Mrs Hudson schaffen. Diese Wärme bildet den idealen Kontrast zur zunehmenden Dunkelheit der Geschichte, sobald Adam Bradshaw mit seiner verstörenden Erfahrung auftritt. Seine Wahrnehmung beginnt zu kippen, Realität und subjektive Angst verschwimmen, und genau in diesem Zwischenraum entfaltet das Hörspiel seine besondere Sogkraft. Statt plakativer Gruseleffekte setzt die Inszenierung auf feine Verschiebungen, innere Monologe und eine stetige Verdichtung der Atmosphäre. Auch schauspielerisch überzeugt die Produktion. Tim Kreuer trägt die Rolle des Bradshaw mit großer emotionaler Intensität und macht dessen innere Zerrissenheit spürbar. Ihm zur Seite stehen durchweg prägnante Sprecher, die selbst Nebenfiguren klar konturieren und der Geschichte zusätzliche Tiefe verleihen. Klangdesign und Musik fügen sich nahtlos ein: subtil eingesetzte Motive, dezente Geräusche und eine fast filmische Akustik sorgen dafür, dass jede Szene räumlich und lebendig wirkt, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. So erweist sich „Die Perle des Mandarins“ als Musterbeispiel für gehobene Hörspielunterhaltung. Die Folge verbindet klassische Holmes-Elemente mit feiner psychologischer Spannung, nutzt ihre Länge für Atmosphäre statt Überfrachtung und schließt den Fall elegant und befriedigend ab. Ein Hörspiel, das gleichermaßen entspannt und fesselt – und das zeigt, wie wirkungsvoll leise erzählte Spannung im besten Sinne unterhalten kann.

28.11.2025 | Titania Medien


Grimms Märchen 19:
DAS SINGENDE, SPRINGENDE LÖWENECKERCHEN / DIE WICHTELMÄNNER / DIE BIENENKÖNIGIN

Mit dieser neuen Grimms-Märchen-Folge beweist Titania Medien einmal mehr, wie zeitlos und zugleich unterhaltsam klassische Stoffe sein können, wenn sie mit Sorgfalt, erzählerischem Gespür und hohem produktionstechnischem Anspruch umgesetzt werden. Drei sehr unterschiedliche Märchen – „Das singende springende Löweneckerchen“, „Die Wichtelmänner“ und „Die Bienenkönigin“ – fügen sich hier zu einer abwechslungsreichen Hörspielkomposition, die weniger als bloße Sammlung, sondern vielmehr als reichhaltiges Märchenpanorama funktioniert. Jedes dieser Stücke entfaltet seine eigene Dramaturgie, seinen eigenen Tonfall und seine eigene emotionale Wirkung, ohne den gemeinsamen Geist der Grimmschen Erzählwelt aus den Augen zu verlieren. Im Mittelpunkt steht das Prinzip des Wünschens, Gebens und Handelns – allerdings in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Während „Das singende springende Löweneckerchen“ als großes, fast episches Abenteuer angelegt ist, in dem eine scheinbar kleine Bitte weitreichende Prüfungen nach sich zieht, lebt „Die Wichtelmänner“ von der Kürze, vom leisen Humor und von der moralischen Pointe. „Die Bienenkönigin“ schließlich erzählt eine klassische Geschichte über Güte, Mitgefühl und die stille Überlegenheit des Sanften gegenüber dem Starken. Zusammen zeigen diese Märchen eindrucksvoll, wie vielfältig das erzählerische Spektrum der Brüder Grimm ist – und wie anschlussfähig ihre Themen auch heute noch bleiben. Die Inszenierung setzt konsequent auf Respekt vor dem Ursprung der Texte. Titania verzichtet auf forcierte Modernisierung oder ironische Brechungen und vertraut stattdessen auf die innere Logik der Märchenwelt. Gerade dadurch wirken die Geschichten überraschend frisch. Die Erzählweise ist ruhig, klar strukturiert und dennoch reich an Atmosphäre. Natur, Tiere und fantastische Wesen werden nicht als bloße Kulisse genutzt, sondern als tragende narrative Elemente, die den Figuren Orientierung, Prüfung oder Erlösung bieten. Besonders „Das singende springende Löweneckerchen“ profitiert von dieser Herangehensweise: Die Reise des Vaters und später der Tochter entfaltet sich als Abfolge symbolischer Stationen, in denen Mut, Treue und Opferbereitschaft auf die Probe gestellt werden. Ein entscheidender Faktor für die Wirkung der Folge ist das große Sprecherensemble. Mit über 40 Rollen entsteht eine erstaunliche Klangvielfalt, die die Märchenwelt dicht und lebendig erscheinen lässt. Besonders bewegend ist dabei die letzte Hörspielaufnahme des kürzlich verstorbenen Bernd Kreibich. Seine Stimme verleiht selbst kleinsten Figuren Wärme, Charakter und eine spielerische Tiefe, die dieser Produktion eine zusätzliche emotionale Dimension gibt. Unterstützt wird er von durchweg überzeugenden Leistungen, die den Figuren Kontur verleihen, ohne sie zu überzeichnen. Auch technisch bewegt sich die Produktion auf hohem Niveau. Das Sounddesign zeichnet fein nuancierte akustische Räume, von nächtlichen Landschaften über geschäftige Werkstätten bis hin zu stillen, beinahe meditativen Momenten. Musik und Geräusche verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen, das die Stimmung der jeweiligen Geschichte präzise unterstützt. Die musikalische Gestaltung bleibt dabei klassisch und zurückhaltend, was den Märchencharakter zusätzlich unterstreicht. So entsteht ein Hörspielerlebnis, das gleichermaßen unterhält, beruhigt und berührt. Diese Grimms-Märchen-Folge ist kein nostalgisches Museumsexponat, sondern lebendige Unterhaltung, die zeigt, wie wirkungsvoll traditionelle Geschichten sein können, wenn sie mit Respekt, handwerklicher Qualität und erzählerischer Liebe umgesetzt werden. Titania Medien gelingt hier eine Produktion, die sowohl für Märchenliebhaber als auch für ein modernes Unterhaltungspublikum ihren Reiz entfaltet – zeitlos, atmosphärisch und emotional nachhaltig.

28.11.2025 | Titania Medien


Gruselkabinett - Folge 196:
E. und H. Heron - FLAXMAN LOW - DER FALL SADDLER’S CROFT

Mit „Der Fall Saddler’s Croft“ setzt Titania Medien seine traditionsreiche Gruselkabinett-Reihe um eine Episode fort, die exemplarisch zeigt, warum klassischer Hörspielgrusel auch heute noch eine so nachhaltige Wirkung entfalten kann. Im Zentrum steht ein rätselhaftes Geschehen, das zunächst beinahe harmlos wirkt: nächtlicher Gesang, Schlafwandeln, ein alter Tempel auf einem Nachbargrundstück. Doch wie so oft im Kosmos des Okkultforschers Flaxman Low entpuppt sich das scheinbar Überschaubare als Tor zu einer weit größeren, unheimlicheren Wahrheit. Die Geschichte entfaltet sich mit wohltuender Ruhe. Statt auf schnelle Effekte oder drastische Schreckmomente zu setzen, nimmt sich das Hörspiel Zeit, Atmosphäre aufzubauen und die Bedrohung Schicht für Schicht freizulegen. Die nächtlichen Spaziergänge Sadie Corcorans, gelenkt von einer fremden Macht, entwickeln eine leise, aber nachhaltige Beunruhigung. Der geheimnisvolle Gesang wirkt weniger wie ein Horror-Element im klassischen Sinne, sondern eher wie ein hypnotischer Ruf aus einer anderen Zeit – ein Klang, der Erinnerungen an alte Mythen wachruft und sich unmerklich im Bewusstsein festsetzt. Gerade diese Zurückhaltung macht den Reiz der Episode aus: Das Grauen flüstert, statt zu schreien. Flaxman Low fungiert dabei einmal mehr als ruhender Pol. Seine analytische, unaufgeregte Art bildet den Kontrapunkt zur wachsenden Verunsicherung der betroffenen Familie. Der Reiz der Figur liegt gerade in dieser Distanz: Low beobachtet, ordnet ein, zieht Schlüsse – und ermöglicht dem Zuhörer, das Übernatürliche nicht nur zu fürchten, sondern auch zu verstehen. Die Ermittlungen folgen einer klaren, beinahe kriminalistischen Struktur, die das Okkulte erdet und ihm zugleich zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Besonders die Einbindung griechischer Mythen und sektenhafter Rituale verleiht der Handlung eine historische Tiefe, die den Fall über ein reines Spuk-Szenario hinaushebt. Ein wesentlicher Bestandteil der Wirkung ist das Ensemble. Die Sprecher verleihen ihren Figuren emotionale Erdung und machen das Geschehen greifbar. Die Sorge eines Nachbarn, die Hilflosigkeit eines Vaters, die innere Zerrissenheit einer jungen Frau zwischen Traum und Wachsein – all das wird nuanciert und glaubwürdig transportiert. Dadurch bleibt der Fall trotz seiner okkulten Dimension stets menschlich verankert. Man hört nicht nur einem Rätsel zu, sondern Menschen, die mit etwas konfrontiert sind, das ihre gewohnte Realität infrage stellt.

28.11.2025 | Titania Medien


AGB | IMPRESSUM