DVD & BLU-RAY | 04.10.2024

A KILLERS MEMORY

Seinen Ausstieg aus dem Job hat sich Auftragskiller John Knox anders vorgestellt: Bei ihm wird eine seltene und schnellvoranschreitende Demenz diagnostiziert, die ihm nur wenige Wochen lassen wird, bevor er sein Erinnerungsvermögen ganz verliert.

von Franziska Keil


© 2023 HIDDEN HILL LLC. RIGHTS RESERVED

Früher war John Knox (Michael Keaton) ein Elitesoldat der US-Streitkräfte im Golfkrieg. Mittlerweile verdient der hochgebildete Mann sich seine Brötchen jedoch als extrem effizienter Auftragskiller für die Unterweltgröße Xavier Crane (Al Pacino). In letzter Zeit hat Knox jedoch immer häufiger mit mentalen Aussetzern zu kämpfen – er vergisst Dinge, erkennt Menschen nicht wieder etc. Sein Arzt diagnostiziert die unheilbare Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei ihm, die offenbar rapide voranschreitet. Nachdem Knox bei einem Auftrag versehentlich seinen Partner Muncie (Ray McKinnon) getötet hat, wird ihm klar, dass er sofort aussteigen und sich um seine Hinterlassenschaft kümmern muss und beginnt damit, seine komplette Habe zu Geld zu machen. Parallel dazu gibt er Crane, dem er vertraut, eine Liste mit drei Namen, unter denen sein Vermögen später aufgeteilt werden soll. Da steht plötzlich Knox‘ seit längerem von ihm entfremdeter Sohn Miles (James Marsden) vor der Tür. Der gesteht, in seiner Wut den Mann getötet zu haben, der seine Tochter, Knox‘ Enkelin, vergewaltigt hatte. Miles bittet seinen Vater, ihm zu helfen, die Leiche loszuwerden. Während der dabei immer größere Schwierigkeiten hat, sich an etwas zu erinnern, kommen ihm zwei Polizisten (John Hoogenakker, Suzy Nakamura) bei ihren Ermittlungen im Fall von Muncie gefährlich nah auf die Spur.

In „A Killer’s Memory“ bringt Michael Keaton, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch Regie führt, seine ungebrochene Spielfreude auf die Leinwand zurück. Trotz eines hochkarätigen Casts und einer interessanten Prämisse floppte der Film an den US-Kinokassen und startet in Deutschland direkt im Heimkino Doch das Thriller-Drama bietet mehr als nur einen Blick auf Keatons beeindruckende Performance als an Gedächtnisverlust leidender Auftragskiller. Es ist ein Film, der sowohl durch seine spannende Handlung als auch durch die schauspielerischen Leistungen seiner Darsteller besticht. „A Killer’s Memory“ erzählt die Geschichte von Knox, einem Auftragskiller, der zunehmend unter Gedächtnisverlust leidet. Diese Prämisse mag zwar nicht neu sein – man denke an Filme wie „Memoir Of A Murderer“ oder „Memory – Sein letzter Auftrag“ – doch Drehbuchautor Gregory Poirier gelingt es, der Geschichte originelle Wendungen abzuringen. Die Inszenierung ist nüchtern und bedächtig, was dem Film eine gewisse Schwere verleiht. Die Spannung wird durch die fortschreitende Demenz des Protagonisten erzeugt. Wenn Knox im Haus seines Sohnes ein blutverschmiertes Tatmesser versteckt, stellt sich die Frage, ob er sich der Konsequenzen seiner Taten noch bewusst ist.


© 2023 HIDDEN HILL LLC. RIGHTS RESERVED

Diese Ungewissheit wird durch visuelle Mittel wie Schwarzblenden und Flackern unterstützt, auch wenn der radikale Wechsel zu einer unzuverlässigen Erzählperspektive à la „Memento“ ausbleibt. Stattdessen bleibt der Film in einem eher konventionellen Erzählstil verhaftet. Ein herausragendes Merkmal von „A Killer’s Memory“ ist sein talentierte Cast. Michael Keaton brilliert in seiner Rolle als Knox und verkörpert die zunehmende Verwirrung seiner Figur mit einer beeindruckenden Mimik. Seine Darstellung reicht von apathischem Blick bis hin zu emotionalen Ausbrüchen und verleiht dem Charakter eine authentische Tiefe. James Marsden liefert als aufbrausender Sohn eine ebenso eindrucksvolle Leistung ab und bringt eine unsympathische Note in seine Rolle ein. Oscar-Preisträgerin Marcia Gay Harden kommt als empathische Ex-Frau Ruby etwas kurz, hat aber dennoch ihre Momente, in denen sie das emotionale Gewicht ihrer Figur spürbar macht. Al Pacino als Knox’ Mentor Xavier Crane sorgt für zusätzliche Dynamik im Film.

Mit extravaganten Outfits und einem Hauch von Nostalgie an seine Paraderolle in „Scarface“ bringt er sowohl Humor als auch Ernsthaftigkeit in die Geschichte. Allerdings neigt Pacino dazu, seine Darstellung ins Komische zu übertreiben, was manchmal den Ton des Films stört. Trotz seiner Schwächen schafft es „A Killer’s Memory“, das Publikum zu fesseln und unterhalten zu halten. Die Mischung aus Slow-Burn-Thriller und Beziehungsdrama sorgt dafür, dass es nie langweilig wird – auch wenn einige Szenen etwas flach geraten sind. Die suggestive Spannung, die aus Knox’ geistigem Verfall resultiert, hält das Interesse aufrecht und lässt den Zuschauer über die moralischen Implikationen seiner Taten nachdenken. Die melancholische Jazzmusik untermalt die Szenen dezent und trägt zur Atmosphäre bei, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Auch wenn große emotionale Höhepunkte fehlen, bleibt der Film dennoch unterhaltsam und bietet einen tiefen Einblick in das Leben eines Mannes, dessen Erinnerungen ihn langsam verlassen.


A KILLERS MEMORY

ET: 04.10.24: DVD, Blu-ray & Digital | FSK 16
R: Michael Keaton | D: Michael Keaton, Ray McKinnon, Cassie Moronez
USA 2024 | LEONINE



AGB | IMPRESSUM