DVD & BLU-RAY | 05.03.2025

ARCHITECTON

Der Architekt Michele De Lucchi ist ein Idealist seiner Profession – in seinen Gebäuden manifestiert er einen unkaputtbaren Glauben an das Gute im Menschen. Mittlerweile ist er gezwungen, kunstlose Wolkenkratzer zu entwerfen. Dabei ist die aus Beton gegossene Architektur nicht nur hässlich und umweltverschmutzend. Ihre Lebensdauer beträgt im Durchschnitt auch nicht mehr als 40 Jahre.

von Franziska Keil


© Neue Visionen Filmverleih

In seinem Dokumentarfilm geht der Filmemacher Victor Kossakovsky der Frage auf den Grund, wie die Menschen in der Zukunft leben wollen. Dabei bezieht er Faktoren wie Ressourcenknappheit und eine Population von neun Milliarden Menschen auf der Welt in seine Vision mit ein. Bei einem internationalen Architekturwettbewerb für ein gigantisches Bauprojekt zeigen führende Architekten und Nachwuchstalente, wie sie sich die Zukunft vorstellen und was für Chancen diese bietet.

Victor Kossakovskys Dokumentarfilm „Architecton“ ist weit mehr als eine bloße Abhandlung über Architektur. Er ist eine visuelle Symphonie, eine philosophische Meditation über die Vergänglichkeit menschlicher Schöpfungen und ein poetisches Requiem für die architektonischen Träume vergangener Zivilisationen. Der Film, der nun für das Heimkino verfügbar ist, entfaltet seine Wirkung durch eine einzigartige Kombination aus atemberaubenden Bildern, tiefgründigen Reflexionen und einer subtilen, aber eindringlichen Erzählweise. Kossakovsky nimmt den Zuschauer mit auf eine visuelle Odyssee, die von antiken Ruinen bis zu modernen Bauwerken reicht. Die Kamera gleitet über zerfallende Tempel, majestätische Kathedralen und gesichtslose Betonbauten und fängt dabei die Schönheit und den Schrecken der Architektur in all ihren Facetten ein. Die Bilder sind von einer solchen Intensität, dass sie den Zuschauer in einen tranceartigen Zustand versetzen. Kossakovsky bedient sich dabei einer minimalistischen Ästhetik, die den Fokus auf die Formen und Strukturen der Gebäude lenkt. Die Architektur wird so zu einem Spiegelbild der menschlichen Seele, ein Ausdruck von Sehnsucht, Macht und Vergänglichkeit. „Architecton“ ist nicht nur ein Film über Architektur, sondern auch ein Film über die menschliche Existenz.


© Neue Visionen Filmverleih

Kossakovsky nutzt die Architektur als Metapher, um über die großen Fragen des Lebens nachzudenken: über Zeit, Vergänglichkeit, Schöpfung und Zerstörung. Die Ruinen vergangener Zivilisationen werden zu Mahnmalen für die Hybris des Menschen, der glaubt, seine Werke seien unvergänglich. Die modernen Betonbauten hingegen symbolisieren die Anonymität und Entfremdung des urbanen Lebens. Der Architekt Michele De Lucchi, der als eine Art Reiseführer durch den Film führt, verkörpert die ambivalente Rolle des Architekten. Er ist sowohl Schöpfer als auch Zerstörer, sowohl Träumer als auch Realist. Er ist sich der Verantwortung bewusst, die er für die Gestaltung der Umwelt trägt, aber auch der Grenzen seiner Macht. De Lucchi reflektiert über die ethischen Dilemmata des Bauens und die Notwendigkeit, nachhaltige Lösungen zu finden. Die Musik von Evgueni Galperine, die von subtilen Klängen bis zu majestätischen Orchesterwerken reicht, bildet den emotionalen Anker des Films. Sie verstärkt die Wirkung der Bilder und verleiht den Reflexionen eine zusätzliche Tiefe. Die Musik ist dabei nicht nur Begleitung, sondern ein integraler Bestandteil der Erzählung.

„Architecton“ ist ein sehenswertes Meisterwerk der Dokumentarfilmkunst, das den Zuschauer zum Nachdenken anregt und die Wahrnehmung der Welt um uns herum verändert. Kossakovsky gelingt es, ein komplexes Thema auf eine poetische und zugängliche Weise zu präsentieren, die sowohl fasziniert, als auch begeistert. Der Film ist ein Muss für alle, die sich für Architektur, Philosophie und die großen Fragen des Lebens interessieren. Die Heimkino-Veröffentlichung bietet nun die Möglichkeit, dieses Meisterwerk in den eigenen vier Wänden zu erleben und die subtilen Botschaften des Films in Ruhe zu entschlüsseln.


ARCHITECTON

ET: 27.02.25: DVD und VoD | FSK 16
R: Victor Kossakovsky | Dokumentarfilm
Deutschland, Frankreich 2024 | EuroVideo


 


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