Hollywoodreifen
Horror aus Deutschland gibt es jetzt auch für Zuhause. „Cuckoo“
schickt Zuschauer auf eine albtraumhafte Reise in die Abgeschiedenheit
der bayrischen Alpen, die durch Verlust, Isolation und die Suche nach
Identität geprägt ist.
Hollywoodreifen
Horror aus Deutschland gibt es jetzt auch für Zuhause. „Cuckoo“,
der neuste Film des deutschen Regisseurs Tilman Singer, schickt Zuschauer
auf eine albtraumhafte Reise durch Verlust, Isolation und die Suche
nach Identität. Dabei gelingt Singer ein packendes Zusammenspiel
aus Bildsprache, Erzählstruktur und Darstellerleistung.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die 17-jährige
Amerikanerin Gretchen (Hunter Schafer), die nach dem Tod ihrer Mutter
zu ihrem entfremdeten Vater Luis (Marton Csokas), dessen neuer Frau
Beth (Jessica Henwick) und deren Tochter Alma (Mila Lieu) zieht. In
den bayrischen Alpen sollen sie an einem abgelegenen Ferienresort
arbeiten. Das scheinbar perfekte Hotel, geleitet von dem geheimnisvollen
Herr König (Dan Stevens), entpuppt sich schnell als ein Ort,
an dem Realität und Wahnvorstellung verschwimmen. Unerklärliche
Ereignisse, bedrohliche Träume und die klaustrophobische Atmosphäre
des Resorts führen Gretchen und das Publikum zunehmend in eine
Spirale des Unbehagens.
Visuell überzeugt „Cuckoo“
auf ganzer Linie. Die sterile, moderne Architektur des Resorts steht
im scharfen Kontrast zur wilden, unberührten Natur der Alpen,
was die Isolation und Kälte der Figuren förmlich spürbar
macht und atmosphärisch sehr an Horror-Klassiker wie „The
Shining“ erinnert. Die Musik mit dröhnenden Klängen
und bedrohlichen Harmonien unterstreicht die psychologische Intensität
des Films und rundet die unheimliche, surreale Stimmung der Inszenierung
perfekt ab.
Zusätzliche
Unbehaglichkeit liefert außerdem die narrative Struktur dieses
Films. Zeitschleifen, wiederkehrende Sequenzen und unerwartete Perspektivwechsel
verstärken die Desorientierung der Zuschauer und übertragen
die aufgewühlten Emotionen und inneren Unruhen der Figuren auf
das Publikum. Themen wie Verlust, Identität und die erdrückenden
Erwartungen familiärer Rollenbilder werden subtil, aber wirkungsvoll
behandelt. Der Film macht deutlich, wie die Obsession mit Perfektion
und Kontrolle Personen völlig vereinnahmen und verschlingen kann.
Hunter Schafer überzeugt als Gretchen
mit einer intensiven und nuancierten Darstellung. Sie verleiht ihrer
Figur eine fragile, aber entschlossene Persönlichkeit, die den
emotionalen Kern des Films bildet. Dan Stevens brilliert als unheimlicher
Herr König, dessen wahre Absichten bis zum Ende rätselhaft
bleiben und liefert eine Figur, die unterschwellig, aber konstant
Unbehagen und Misstrauen auslöst.
Mit „Cuckoo“ gelingt es Tilman
Singer, ein intensives Familiendrama mit psychologischem Horror und
visueller Brillanz zu verknüpfen. Während die narrative
Komplexität und das teilweise sehr langsame Erzähltempo
auf einige Zuschauer frustrierend wirken könnten, haben mich
die dichte Atmosphäre und fesselnden darstellerischen Leistungen
voll überzeugt. Die überraschenden Twists und außergewöhnliche
Ästhetik machen diesen Film für mich zu einem Erlebnis,
das unter die Haut geht.
CUCKOO
ET:
10.01.25: Blu-ray, DVD und digital | FSK 16
R: Tilman Singer | D: Hunter Schafer, Jan Bluthardt, Marton Csokas
Deutschland 2024 | Weltkino