Helenas
(Daisy Ridley) scheinbar gewöhnliches Leben birgt eine dunkle
und gefährliche Wahrheit: Ihr entfremdeter Vater ist der berüchtigte
Marsh King (Ben Mendelsohn) – der Mann, der sie und ihre Mutter
jahrelang in der Wildnis gefangen hielt. Als ihre Mutter entführt
wurde, war sie noch im Teenageralter. Helena selbst ist das Produkt
der Entführung ihrer Mutter und ihres Entführers. Als ihr
Vater zwanzig Jahre später aus dem Gefängnis ausbricht,
muss Helena sich ihrer Vergangenheit stellen. Einer Vergangenheit,
die sie so tief in sich vergraben hat, dass nicht mal ihr Mann davon
weiß. Da sie weiß, dass ihr Vater Jagd auf sie und ihre
Familie machen wird, muss Helena die Kraft finden, sich ihren Dämonen
zu stellen und den Mann zu überlisten, der ihr alles beigebracht
hat, was sie über das Überleben in der Wildnis weiß.
Ein Wissen, dass ihr jetzt helfen kann, ihn zu finden und zu stellen,
denn seit seiner Flucht ist er in der Sumpflandschaft untergetaucht
und stellt die Polizei damit vor ein Rätsel. Ein Rätsel,
das Helena entschlossen ist zu knacken, um endlich Ruhe vor ihrer
Vergangenheit zu finden.
„Das
Erwachen der Jägerin“ von Regisseur Neil Burger ist eine
gelungene Mischung aus Action-Thriller und Drama und basiert auf dem
gleichnamigen Roman von Karen Dionne. Der Film brilliert mit starken
schauspielerischen Leistungen von Ben Mendelsohn und Daisy Ridley
und einer spannenden Handlung, die gelegentlich etwas vorhersehbar
wirkt, jedoch zu keinem Zeitpunkt langweilig ist. Hinzu kommen emotional
starke Bilder, welche die Handlung unterstützen und vorantreiben.
Das Duell zwischen Vater und Tochter ist zugleich ein Ringen der Tochter
um Selbstbestimmung und die eigene Identität. Dabei wird eine
schwer vorzustellende Situation greifbar und emotional nachvollziehbar.
Das
Finale von „Das Erwachen der Jägerin“ ist rasant
und furios. Der Film mutiert zu diesem Zeitpunkt endgültig zu
einem packenden Survival-Thriller – ein Kampf auf Leben und
Tod. Als Zuschauer fiebert man mit und erliegt bisweilen jener Paranoia,
wenn man den Feind spürt, ihn aber nicht sehen kann. Ben Mendelsohn
und Daisy Ridley bringen jene schauspielerische Tiefe mit, um ihren
Figuren jene Ambivalenz zu verleihen, um glaubwürdig zu sein
und die notwendige Motivation herzuleiten. Ridley spielt jene Frau
mit einem tiefsitzenden Trauma grandios. Man spürt ihre innere
Zerrissenheit in Bezug auf ihren Vater.