Martina
(Leni Deschner) hat es nicht leicht: Sie wohnt mit ihrer Mutter und
ihrem kleinen Bruder in einer Hochhaussiedlung in Berlin. Die Mutter
kann wegen der Schichtarbeit nicht immer auf den kleinen Bruder aufpassen,
also übernimmt Martina das. Doch eines Tages ändert sich
ihr Leben schlagartig, denn sie hat es geschafft, am begehrten Johann-Sigismund-Gymnasium
im Alpenstädtchen Kirchberg aufgenommen zu werden. Doch schon
am ersten Tag machen Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Boxer Matze
(Morten Völlger) und der kleine Uli (Wanja Valentin Kube) klar,
wer den Ton angibt. An der Schule ist allgemein bekannt, dass Stadt-
und Dorfkinder keinen Kontakt miteinander haben, da zwischen denen
eine alte Rivalität herrscht. Die charismatische Ruda (Franka
Roche) und der geheimnisvolle Aussteiger (Trystan Pütter), der
von allen nur "Nichtraucher" genannt wird, ziehen schließlich
Martinas Aufmerksamkeit auf sich. Als es eines Tages zu einem Streit
zwischen den Gruppen kommt und Ruda involviert ist, kann Martina sich
nicht mehr raushalten und greift ein. Ob das die richtige Entscheidung
war?
„Das
fliegende Klassenzimmer“ von Regisseurin Carolina Hellsgård
basiert auf dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner und ist
die insgesamt vierte Filmadaption des beliebten Buchs. Der Film kann
mit hübschen Bildern und einem talentierten Cast aufwarten, wird
jedoch seiner Vorlage nur bedingt gerecht. Dabei ist das Buch von
Erich Kästner aktueller denn je zuvor. Der Film legt seinen Schwerpunkt
auf die Darstellung von Konflikten und Gewalt und bemüht sich
dabei sehr, die Handlung in die Gegenwart zu transportieren. Der Ansatz
von Erich Kästner, Konflikte mit intelligenten Ansätzen
zu lösen, kommt dabei etwas zu kurz. Ebenso die Bedeutung von
Freundschaft und Zusammenhalt aus der literarischen Vorlage.
Ein
Schlüsselsatz aus dem Buch von 1933 ist: „Erst wenn die
Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren
sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein
Fortschritt der Menschheit”. Dieser Satz hat auch nach 90 Jahren
nichts von seiner Relevanz verloren. Die Änderungen an der Vorlage
sind teilweise sinnig, teilweise schwierig. Niemand wird etwas gegen
mehr Frauenfiguren und dem Einsatz von moderner Technik einzuwenden
haben. Hingegen wirkt der Konflikt zwischen Internen und Externen
bisweilen konstruiert und schematisch. Ebenso stimmt die Chemie zwischen
den Jugendlichen nur bedingt. Geht es doch um Freundschaft, Abenteuer
und Zusammenhalt. Diese Faktoren spielen jedoch viel zu selten eine
Rolle. Schauspielerisch kann Tom Schilling auf ganzer Linie überzeugen.