DVD & BLU-RAY | 16.04.2025

Der Brutalist

Visionäre Ideen, ein radikaler Neuanfang und die Frage nach dem wahren Preis des Erfolgs: "Der Brutalist" erzählt die epische Geschichte des jüdisch-ungarischen Architekten László Toth, der nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs alles riskiert, um sein Leben in den USA neu aufzubauen. Auf dem Fundament von Schmerz und Verlust findet Toth in der kalten und wuchtigen Kraft des Brutalismus den künstlerischen Ausdruck für seine zerrissene Seele.

von Franziska Keil


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Brady Corbets „The Brutalist“, nunmehr für das Heimkino zugänglich, präsentiert sich als ein ambitioniertes und stilistisch eigenwilliges Werk, das die Lebensgeschichte eines Architekten vor dem Hintergrund bedeutender historischer Umwälzungen des 20. Jahrhunderts entfaltet. Der Film, der in seiner formalen Strenge und thematischen Tiefe unverkennbar von europäischen Autorenfilmern inspiriert ist, erfordert vom Zuschauer eine aktive Auseinandersetzung und entzieht sich einer einfachen Kategorisierung innerhalb der Filmgeschichte. Die Erzählung folgt dem Leben von László Toth, einem ungarisch-jüdischen Architekten, dessen visionäre Entwürfe im Stil des Brutalismus von den politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen seiner Zeit – vom Zweiten Weltkrieg über den Kalten Krieg bis hin zur Kommerzialisierung der Moderne – unauslöschlich geprägt werden.

Corbet inszeniert Toths Werdegang nicht als eine geradlinige Erfolgsgeschichte, sondern als eine von Brüchen, Verlusten und künstlerischen Kompromissen gezeichnete Odyssee. Die strenge Ästhetik des Brutalismus, mit seinen rohen Betonoberflächen und monumentalen Formen, dient dabei nicht nur als architektonisches Leitmotiv, sondern spiegelt auch die inneren Kämpfe und die zunehmende Entfremdung des Protagonisten wider. Corbets Regie zeichnet sich durch eine formale Strenge und eine bewusste Entschleunigung aus. Die Kameraarbeit ist präzise und beobachtend, fängt die monumentale Schönheit der brutalistischen Architektur ebenso ein wie die emotionalen Verwerfungen der Figuren.


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Der Einsatz von Breitbildformat und die oft statischen Einstellungen verleihen dem Film eine epische Qualität und unterstreichen die Unausweichlichkeit des historischen Kontextes. Die musikalische Untermalung, die Elemente klassischer und moderner Kompositionen vereint, trägt maßgeblich zur melancholischen und nachdenklichen Atmosphäre des Films bei. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg überzeugend. Adria Arjona verkörpert Toths Ehefrau Erzsébet mit einer stillen Intensität, die ihre innere Stärke und ihren emotionalen Rückhalt für den Protagonisten glaubhaft vermittelt. Raffey Cassidy als junge Erzsébet und Mark Rylance in einer späteren Rolle als älterer László Toth ergänzen das Ensemble auf eindringliche Weise.

Die Besetzung von Sebastian Stan als junger László Toth mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, doch er meistert die Herausforderung, die innere Zerrissenheit und den zunehmenden Idealismusverlust des Architekten subtil darzustellen. Die Bedeutung von „The Brutalist“ liegt in seiner ambitionierten Verknüpfung einer individuellen Biografie mit den großen historischen und architektonischen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Corbet vermeidet eine oberflächliche Darstellung und dringt tief in die moralischen und künstlerischen Dilemmata seines Protagonisten ein. Der Film reflektiert über die Rolle von Kunst und Architektur in Zeiten des Umbruchs, über die Spannung zwischen künstlerischer Vision und gesellschaftlichen Zwängen sowie über die Frage nach dem Vermächtnis des Einzelnen angesichts der Unausweichlichkeit des Fortschritts. Durchaus kritisch kann man Corbets bewusste Verweigerung konventioneller Erzählmuster und seine formale Strenge sehen. Zudem bleiben einige Nebenfiguren eher skizzenhaft und dienen primär der Illustration von Toths Lebensstationen.


DER BRUTALIST

ET: 03.04.25: Digital / 17.04.25: 4K Ultra HD, Blu-ray und DVD | FSK 16
R: Brady Corbet | D: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce
Großbritannien, USA, Ungarn 2024 | Universal Pictures Germany GmbH


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