Visionäre
Ideen, ein radikaler Neuanfang und die Frage nach dem wahren Preis
des Erfolgs: "Der Brutalist" erzählt die epische Geschichte
des jüdisch-ungarischen Architekten László Toth,
der nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs alles riskiert, um sein
Leben in den USA neu aufzubauen. Auf dem Fundament von Schmerz und
Verlust findet Toth in der kalten und wuchtigen Kraft des Brutalismus
den künstlerischen Ausdruck für seine zerrissene Seele.
Brady
Corbets „The Brutalist“, nunmehr für das Heimkino
zugänglich, präsentiert sich als ein ambitioniertes und
stilistisch eigenwilliges Werk, das die Lebensgeschichte eines Architekten
vor dem Hintergrund bedeutender historischer Umwälzungen des
20. Jahrhunderts entfaltet. Der Film, der in seiner formalen Strenge
und thematischen Tiefe unverkennbar von europäischen Autorenfilmern
inspiriert ist, erfordert vom Zuschauer eine aktive Auseinandersetzung
und entzieht sich einer einfachen Kategorisierung innerhalb der Filmgeschichte.
Die Erzählung folgt dem Leben von László Toth,
einem ungarisch-jüdischen Architekten, dessen visionäre
Entwürfe im Stil des Brutalismus von den politischen und gesellschaftlichen
Turbulenzen seiner Zeit – vom Zweiten Weltkrieg über den
Kalten Krieg bis hin zur Kommerzialisierung der Moderne – unauslöschlich
geprägt werden.
Corbet
inszeniert Toths Werdegang nicht als eine geradlinige Erfolgsgeschichte,
sondern als eine von Brüchen, Verlusten und künstlerischen
Kompromissen gezeichnete Odyssee. Die strenge Ästhetik des Brutalismus,
mit seinen rohen Betonoberflächen und monumentalen Formen, dient
dabei nicht nur als architektonisches Leitmotiv, sondern spiegelt
auch die inneren Kämpfe und die zunehmende Entfremdung des Protagonisten
wider. Corbets Regie zeichnet sich durch eine formale Strenge und
eine bewusste Entschleunigung aus. Die Kameraarbeit ist präzise
und beobachtend, fängt die monumentale Schönheit der brutalistischen
Architektur ebenso ein wie die emotionalen Verwerfungen der Figuren.
Der
Einsatz von Breitbildformat und die oft statischen Einstellungen verleihen
dem Film eine epische Qualität und unterstreichen die Unausweichlichkeit
des historischen Kontextes.
Die musikalische Untermalung, die Elemente klassischer und moderner
Kompositionen vereint, trägt maßgeblich zur melancholischen
und nachdenklichen Atmosphäre des Films bei. Die schauspielerischen
Leistungen sind durchweg überzeugend. Adria Arjona verkörpert
Toths Ehefrau Erzsébet mit einer stillen Intensität, die
ihre innere Stärke und ihren emotionalen Rückhalt für
den Protagonisten glaubhaft vermittelt. Raffey Cassidy als junge Erzsébet
und Mark Rylance in einer späteren Rolle als älterer László
Toth ergänzen das Ensemble auf eindringliche Weise.
Die Besetzung von Sebastian Stan als junger
László Toth mag zunächst ungewöhnlich erscheinen,
doch er meistert die Herausforderung, die innere Zerrissenheit und
den zunehmenden Idealismusverlust des Architekten subtil darzustellen.
Die Bedeutung von „The Brutalist“ liegt in seiner ambitionierten
Verknüpfung einer individuellen Biografie mit den großen
historischen und architektonischen Strömungen des 20. Jahrhunderts.
Corbet vermeidet eine oberflächliche Darstellung und dringt tief
in die moralischen und künstlerischen Dilemmata seines Protagonisten
ein. Der Film reflektiert über die Rolle von Kunst und Architektur
in Zeiten des Umbruchs, über die Spannung zwischen künstlerischer
Vision und gesellschaftlichen Zwängen sowie über die Frage
nach dem Vermächtnis des Einzelnen angesichts der Unausweichlichkeit
des Fortschritts. Durchaus kritisch kann man Corbets bewusste Verweigerung
konventioneller Erzählmuster und seine formale Strenge sehen.
Zudem bleiben einige Nebenfiguren eher skizzenhaft und dienen primär
der Illustration von Toths Lebensstationen.
DER BRUTALIST
ET:
03.04.25: Digital / 17.04.25: 4K Ultra HD, Blu-ray und DVD | FSK
16
R: Brady Corbet | D: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce
Großbritannien, USA, Ungarn 2024 | Universal Pictures Germany
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