DVD & BLU-RAY | 21.05.2025

DIRTY ANGELS

Inmitten des Abzugs der US-Truppen aus Afghanistan stürmt ISIS eine Mädchenschule und nimmt mehrere SchülerinneDankn gefangen, darunter auch Badia, die Tochter der afghanischen Bildungsministerin und des US-Botschafters. Nach einem gescheiterten Rettungsversuch der Delta Force stellt die Soldatin Jake eine Kommandoeinheit aus erfahrenen Spezialistinnen zusammen, die als Sanitäterinnen verkleidet die Region infiltrieren und das Vertrauen der Terroristen gewinnen sollen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© SquareOne Entertainment

Martin Campbells Action-Thriller "Dirty Angels", der nun für das Heimkino erschienen ist, präsentiert sich als ein Versuch, das Genre des Militär-Actionfilms mit einer weiblichen Perspektive zu beleben. Mit Eva Green in der Hauptrolle als Jake, einer abgebrühten Soldatin, die ein rein weibliches Kommando anführt, um entführte Mädchen aus den Fängen extremistischer Gruppen in Afghanistan zu befreien, birgt der Film ein gewisses Potenzial, das jedoch nicht immer vollends ausgeschöpft wird. Die Prämisse, ein Team weiblicher Soldatinnen als Sanitäterinnen getarnt in ein Kriegsgebiet zu entsenden, ist zweifellos reizvoll und bietet eine frische Ausgangslage im oft männlich dominierten Action-Genre. Jake und ihr Team – bestehend aus Figuren wie "Medic", "The Bomb" und "Mechanic" – sind durchweg als kompetent und physisch fähig dargestellt.

Eva Green verkörpert Jake mit einer beeindruckenden Intensität; ihre Darstellung einer nach Rache lechzenden, abgebrühten Anführerin ist glaubwürdig und physisch überzeugend. Sie vermittelt die Brutalität des Kampfes und die Härte der Ideologie, die ihre Figur antreibt. Die Vielfalt im Team, beispielsweise mit Maria Bakalova als "The Bomb", deutet zudem auf ein modernes Verständnis von weiblicher Stärke jenseits homogener Schönheitsideale hin. Dennoch bleibt die erzählerische Tiefe des Films stellenweise hinter den Möglichkeiten zurück. Die Motivation der weiblichen Figuren, insbesondere Jakes Rachegelüste nach einer brutalen Gruppenliquidierung, ist tief in traditionellen Actionfilm-Tropen verwurzelt. Anstatt die psychologischen Dimensionen von Trauma und Krieg aus einer spezifisch weiblichen Perspektive tiefgründig zu erkunden, werden diese oft als generische Antriebe für Gewalt dargestellt.


© SquareOne Entertainment

Der Film verbleibt hier im Rahmen des "Badass-Female"-Klischees, das zwar Frauen in physisch starken Rollen zeigt, aber selten die dahinterliegenden sozialen oder psychologischen Strukturen kritisiert, die Frauen in diese extremen Situationen bringen. Die "Geister von Jakes Vergangenheit" werden angedeutet, aber nicht tief genug ausgelotet, um einen substanziellen Kommentar zur weiblichen Bewältigung von Traumata im Kontext militärischer Konflikte zu liefern. Ein weiterer Aspekt, der kritisch beleuchtet werden kann, ist die Tendenz des Films, trotz des weiblichen Ensembles in klassische "White Savior"-Narrative zu verfallen. Die Rettung entführter afghanischer Teenager, die zwischen ISIS und den Taliban gefangen sind, birgt das Risiko, ein einseitiges Bild von "Rettern" und "Geretteten" zu reproduzieren, ohne die komplexen politischen und kulturellen Realitäten der Region angemessen zu beleuchten.

Die afghanische Bildungsministerin, die als Helferin auftritt und selbst um ihre Tochter bangt, bleibt eine Randfigur, deren Dilemma nicht im Zentrum der Erzählung steht. Dies lässt eine tiefere Auseinandersetzung mit den Lebensumständen der lokalen Bevölkerung und den Nuancen des Konflikts vermissen. Die Inszenierung der Action, für die Martin Campbell bekannt ist, ist solide und bietet einige packende Sequenzen. Während Greens Darstellung beeindruckt und die Kampfsequenzen oft realitätsnah wirken, leidet der Film stellenweise unter einem Mangel an nachhaltiger Prägnanz. Die Action ist zwar gut choreografiert, aber nicht immer innovativ genug, um über das Genre hinauszuweisen oder die angedeutete feministische Botschaft durch visuelle Subversion zu verstärken.


DIRTY ANGELS

ET: 08.05.25: EST / 22.05.25: DVD, Blu-ray & VoD | FSK 18
R: Martin Campbell | D: Eva Green, Ruby Rose, Maria Bakalova
USA 2024 | SquareOne Entertainment


 


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