Mario
Lanfranchis „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“,
der jetzt für das Heimkino erscheint, ist ein Film, der auf den
ersten Blick in der Fülle der Italowestern kaum auffällt.
Doch bei näherer Betrachtung offenbart sich ein hochatmosphärisches
Werk, das die Essenz des Genres in einer Reihe ikonischer Bilder einfängt.
Der Film, ursprünglich unter dem Titel „Sentenza di morte“
bekannt, erzählt eine klassische Rachegeschichte, die trotz ihrer
vermeintlichen Vorhersehbarkeit mit einer Intensität und Stimmigkeit
überzeugt, die sie von anderen Vertretern des Genres abhebt.
Wie viele Italowestern beginnt auch „Django – Unbarmherzig
wie die Sonne“ mit dem altbekannten Motiv der Rache. Der Protagonist
Cash, in der deutschen Fassung als Django bezeichnet, hat den Verlust
seines Bruders zu betrauern und macht sich auf den Weg, um dessen
Mörder zur Strecke zu bringen. Diese Prämisse mag nicht
neu sein; tatsächlich hat man sie in unzähligen Variationen
bereits gehört. Doch Lanfranchi gelingt es, aus diesem vertrauten
Stoff etwas Besonderes zu schaffen. Die Umbenennung des Hauptcharakters
in Django ist ein typisches Beispiel für den Etikettenschwindel,
der zu jener Zeit oft bei internationalen Produktionen vorkam.
Diese
Entscheidung sollte einen künstlichen Zusammenhang zum Kultklassiker
von Sergio Corbucci herstellen und verdeutlicht die Marketingstrategien,
die hinter vielen Italowestern standen. Dennoch ist es gerade diese
Verbindung zu einem bekannten Namen, die das Interesse an Lanfranchis
Werk weckt. Was „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“
von anderen Filmen des Genres abhebt, ist seine visuelle Gestaltung.
Antonio Secchi hat mit seiner Kameraarbeit eine düstere und eindringliche
Atmosphäre geschaffen. Die sengende Wüste, der Pokertisch,
verlassene Städte und schließlich der Friedhof sind nicht
nur Schauplätze; sie sind lebendige Charaktere innerhalb der
Erzählung. Jeder dieser Orte wird von Lanfranchi perfekt inszeniert
und trägt zur Gesamtstimmung des Films bei. Die einzelnen Episoden
der Rachegeschichte greifen geschmeidig ineinander über und bilden
ein zusammenhängendes Ganzes. Anstatt einer herkömmlichen
Narration setzt Lanfranchi auf Schlüsselszenarien, in denen Django
seinen Widersachern gegenübertritt. Diese Struktur verleiht dem
Film eine gewisse Dringlichkeit und Intensität, da jeder Showdown
nicht nur eine Konfrontation darstellt, sondern auch einen weiteren
Schritt auf dem Weg zur Vergeltung.
Ein
weiterer Höhepunkt des Films sind seine markanten Antagonisten.
Adolfo Celi verkörpert einen infernalen Prediger, dessen charismatische
Präsenz sowohl faszinierend als auch beängstigend ist. Seine
Figur greift nicht nur zur Bibel, sondern auch zum Colt – oft
mit tödlichen Konsequenzen für seine Gegner. Celi bringt
eine komplexe Mischung aus Glauben und Gewalt in seine Rolle ein und
verleiht dem Film zusätzliche Tiefe. Tomas Milian hingegen spielt
einen psychotischen Albino mit einem Fetisch für Gold und blondes
Frauenhaar. Seine groteske Darstellung sorgt für einige der verstörendsten
Momente im Film und hebt ihn von anderen Charakteren ab. Milian schafft
es mühelos, das Publikum sowohl abzustoßen als auch zu
fesseln – eine Leistung, die den Film noch unvergesslicher macht.
„Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ präsentiert
sich als humorloser und durchweg düsterer Vertreter des Italowesterns.
Trotz einer irreführenden Jugendfreigabe zeigt der Film keine
Scheu vor brutalen Szenen oder moralischen Grauzonen. Die Gewalt ist
nicht nur Mittel zum Zweck; sie ist Teil der Erzählung selbst
und spiegelt die Abgründe menschlicher Natur wider. Lanfranchis
Werk mag nicht die Opulenz eines Sergio Leone oder Sergio Corbucci
erreichen, doch es bietet eine stimmige Alternative zu diesen großen
Namen des Genres. Die Intensität der Charaktere und die sorgfältige
Inszenierung machen „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“
zu einem Geheimtipp für Liebhaber des Italowesterns.