DVD & BLU-RAY | 01.05.2024

DJANGO
Unbarmherzig wie die Sonne

Vor langer Zeit wurde Djangos Bruder von vier Männern brutal ermordet. Ein zurückgezogener Rancher, ein berüchtigter Kartenspieler, ein tyrannischer Priester und ein wahnsinniger Albino, besessen von Gold. Unnachgiebig sinnt Django auf Rache und verfolgt sie unerbittlich.

von Franziska Keil

Mario Lanfranchis „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“, der jetzt für das Heimkino erscheint, ist ein Film, der auf den ersten Blick in der Fülle der Italowestern kaum auffällt. Doch bei näherer Betrachtung offenbart sich ein hochatmosphärisches Werk, das die Essenz des Genres in einer Reihe ikonischer Bilder einfängt. Der Film, ursprünglich unter dem Titel „Sentenza di morte“ bekannt, erzählt eine klassische Rachegeschichte, die trotz ihrer vermeintlichen Vorhersehbarkeit mit einer Intensität und Stimmigkeit überzeugt, die sie von anderen Vertretern des Genres abhebt. Wie viele Italowestern beginnt auch „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ mit dem altbekannten Motiv der Rache. Der Protagonist Cash, in der deutschen Fassung als Django bezeichnet, hat den Verlust seines Bruders zu betrauern und macht sich auf den Weg, um dessen Mörder zur Strecke zu bringen. Diese Prämisse mag nicht neu sein; tatsächlich hat man sie in unzähligen Variationen bereits gehört. Doch Lanfranchi gelingt es, aus diesem vertrauten Stoff etwas Besonderes zu schaffen. Die Umbenennung des Hauptcharakters in Django ist ein typisches Beispiel für den Etikettenschwindel, der zu jener Zeit oft bei internationalen Produktionen vorkam.

Diese Entscheidung sollte einen künstlichen Zusammenhang zum Kultklassiker von Sergio Corbucci herstellen und verdeutlicht die Marketingstrategien, die hinter vielen Italowestern standen. Dennoch ist es gerade diese Verbindung zu einem bekannten Namen, die das Interesse an Lanfranchis Werk weckt. Was „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ von anderen Filmen des Genres abhebt, ist seine visuelle Gestaltung. Antonio Secchi hat mit seiner Kameraarbeit eine düstere und eindringliche Atmosphäre geschaffen. Die sengende Wüste, der Pokertisch, verlassene Städte und schließlich der Friedhof sind nicht nur Schauplätze; sie sind lebendige Charaktere innerhalb der Erzählung. Jeder dieser Orte wird von Lanfranchi perfekt inszeniert und trägt zur Gesamtstimmung des Films bei. Die einzelnen Episoden der Rachegeschichte greifen geschmeidig ineinander über und bilden ein zusammenhängendes Ganzes. Anstatt einer herkömmlichen Narration setzt Lanfranchi auf Schlüsselszenarien, in denen Django seinen Widersachern gegenübertritt. Diese Struktur verleiht dem Film eine gewisse Dringlichkeit und Intensität, da jeder Showdown nicht nur eine Konfrontation darstellt, sondern auch einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Vergeltung.

Ein weiterer Höhepunkt des Films sind seine markanten Antagonisten. Adolfo Celi verkörpert einen infernalen Prediger, dessen charismatische Präsenz sowohl faszinierend als auch beängstigend ist. Seine Figur greift nicht nur zur Bibel, sondern auch zum Colt – oft mit tödlichen Konsequenzen für seine Gegner. Celi bringt eine komplexe Mischung aus Glauben und Gewalt in seine Rolle ein und verleiht dem Film zusätzliche Tiefe. Tomas Milian hingegen spielt einen psychotischen Albino mit einem Fetisch für Gold und blondes Frauenhaar. Seine groteske Darstellung sorgt für einige der verstörendsten Momente im Film und hebt ihn von anderen Charakteren ab. Milian schafft es mühelos, das Publikum sowohl abzustoßen als auch zu fesseln – eine Leistung, die den Film noch unvergesslicher macht. „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ präsentiert sich als humorloser und durchweg düsterer Vertreter des Italowesterns. Trotz einer irreführenden Jugendfreigabe zeigt der Film keine Scheu vor brutalen Szenen oder moralischen Grauzonen. Die Gewalt ist nicht nur Mittel zum Zweck; sie ist Teil der Erzählung selbst und spiegelt die Abgründe menschlicher Natur wider. Lanfranchis Werk mag nicht die Opulenz eines Sergio Leone oder Sergio Corbucci erreichen, doch es bietet eine stimmige Alternative zu diesen großen Namen des Genres. Die Intensität der Charaktere und die sorgfältige Inszenierung machen „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ zu einem Geheimtipp für Liebhaber des Italowesterns.


DJANGO - UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE

ET: 25.04.24: Blu-ray | FSK 16
R: Mario Lanfranchi | D: Tomás Milián, Richard Conte, Enrico Maria Salerno
USA 1967 | PLAION PICTURES


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