Zehn
Freunde, drei Jahre, sieben Feste: Als Ellen die Silvesterfeier 2019
ihrer besten Freunde besucht, hütet sie ein Geheimnis: Sie hat
eine Affäre mit Sebastian, den sie für die große Liebe
hält. Doch er ist mit Eva verheiratet und will sich natürlich
nichts anmerken lassen. Es knistert zwischen Rolf und Dina. Es knirscht
zwischen Mareike und Adam. Maya wünscht sich Kinder, Natalie
kann sich nicht entscheiden.
Silvester
zusammen mit den besten Freunden zu feiern, klingt doch eigentlich
nach einer runden Sache. Doch so einfach ist das für Ellen (Laura
Tonke) nicht. Denn in der Silvesternacht auf 2020 ist sie auf der
Party bei ihren besten Freunden. Was dort niemand weiß: Sie
hat heimlich mit Sebastian (Ronald Zehrfeld) angebandelt und ist mittlerweile
davon überzeugt, in ihm ihre große Liebe gefunden zu haben.
Doch Sebastian muss ihr an diesem Abend die kalte Schulter zeigen,
denn er ist mit Eva (Antje Traue) verheiratet. Und die ahnt nichts
von der Affäre ihres Mannes. Doch das ist nicht der einzige Reibungspunkt
auf der Party: Rolf (Nicholas Ofczarek) und Dina (Pegah Ferydoni)
kommen sich näher, zwischen Mareike (Annette Frier) und Adam
(Trystan Pütter) herrscht dicke Luft, Maya (Katia Fellin) ist
von ihrem Kinderwunsch besessen, Natalie (Jasmin Shakeri) ist einfach
nur ratlos und Max (Henning Flüsloh) hat sein Herz an die anderweitig
verliebte Ellen verloren. In dieser Silvesternacht werden Freundschaften
und Beziehungen auf die Probe gestellt und alle müssen sich fragen,
wo sie eigentlich hinwollen.
David Dietls Film "Feste & Freunde
- Ein Hoch auf uns!", der jetzt für das Heimkino erhältlich
ist, präsentiert sich vordergründig als Ensemblefilm, der
die Dynamik eines Freundeskreises über einen Zeitraum von drei
Jahren hinweg beleuchtet. Im Vergleich zu Kammerspielen wie "Der
Vorname" und "Das perfekte Geheimnis" erweitert Dietl
zwar den Schauplatz, behält aber das Konzept einer Gruppe unterschiedlicher
Typen bei, die sich bei diversen Feierlichkeiten zusammenfinden. Doch
unter der Oberfläche dieser geselligen Zusammenkünfte offenbart
sich ein komplexes Geflecht von Beziehungen, das aus feministischer
Perspektive sowohl Anknüpfungspunkte als auch Kritikpunkte bietet.
Ein zentraler Aspekt des Films ist die Darstellung von Vielfalt innerhalb
des Freundeskreises.
Dietl
bemüht sich erkennbar um eine differenzierte Darstellung verschiedener
Lebensentwürfe und Beziehungskonstellationen. Neben heterosexuellen
Paaren mit unterschiedlichen Dynamiken wird mit Natalie und Maya auch
eine nicht-heteronormative Beziehung gezeigt, die zudem den Konflikt
unterschiedlicher Kinderwünsche thematisiert. Dieser Ansatz ist
grundsätzlich positiv zu bewerten, da er ein breiteres Spektrum
an Erfahrungen abbildet und somit ein vielfältigeres Publikum
anspricht. Allerdings offenbaren sich bei genauerer Betrachtung auch
problematische Muster. So wird die Figur der Ellen, gespielt von Laura
Tonke, zwar als nach Liebe und Erfüllung suchend hervorgehoben,
ihre Handlungen und Dialoge bedienen sich jedoch teilweise stereotypischer
Darstellungen, welche die Bemühungen um eine differenzierte Charakterzeichnung
bisweilen unterlaufen. Auch die Darstellung anderer Frauenfiguren
ist nicht durchweg unproblematisch. Mareike wird häufig als herrschsüchtig
und nörgelnd inszeniert, was klassisch konnotierte Vorstellungen
von durchsetzungsstarken Frauen bedient.
Im
Gegensatz dazu wird die sanfte Dina als Gegenentwurf präsentiert,
was traditionelle Geschlechterrollen zu bestätigen scheint. Positiv
hervorzuheben ist hingegen die Darstellung von Eva, die in ihrer Beziehung
mit dem fremdgehenden Schriftsteller Sebastian die finanziell besser
gestellte und unabhängige Rolle einnimmt. Dies untergräbt
traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen und zeigt eine
Frau, die selbstbestimmt ihren Weg geht. Dietl und Drehbuchautorin
Elena Senft unterwerfen ihr Publikum einem steten Wechselbad der Gefühle,
und in der Tat sind viele Situationen gut getroffen und wirken realistisch.
Dies gilt auch für einige Dialoge, wie etwa das verklausulierte
Geplänkel zwischen Ellen und Sebastian über ihre Affäre.
Dennoch bleibt der Film nicht frei von Klischees und überzeichneten
Darstellungen, die aus feministischer Sicht Anlass zur Kritik geben.
FESTE & FREUNDE – EIN HOCH AUF UNS!
ET:
16.05.25: DVD, Blu-ray und Digital | FSK 12
R: David Dietl | D: Laura Tonke, Jasmin Shakeri, Annette Frier
Deutschland 2024 | LEONINE