Rachel
(Christine Bermas) ist eine junge Anthropologie-Studentin aus Baguio
City im Norden der philippinischen Hauptinsel Luzón. Voller
Vorfreude bereitet sich die junge Frau darauf vor, für zwei Jahre
ins australische Melbourne umzuziehen. Dort will sie nicht nur ihren
Master machen, sondern auch endlich einmal wieder ihre dorthin ausgewanderte
Mutter besuchen. Als eine Art Abschiedsgeschenk arrangieren ihre besten
Freundinnen Hannah (Alexa Ocampo) und Sydney (Chloe Jenna) noch ein
Dreier-Date mit einem Trio junger Kerle (Sid Lucero, Felix Roco, Arron
Villaflor). Zunächst scheinen die Herren noch sehr nett zu sein.
Dann aber nimmt der Abend eine schlimme Wendung, als die Frauen eine
Einladung in das Haus eines Freundes (Mark Anthony Fernandez) der
Männer annehmen. Sie werden unter Drogen gesetzt, übelst
verprügelt und vergewaltigt. Hannah und Sydney überleben
das Martyrium nicht, während Rachel nun ein Problem für
die Täter darstellt. Deshalb ist sie sich sicher, dass auch sie
den nächsten Tag nicht mehr erleben wird, wenn ihr nicht irgendwie
die Flucht gelingt oder sie zum Gegenschlag ausholen kann.
Der
philippinische Thriller NIGHTBIRD aus dem Jahr 2023 schielt mit seinem
düsteren Setting und reißerischen Thema nach Rachethrillern
der 1970er Jahre, verzettelt sich aber im Laufe seiner knapp 100 Minuten
in Klischees und holpriger Dramaturgie. Regisseur Lawrence Fajardo
etabliert von Beginn an eine beklemmende Atmosphäre. Die unangenehme
Situation in der Disco, in der die Frauen den Avancen der Männer
ausgeliefert sind, erzeugt Spannung und lässt ahnen, dass diese
Nacht verheerend enden wird. Nach einem zähen Mittelteil, der
sich in langwierigen Partyszenen und der Einführung neuer Charaktere
verliert, nimmt der Film endlich Fahrt auf. Die Darstellung der Vergewaltigungen
ist schonungslos und verstörend und hinterlässt beim Zuschauer
einen bleibenden Eindruck.
Fajardo
nutzt diese Szenen, um Rachegelüste zu wecken und gleichzeitig
die Brutalität und Grausamkeit der Täter zu verdeutlichen.
Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere der Darsteller der
männlichen Rollen, tragen zur Intensität dieser Szenen bei.
Leider verfällt der Film im weiteren Verlauf in simple Klischees.
Die Motivationen der Täter bleiben oberflächlich, ihre Darstellung
eindimensional. Die Charakterzeichnung der Frauen wirkt teils uninspiriert
und schablonenhaft. Auch die Dramaturgie des Films weist Schwächen
auf. Der Mittelteil wirkt zäh und langgezogen, während die
Rache im Finale schnell und wenig befriedigend abgehandelt wird. Positiv
hervorzuheben ist die technische Umsetzung des Films. Die düstere
Optik, untermalt von einem stimmungsvollen Soundtrack, erzeugt eine
bedrückende Atmosphäre. Die Kameraführung intensiviert
die Gewalt und rohen Momente des Films.