DVD & BLU-RAY | 24.10.2024

Rosemary's Baby

Rosemary und Guy Woodhouse sind frisch verheiratet. Doch Rosemary ahnt nicht, dass ihrem Eheglück schon bald ein entsetzliches Ende bevorsteht. Ihr Ehemann, ein ambitionierter, aber erfolgloser Schauspieler, ist dabei, sie in einen Abgrund des Schreckens jenseits aller Vorstellungskraft zu stürzen.

von Franziska Keil


© Paramount Pictures

Das bisher kinderlose Ehepaar Rosemarie (Mia Farrow) und Guy Woodhouse (John Cassavetes) ziehen zusammen in eine neue Wohnung im Herzen von New York. Wie sie bei der Besichtigung erfahren, hat das Haus eine mysteriöse Vergangenheit, was primär Rosemarie nicht davor abschreckt, sich dennoch dort niederzulassen. Als sie nach einem tödlichen Unfall einer Mieterin das ältere Ehepaar Minnie (Ruth Gordon) und Roman Castevet (Sidney Blackmer) kennenlernen, fühlen sich die neuen Bekannten geradezu euphorisch zu den Woodhouses hingezogen. Bei einem gemeinsamen Essen fällt Rosemarie nach dem Genuss einer Mousse au Chocolat in einen tiefen Schlaf, in dem sie träumt, dass sie vom Teufel vergewaltigt wird. Tatsächlich, so erfährt sie nach ihrem Erwachen, hat ihr Ehemann mit ihr geschlafen, weil dieser die Zeit des Eisprungs nutzen wollte. Als sie kurz darauf schwanger wird, nimmt das Unheil seinen Lauf.

„Rosemary’s Baby“, der 1968 von Roman Polanski inszenierte Film, gilt als einer der einflussreichsten Horrorfilme aller Zeiten. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ira Levin, erzählt der Film die Geschichte einer schwangeren Frau, die in eine düstere Verschwörung verwickelt wird. Mit seiner einzigartigen Mischung aus psychologischem Horror, gesellschaftlicher Kritik und innovativer Erzählweise hat „Rosemary’s Baby“ nicht nur das Genre des Horrors revolutioniert, sondern auch einen bleibenden Eindruck in der Filmgeschichte hinterlassen. Eines der herausragendsten Merkmale von „Rosemary’s Baby“ ist seine Fähigkeit, psychologischen Horror mit gesellschaftlichen Themen zu verbinden. Der Film thematisiert Ängste, die viele Frauen in den 1960er Jahren empfanden – insbesondere in Bezug auf Mutterschaft, Sexualität und die Rolle der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft. Rosemary Woodhouse, gespielt von Mia Farrow, ist eine junge Frau, die sich in einem neuen Lebensabschnitt befindet. Ihre Schwangerschaft sollte ein freudiges Ereignis sein, wird jedoch schnell zum Albtraum.

Polanski gelingt es meisterhaft, die innere Zerrissenheit und Isolation von Rosemary darzustellen. Die subtile Inszenierung ihrer wachsenden Paranoia spiegelt nicht nur ihre persönliche Angst wider, sondern auch eine tiefere gesellschaftliche Besorgnis über Kontrolle und Machtverhältnisse. Der Film zeigt eindrücklich, wie Rosemarys Umfeld – ihr Ehemann Guy (John Cassavetes) und die scheinbar hilfsbereiten Nachbarn – sich gegen sie verschwören und ihre Autonomie untergraben. „Rosemary’s Baby“ war nicht nur inhaltlich bahnbrechend; auch seine filmische Umsetzung setzte neue Maßstäbe. Polanski nutzte innovative Techniken, um eine Atmosphäre des Unbehagens zu schaffen. Die Verwendung von engen Kamerawinkeln und unkonventionellen Perspektiven verstärkt das Gefühl der Beklemmung und Isolation. Die Musik von Krzysztof Komeda trägt ebenfalls zur unheimlichen Stimmung bei und bleibt im Gedächtnis des Zuschauers haften.


© Paramount Pictures

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die Art und Weise, wie Polanski mit dem Thema des Übernatürlichen umgeht. Anstatt sich auf Schockeffekte oder blutige Szenen zu verlassen – wie es viele Horrorfilme zuvor taten –, setzt er auf subtile Andeutungen und psychologische Manipulation. Diese Herangehensweise hat den Weg für zukünftige Filme geebnet, die den Fokus weniger auf physische Gewalt als vielmehr auf psychologischen Terror legen. Die Auswirkungen von „Rosemary’s Baby“ auf das Horrorgenre sind enorm. Der Film gilt als Vorläufer des sogenannten „psychologischen Horrors“, der sich durch komplexe Charaktere und emotionale Tiefe auszeichnet. In den folgenden Jahrzehnten beeinflusste er zahlreiche Filmemacher und Werke – von „The Shining“ (1980) bis hin zu „Hereditary“ (2018). Viele dieser Filme greifen ähnliche Themen wie familiäre Dynamik, Isolation und den Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper auf. Darüber hinaus trug „Rosemary’s Baby“ dazu bei, das Bild des Horrorkinos zu verändern.

Während Horrorfilme zuvor oft als minderwertig oder trivial angesehen wurden, wurde „Rosemary’s Baby“ als ernstzunehmendes Kunstwerk anerkannt. Es gewann mehrere Auszeichnungen, darunter einen Oscar für die beste Schauspielerin (Mia Farrow) sowie zahlreiche Nominierungen für andere Kategorien. In den letzten Jahren hat sich das Interesse an feministischen Lesarten von „Rosemary’s Baby“ verstärkt. Der Film wird oft als Kommentar zur Rolle der Frau in der Gesellschaft interpretiert – insbesondere im Hinblick auf Mutterschaft und Selbstbestimmung. Rosemarys Kampf um Kontrolle über ihren eigenen Körper wird als Metapher für die breiteren Kämpfe von Frauen um Autonomie und Rechte gesehen. Die Darstellung von Rosemarys Beziehung zu ihrem Ehemann Guy wirft Fragen über Vertrauen und Verrat auf. Guy repräsentiert nicht nur einen persönlichen Verräter; er steht symbolisch für patriarchale Strukturen, die Frauen oft in ihrer Entscheidungsfreiheit einschränken.


ROSEMARY'S BABY

ET: 10.10.24: Limitierte 4K UHD Collector's Edition | FSK 16
R: Roman Polanski | D: Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon
USA 1968 | Paramount Pictures


 


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