Eine
Schießerei zwischen zwei verfeindeten Gangs endet an Heiligabend
tragischerweise tödlich für einen gänzlich Unbeteiligten:
den Sohn von Brian Godlock (Joel Kinnaman). Godlock fackelt nicht
lange und macht sich kurzerhand selbst auf die Suche nach den Tätern.
Dabei ist er zwar erfolgreich, muss jedoch einen hohen Preis zahlen:
Als er bis zum Boss der Gang Playa (Harold Torres) vordringt und diesen
zur Rechenschaft ziehen will, wird er so schwer verletzt, dass er
um sein Leben fürchten muss. Doch er kann dem Tod schließlich
noch einmal von der Schippe springen. Die Folgen sind jedoch schwerwiegend.
Nicht nur kann er plötzlich nicht mehr sprechen, auch sein Lebenswille
ist verflogen. Darunter extrem zu leiden hat Godlocks Frau Saya (Catalina
Sandino Moreno). Denn die trauert eigentlich noch um ihren Sohn. Darüber
zerbricht die Beziehung und sie zieht aus. Bei Godlock setzt dieser
Einschnitt viel in Gang – vor allem sein Sinnen nach Rache.
John Woo hat das Action-Kino in den vergangenen
Jahrzehnten maßgeblich geprägt. Der chinesische Regisseur
aus Hongkong ist einer der wichtigsten Protagonisten des Hongkong-Kinos
und hat in Hollywood zahlreiche stilprägende Actionfilme realisiert,
darunter „Im Körper des Feindes“, „Paycheck
– Die Abrechnung“ und „Harte Ziele“. Nun meldet
sich Woo mit dem Selbstjustiz-Thriller „Silent Night –
Stumme Rache“ zurück. Der Film verzichtet weitgehend auf
Dialoge und verlässt sich auf seinen Hauptdarsteller Joel Kinnaman
(„Suicide Squad“), der die Emotionen in diesem Film hauptsächlich
mit seiner Mimik und dem Spiel seiner Augen transportieren muss. Das
funktioniert über die Laufzeit von 104 Minuten ganz passabel.
Zusammen mit den ansehnlichen Actionszenen ist so ein Film entstanden,
der jede Menge brutale Action bietet, jedoch nicht mit den früheren
Werken von John Woo mithalten kann, die sich durch eine elegante Inszenierung
auszeichneten.
Der weitgehende Verzicht auf Dialog erweist
sich als interessantes stilistisches Mittel, dass jedoch wenig zur
Handlung beiträgt. Ein Actionfilm ohne Dialoge mag die ultimative
Konsequenz sein, jedoch besteht jeder Film aus einer Mischung aus
unterschiedlichen Stilelementen. Sich diesbezüglich selber einzuschränken
ohne triftigen Grund nimmt dem Film Substanz, der er dringend gebraucht
hätte. Der Film startet temporeich und turbulent, kann das Tempo
jedoch im weiteren Verlauf nur schwer aufrechterhalten. Die Actionszenen
sind solide inszeniert, jedoch viel zu selten in diesem Film. Ein
echtes Highlight ist die schauspielerische Leistung von Joel Kinnaman,
der sehr überzeugend agiert. Schon dafür allein lohnt sich
ein Kinobesuch von „Silent Night – Stumme Rache“.