DVD & BLU-RAY | 05.02.2025

THE APPRENTICE - THE TRUMP STORY

New York in den 1970er-Jahren. Noch steht der aufstrebende Millionärssohn Donald J. Trump am Anfang seiner Karriere. Doch er ist wild entschlossen, die Erwartungen seines übermächtigen Vaters noch zu übertreffen. Um dessen Zwangsjacke endlich abzustreifen, will er in der Immobilienbranche von Manhattan auf eigene Faust reich und anerkannt werden.

von Franziska Keil


© APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Der junge New Yorker Millionenerbe Donald Trump (Sebastian Stan) ist von der Macht besessen. Doch um überhaupt nach ihr greifen zu können, muss er mehr oder weniger sinnbildlich über Leichen gehen. Auch deshalb tut er sich mit dem Rechtsanwalt und ehemaligen Berater des homophoben republikanischen Hardliners Joseph McCarthy, Roy Cohn (Jeremy Strong), zusammen. Der verteidigt Trump nicht nur vor Gericht wegen dessen rassistischer Vermietungspolitik, sondern sorgt auch durch Hinterzimmerdeals mit Konzernen, Gewerkschaften und sogar der Mafia dafür, dass Trump auf dem umkämpften New Yorker Immobilienmarkt trotz unternehmerischer Instinktlosigkeit zunehmend an Einfluss gewinnen kann.

„The Apprentice - The Trump Story“ ist ein bemerkenswerter Spielfilm, der sich mit dem Aufstieg Donald Trumps zu einer der umstrittensten Figuren der modernen Geschichte auseinandersetzt und jetzt für das Heimkino erscheint. In einer Mischung aus biografischen Elementen und satirischer Überhöhung gelingt es dem Regisseur Ali Abbasi, die Absurditäten und Widersprüche im Leben des ehemaligen US-Präsidenten auf eine unterhaltsame Weise zu beleuchten. Der Film bietet nicht nur einen Einblick in Trumps frühe Jahre, sondern auch in die Dynamik seiner Beziehungen, insbesondere zu seinem Mentor Roy Cohn. Zu Beginn von „The Apprentice“ verleihen die edlen 16mm-Bilder dem Film einen charmanten Retro-Look, der die Zuschauer in die Welt der 1980er Jahre entführt. Hier wird Donald Trump als naiver, aber ehrgeiziger junger Mann eingeführt, der sich in einem Haifischbecken aus hartgesottenen Anwälten und humorlosen Mafiapaten behaupten muss. Diese Darstellung weckt zunächst Sympathie für den jungen Trump, der als einziger in seiner Runde keinen Alkohol trinkt und mit seinen größenwahnsinnigen Visionen aufwartet. Die visuelle Ästhetik des Films unterstützt diese Charakterisierung; die sorgfältige Komposition der Szenen und die lebendige Farbpalette tragen zur Schaffung einer Atmosphäre bei, die sowohl nostalgisch als auch ironisch ist.


© APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der Trump Ivana (brillant gespielt von Maria Bakalova) mit einer Wagenladung Rosen überrascht – ein Moment, der sowohl seine romantischen Ambitionen als auch seine besitzergreifende Natur offenbart. Der Humor des Films ist subtil und intelligent; Abbasi setzt nicht auf plumpe Witze oder das übliche Trump-Bashing. Stattdessen entfaltet sich das Komische aus den absurden Anekdoten, die Trumps Leben prägen. Die Erzählweise gleicht einem Kaleidoskop von skurrilen Ereignissen, die zusammen ein Bild eines Mannes zeichnen, dessen Aufstieg ebenso faszinierend wie grotesk ist. Ein besonders amüsanter Moment ist Trumps planlose Begegnung mit Andy Warhol auf einer Party – eine Szene, die sowohl Trumps Unbeholfenheit als auch seine Unkenntnis über die Welt der Kunst illustriert. Die Stärke des Films liegt jedoch nicht nur im Humor; er bietet auch tiefere Einsichten in Trumps Charakter und seine Beziehungen. Die Einführung von Roy Cohn als Mentor zeigt eine entscheidende Wendung in Trumps Entwicklung. Cohns drei goldene Regeln – Attacke, nichts zugeben und sich selbst zum Sieger erklären – werden zu den Grundpfeilern von Trumps späterem Erfolg. Diese Regeln sind nicht nur strategische Manöver; sie spiegeln eine tiefere moralische Fragestellung wider: Was bedeutet es wirklich, erfolgreich zu sein?

Die schauspielerischen Leistungen von Sebastian Stan als Donald Trump und Jeremy Strong als Roy Cohn sind herausragend. Beide Darsteller schaffen es nicht nur, ihre realen Vorbilder zu imitieren, sondern verleihen ihren Rollen auch eine eigene Tiefe und Komplexität. Stan verkörpert den jugendlichen Ehrgeiz und das ungestüme Selbstbewusstsein Trumps mit Bravour, während Strong Cohns manipulative Intelligenz und verletzliche Menschlichkeit eindrucksvoll darstellt. Im Laufe des Films verschieben sich jedoch die Machtverhältnisse zwischen den beiden Protagonisten: Während Trump an Einfluss gewinnt, wird Cohn zunehmend abhängig von ihm. Diese Dynamik verdeutlicht eine zentrale These des Films: Donald Trump ist nicht einfach das Produkt seiner eigenen Ambitionen; vielmehr ist er das Ergebnis einer toxischen Beziehung zu einem Mentor, dessen Werte ihn geprägt haben. Diese Erkenntnis könnte für Trump selbst verstörend sein – schließlich stellt sie die Vorstellung in Frage, dass er alleiniger Architekt seines Schicksals ist.


THE APPRENTICE - THE TRUMP STORY

ET: 30.01.25: TVOD / 31.01.24: DVD & Blu-ray | FSK 12
R: Ali Abbasi | D: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova
Kanada, Dänemark, Irland, USA 2024 | DCM


 


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