In
der heutigen Zeit hat sich der moderne Mensch immer weiter von den
Prozessen der Schlachtung entfernt, denn am Anfang steht immer der
Tod eines Tieres. Doch was bedeutet ein solcher Akt für die Menschen,
die diese Aufgabe übernehmen? Welche Erkenntnisse können
wir daraus gewinnen? In seinem Dokumentarfilm beleuchtet David Spaeth
die vielschichtige Beziehung zwischen Menschen und den Tieren, die
geschlachtet werden. Der Schlachtermeister Jürgen vermittelt
seinen Lehrlingen nicht nur das handwerkliche Können, sondern
auch eine respektvolle Haltung im Umgang mit den Tieren. Zwei Freundinnen
verlassen ihre gewohnte Komfortzone, um an einem Schlachtkurs teilzunehmen
und dadurch ein tieferes Verständnis für den Prozess zu
entwickeln. Gleichzeitig forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in Norwegen an einem modernen Schlachtroboter, der die Art und Weise
der Schlachtung verändern könnte. Währenddessen arbeitet
Ionel in einem Schlachthof und tötet Tiere in einem immer wiederkehrenden
Prozess am Fließband. Diese verschiedenen Perspektiven ermöglichen
es, das komplexe Thema der Schlachtung aus verschiedenen Blickwinkeln
zu betrachten und darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft
damit umgehen.
„Wir
und das Tier - Ein Schlachthausmelodram“ von Regisseur David
Spaeth legt den Finger auf einen eklatanten Widerspruch in unserer
Gesellschaft. Auf der einen Seite lieben und respektieren wir Tiere,
auf der anderen Seite töten wir sie, um sie zu essen. Kann man
diesen Widerspruch logisch auflösen? Damit beschäftig sich
diese gelungene und sehenswerte Dokumentation. Um sich diesem Widerspruch
zu nähern, porträtiert er einige Schlachter und befragt
sie zu ihrem Verhältnis zu Tieren. So sehen wir junge Auszubildende
in einem Schlachthof, Menschen die einen Schlachtkurz belegen und
Menschen, die am Fließband im größten Rinderschlachthof
Europas arbeiten. Diese Beschreibung allein macht deutlich, dass in
unserer Gesellschaft etwas nichts stimmt. Die Menschen verlegen diese
Tätigkeiten in anonyme Bereiche, die man in der Regel nicht sieht.
Diese Dokumentation beleuchtet diese Bereiche und macht sie einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das verstört, macht
nachdenklich und wirft viele Fragen auf.
Der
Film präsentiert in seinen 90 Minuten Bilder, die man so noch
nie gesehen hat. Bilder, die es wert sind gezeigt zu werden. Bilder,
die das Publikum in eine fremde Welt entführen und betroffen
machen. Diese Aufnahmen sind nichts für schwache Nerven, um so
wichtiger ist es, sie zu zeigen, um damit eine gesellschaftliche Diskussion
anzuregen. Wir bekommen in dieser Dokumentation hautnahe Einblicke
in Schlachthöfe, bekommen einen Überblick über die
verschiedenen Schlachtmethoden, sehen Roboter, die tote Tiere zerlegen
und vieles mehr. Doch dabei wird die Dokumentation niemals klischeehaft
oder gar sensationslüstern. Die mündlichen Erklärungen
ordnen die Bilder ein uns stellen sie in einen größeren
Zusammenhang. David Spaeth legt einen Schwerpunkt auf die ethischen
Fragen in diesem Zusammenhang. Leider kommen dadurch die ökologischen
Fragen etwas zu kurz. So ist die Massentierhaltung und die damit verbundene
Schlachtung von Tieren nicht nur ein ethisches Problem, sondern ein
Umstand, der zahlreiche Probleme, wie Raubbau an der Natur, Zerstörung
von natürlichen Lebensräumen und hohe Treibhausgasemissionen
verursacht. Vom Tierschutz und Tierwohl ganz zu schweigen.