Auf
der Suche nach einem Neuanfang zieht Blake mit seiner Frau Charlotte
und seiner Tochter Ginger in sein Elternhaus im ländlichen Oregon.
Dort angekommen, werden sie von einem brutalen Tier angegriffen, das
die Familie zwingt, sich im Haus zu verbarrikadieren, während
eine unsichtbare Kreatur die Umgebung durchstreift.
Leigh
Whannells „Wolf Man“, nunmehr für das Heimkino verfügbar,
präsentiert sich als eine ambitionierte Neuinterpretation des
klassischen Horrormythos, die versucht, die ikonische Figur des Werwolfs
in einem zeitgenössischen Gewand neu zu beleuchten. Während
der Film unverkennbar seine Wurzeln im Genre des Creature Features
verankert hat, strebt er gleichzeitig nach einer psychologischen Tiefe
und einer narrativen Komplexität, die über bloße Schauwerte
hinausgehen soll. Die Prämisse folgt im Wesentlichen der bekannten
Legende: Ein Mann, geplagt von einer traumatischen Vergangenheit,
kehrt in seine Heimat zurück und wird dort Opfer eines mysteriösen
Bisses, der in ihm eine monströse Verwandlung auslöst. Whannell
bemüht sich, dieser archetypischen Erzählung neue Facetten
hinzuzufügen, indem er den Fokus nicht allein auf die physischen
Transformationen und die damit einhergehende Gewalt legt, sondern
auch die innere Zerrissenheit und die psychische Belastung des Protagonisten
in den Vordergrund rückt.
Die
Inszenierung des Films ist handwerklich solide und bedient sich effektiver
Mittel der Suspense-Erzeugung. Die düstere Atmosphäre, die
durch gotisch anmutende Schauplätze und eine unheilvolle musikalische
Untermalung geschaffen wird, trägt maßgeblich zur Etablierung
eines beklemmenden Ambientes bei. Whannell scheut sich nicht, klassische
Horrorelemente wie Schatten, Geräusche und die Andeutung des
Monströsen einzusetzen, um die Spannung sukzessive zu steigern.
Die visuellen Effekte, die die Verwandlung des Mannes in den Wolf
darstellen, sind technisch versiert, auch wenn sie gelegentlich hinter
der ikonischen Wucht älterer Werwolf-Darstellungen zurückbleiben.
Die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers ist zentral für
das Funktionieren eines solchen Stoffes.
Er
muss sowohl die Verletzlichkeit des menschlichen Charakters als auch
die animalische Wildheit der verwandelten Kreatur glaubhaft verkörpern.
Hier offenbart der Film einige Ambivalenzen. Während die Darstellung
der inneren Qualen und der fortschreitenden psychischen Destabilisierung
durchaus überzeugt, fehlt der Werwolf-Gestalt selbst mitunter
die archaische Bedrohlichkeit und die animalische Unberechenbarkeit,
die den Mythos seit jeher auszeichnen. Die narrative Struktur des
Films versucht, über die reine Schilderung von Werwolf-Attacken
hinauszugehen, indem sie psychologische Motive und traumatische Hintergründe
der Hauptfigur beleuchtet. Dieser Ansatz ist grundsätzlich begrüßenswert,
führt aber nicht immer zu einer kohärenten und tiefgründigen
Auseinandersetzung mit dem Thema. Einige Handlungsstränge wirken
unausgereift oder werden nicht konsequent zu Ende geführt, was
die emotionale Resonanz des Films stellenweise schmälert. Der
Film demonstriert das anhaltende Interesse an diesen archetypischen
Figuren und den Versuch, sie für ein modernes Publikum relevant
zu machen. Allerdings gelingt es Whannell nicht immer, die Balance
zwischen der Hommage an das Original und der Etablierung einer eigenständigen
und überzeugenden Vision vollständig zu meistern.
Leigh Whannells „Wolf Man“ ist
ein ambitionierter, aber letztlich zwiespältiger Beitrag zum
Werwolf-Mythos. Während die Inszenierung handwerklich solide
ist und der Film um psychologische Tiefe bemüht ist, erreicht
er nicht immer die ikonische Wucht und die narrative Kohärenz,
die man sich von einer Neuinterpretation dieses Stoffes erhoffen würde.
Die Heimkino-Veröffentlichung bietet die Gelegenheit, sich selbst
ein Bild von Whannells Vision zu machen, die zwar interessante Ansätze
verfolgt, aber letztendlich hinter dem Schatten seiner berühmten
Vorgänger zurückbleibt.
WOLF MAN
ET:
27.03.25: Digital / 17.04.25: 4K Ultra HD, Blu-ray, DVD und als
limitiertes 4K Ultra HD Steelbook
R: Leigh Whannell | D: Christopher Abbott, Julia Garner, Matilda
Firth
USA 2024 | Universal Pictures Germany GmbH | FSK 16
Bonusmaterial:
Ein neues Monster wird entfesselt, Die Entstehung von "Wolf
Man", Packendes Grauen,
Albträume und Geräuschkulissen, Filmkommentar mit Co-Autor
und Regisseur Leigh Whannell