Schauplatz
der unkonventionellen, tragischen, aber auch humorvollen Erzählung,
die auf DVD erschienen ist, ist ein großer Hof im Alten Land.
Hier lebt die eigenwillige Vera (Iris Berben), seit sie dort 1945
als 5-jähriges Flüchtlingskind aus Ostpreußen zusammen
mit ihrer Mutter gestrandet war. Es brauchte sehr lange, bis sie diesen
Landstrich als ihre Heimat ansah und noch länger, bis auch die
Menschen sie als einen Teil der Gemeinschaft aufnahmen. Zwar fühlt
sich Vera ein Leben lang fremd in dem kalten Bauernhaus, will aber
dennoch nicht weg. Sie verteidigt nicht nur vehement Hof und Land,
sondern auch ihre Eigenheiten und ihren Widerwillen bezüglich
jedweder Veränderungen. Lediglich mit ihrem direkten Nachbarn
Hinni (Peter Kurth) pflegt sie eine Art Umgang. Auf der Beerdigung
von Veras Ziehvater Karl (Milan Peschel) kommt es zu einem Wiedersehen
mit ihrer sehr viel jüngeren Halbschwester Marlene (Nina Kunzendorf),
das im Eklat endet.
Alte
Wunden werden aufgerissen, und verbittert schließt sich Vera
mit ihren beiden Hunden in dem alten Gehöft ein, bis ihre Halbnichte
Anne (Svenja Liesau) und deren kleiner Sohn Leon vor der Tür
stehen. Die beiden Frauen sind einander zunächst fremd, jedoch
haben das frühere „Polackenkind“ Vera und Stadtflüchtling
Anne, die von ihrem Mann betrogen wurde und das Leben im schicken
Ottensen nicht mehr erträgt, viel mehr gemeinsam, als sie zu
diesem Zeitpunkt ahnen. Denn Vera kennt Annes Nöte nur allzu
gut – nirgendwo dazuzugehören, nicht angekommen zu sein,
ein Zuhause zu suchen und Wurzeln schlagen zu wollen. Und genau in
dieser Konstellation wird das Familientrauma, alles verloren zu haben,
heilen können…
Der
Fernsehfilm von Sherry Hormann beruht auf dem gleichnamigen Bestseller
von Dörte Hansen. Mit Iris Berben und Milan Peschel wurde die
nahezu perfekte Besetzung gefunden. Der spannende Film spiegelt sehr
schön die Atmosphäre vergangener Tage wider und spiegelt
das ganze Spektrum menschlicher Leidenschaften und Abgründe wider.
Lediglich die vielen Zeitsprünge können es für den
Zuschauer gelegentlich etwas unübersichtlich machen.