In
den 1840er Jahren arbeitet die renommierte autodidaktische Paläontologin
Mary Anning (Kate Winslet) allein an der wilden südenglischen
Küste von Lyme Regis. Sie ist auf der Suche nach Fossilien, die
sie an reiche Touristen verkaufen kann, um sich und ihre kranke Mutter
über die Runden zu bringen. Als ein solcher Tourist, Roderick
Murchison (James McArdle), auf der ersten Etappe einer Europatour
in Lyme ankommt, vertraut er Mary die Betreuung seiner jungen Frau
Charlotte (Saoirse Ronan) an, die sich von einer persönlichen
Tragödie erholt. Mary, deren Leben ein täglicher Kampf an
der Armutsgrenze ist, kann es sich nicht leisten, ihn abzulehnen,
aber sie ist stolz auf ihre Arbeit und gerät mit ihrem unerwünschten
Gast aneinander. Sie sind zwei Frauen aus ganz unterschiedlichen Welten.
Trotz der Kluft zwischen ihren sozialen Sphären und Persönlichkeiten
entdecken Mary und Charlotte, dass sie beide das bieten können,
wonach der andere gesucht hat: die Erkenntnis, dass sie nicht allein
sind. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen und alles verzehrenden
Liebesbeziehung, die allen sozialen Grenzen trotzt und den Verlauf
beider Leben unwiderruflich verändert.
„Ammonite“
von Regisseur und Drehbuchautor Francis Lee stellt mit der Paläontologin
und Fossiliensammlerin Mary Anning (1799-1847) eine bedeutende Wissenschaftlerin
des 19. Jahrhunderts in den Fokus der Erzählung, die zu ihren
Lebzeiten aufgrund ihres Geschlechtes nicht die Würdigung erhielt,
die sie verdient hätte. Heutzutage gilt die Britin als bedeutende
Pionierin in ihrem Forschungsgebiet und ist ein leuchtendes Symbol
für Frauen in der Wissenschaft in ihrem Kampf um Anerkennung
und Gleichstellung. „Ammonite“ ist ein packendes Drama,
dass auf der emotionalen Ebene sehr stark berührt und mit den
schauspielerischen Glanzleistungen zweier großartiger Schauspielerinnen
überzeugt. Zugleich ist der Film ein cineastisches Denkmal für
eine bemerkenswerte Frau, die viel für die Wissenschaft getan
hat.
Der
Film macht es den Zuschauerinnen und Zuschauern zu Beginn nicht gerade
einfach, sich emotional mit der Hauptfigur zu identifizieren. In „Ammonite“
ist kein Platz für klischeehafte und eindimensionale Betrachtungen
und Charakterstudien. Mary Anning wirkt zunächst kalt und unfreundlich,
genau wie die trostlose und karge Landschaft im Südwesten Englands.
An dieser Stelle an großes Lob für die Kameraarbeit von
Stéphane Fontaine, der genau diese Naturlandschaft und ihre
Stimmung einfängt und das wundervolle natürliche Licht magisch
erscheinen lässt. Zugleich beschreibt der Film die faszinierende
Kunst und Wissenschaft der Fossilienpräparation in wunderschönen
Bildern. Die Liebesszenen zwischen den beiden Frauen wirken zu keinem
Zeitpunkt gewollt oder klischeebeladen. „Ammonite“ ist
ein wunderschönes Liebesdrama, dass inszenatorisch und schauspielerisch
auf ganzer Linie überzeugt.