Die
Filmemacherin Uli Decker wächst in Oberbayern auf. Sie wünscht
sich, später einmal Pirat oder Papst zu werden - auf keinen Fall
aber will sie sich den konservativen Rollenvorstellungen ihres Heimatortes
unterordnen. Als ihr Vater stirbt, bekommt sie von ihrer Mutter die
geheime Kiste ihres Vaters. Was Uli dort entdeckt, verändert
ihren Blick auf den Vater und stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf…
„Anima
- Die Kleider meines Vaters“ von Regisseurin Uli Decker ist
eine Dokumentation, die sich auf eine vielschichtige und intelligente
Art und Weise dem Thema geschlechtliche Diversität annimmt. Ein
Thema, das in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt und
Gegenstand erhitzter und heftiger Debatten ist. Dieser Dokumentarfilm
kommt entgegen der aufgeheizten gesellschaftlichen Diskussion ruhig
und entspannt daher. Eine sehr private und persönliche Geschichte
ist die Projektionsfläche für ein großes gesellschaftliches
Thema. Es geht um das Doppelleben ihres Vaters und was dieses Doppelleben
mit ihm, aber auch mit seiner Familie macht. Wer nun auf voyeuristische
Schauwerte hofft, wird enttäuscht werden. Bewusst verzichtet
diese Dokumentation auf Bilder des Vaters in Frauenkleidern. Vielmehr
wird dem Leben des Vaters aufgrund von Zeugen nachgespürt.
Hinzu
kommt der plötzliche Unfalltod des Vaters und die Trauerbewältigung
der Familie. In den Gesprächen mit Freunden und Angehörigen
entsteht so ein facettenreiches Bild eines Mannes, der ein Doppelleben
führte und in wesentlichen Teilen seiner Familie sehr fremd war.
Wer war dieser Mann? Diese Frage umtreibt die Regisseurin. Auf eine
leichte Art und Weise lotet sie aus, was es bedeutet Mann oder Frau
zu sein und was die Grauzonen dazwischen bedeuten. Es ist eine sehr
individuelle Sicht, die nie mit einem erhobenen Zeigerfinger präsentiert
wird und für sich einen Allgemeingültigkeitsanspruch hat.
Das Ergebnis ist sehenswert wir interessant.