Los
Angeles in der Gegenwart: Henry (Adam Driver) ist als Stand-up-Comedian
tätig. Als Entertainer auf der Bühne liebt er es, sein Publikum
zu provozieren und schlägt dabei immer wieder über die Stränge
- doch der Erfolg gibt ihm mehr als nur Recht. Seine Frau Ann (Marion
Cotillard) hat Ruhm und Anerkennung als bekannte und gefeierte Opernsängerin
erreicht. Auf der ganzen Welt liegen die Menschen ihrem Gesang zu
Füßen. Das ungewöhnliche, glamouröse Paar ist
es gewohnt, zu jeder Zeit im Rampenlicht zu stehen. Doch das Leben
der beiden Künstler ändert sich mit einem Schlag grundlegend,
als sie Eltern werden und ihre gemeinsame Tochter Annette zur Welt
kommt. Das außergewöhnliche Mädchen legt nämlich
schon im zarten Alter von nur zwei Jahren ein überraschendes
und ganz und gar einzigartiges Talent an den Tag...
ANNETTE
von Regisseur Leos Carax („Die Liebenden von Pont-Neuf“)
ist eine einmalige cineastische Erfahrung, wie man sie so noch nie
gesehen hat. Es handelt sich dabei um melancholisches Musical über
Liebe und Tod mit einer sehr skurrilen und bizarren Wendung, die an
dieser Stelle nicht verraten werden soll. Der Spielfilm ist mit Marion
Cotillard („La Vie En Rose“) und Adam Driver („Marriage
Story“) glänzend besetzt. Für den Regisseur ist es
eine Premiere, da es sein erster englischsprachiger Film ist. Leos
Carax ist ein sehr spezieller Regisseur und mit dem üblichen
Schubladendenken nur sehr schwer zu erfassen. Er hat in seiner bisherigen
Karriere relativ wenige Filme gemacht und lässt sich zwischen
den Produktionen immer viel Zeit. Eine Konstante kann man jedoch in
all seinen Filmen ausmachen. Eine inhaltliche Konstante, die man auch
in ANNETTE findet. Es sind die immer wiederkehrenden Themen Liebe,
Tod, Selbstzweifel, Wahnsinn. Das alles gepaart mit jeder Menge Musik,
welche die überbordenden Emotionen verstärkt und widerspiegelt.
Für
die Filmmusik konnten die beiden Brüder Ron und Russel Mael gewonnen
werden, die zusammen das Art-Rock-Duo Sparks bilden und ihre Sache
sehr gut machen. Es geht in diesem Film um eine unbändige Liebe,
die alle Grenzen und Konventionen provokant sprengt. Es geht um bedingungslose
Aufopferung, eingetaucht in eine surreale Handlung, die zwischen Realität
und Fiebertraum pendelt. Der Film ist weniger eine linear erzählte
Geschichte, als vielmehr ein Rätsel, eingehüllt in wahnwitzige
Bilderwelten und Ideen. Schauspielerisch liefert Adam Driver eine
großartige Leistung ab. Er spielt schonungslos radikal und verzichtet
dabei bewusst auf die Darstellung einer sympathischen Figur. Der Film
ist keine leichte Kost und inhaltlich sehr ungewöhnlich für
ein Musical.