Angus'
längst erloschener Traum wird wieder entfacht, wenn ein nationaler
Wettbewerb angekündigt wird. Der Preis? Ein Ticket für eine
Reise in den Weltraum! Weit über die Altersgrenze hinaus fälscht
Angus sein Geburtsdatum und nimmt am Wettbewerb teil. Gegen alle Widrigkeiten
muss er gegen Vorurteile, Krankheit und Zeit kämpfen, um das
Ticket zu gewinnen und die Reise seiner Träume anzutreten.
Der
einsame Witwer Angus (Richard Dreyfuss) träumt schon sein ganzes
Leben davon, eine Reise ins All zu unternehmen. Als der erfolgreiche
Geschäftsmann Marcus Brown (Colm Feore) ein Gewinnspiel veranstaltet
und einen Platz auf dem ersten kommerziellen Weltraumflug verlost,
will Angus teilnehmen. Das Problem: Das Alterslimit liegt bei 65 und
der über 70 Jahre alte, gesundheitlich auch schon angeschlagene
Angus darf eigentlich nicht mitmachen. Also lügt er über
sein Alter und schafft es sogar unter die finalen Kandidaten…
ASTRONAUT
ist ein bewegender und wunderschöner Film über
die Menschlichkeit und ein mutiges Plädoyer, um seine Träume
zu leben!
Mit
„Astronaut“ hat Regisseurin Shelagh McLeod ein überzeugendes
Spielfilmdebüt abgeliefert, nachdem die Kanadierin mit britischen
Wurzeln zuvor eine erfolgreiche Schauspielkarriere an den Tag gelegt
hat. Wie wichtig sind Träume im Leben und welchen Preis ist man
bereit zu zahlen, um seine Träume zu verwirklichen? In diesem
Film greift die 75-jährige Hauptfigur im wahrsten Sinne des Wortes
nach den Sternen. Was könnte wirkmächtiger sein!
Zugleich
transportiert dieser Film die machtvolle und wichtige Botschaft, dass
man alte Menschen nicht auf das soziale Abstellgleis schieben darf.
Es gibt sehr viele Menschen wie Angus, großartig und sehr berührend
gespielt von Hollywood-Legende Richard Dreyfuss („Unheimliche
Begegnung der dritten Art“), die über einen enormen Erfahrungsschatz
verfügen und sehr viel zu geben haben. Diesen Erfahrungsschatz
nicht zu nutzen ist eine große Unterlassungssünde, gerade
für die jüngeren Generationen. Dreyfuss spielt in diesem
Film mit einer sehenswerten liebevollen Bedächtigkeit. Sein nuanciertes
Spiel macht aus einem guten Film einen großartigen Film. Shelagh
McLeod inszeniert „Astronaut“ souverän mit einem
feinen Fingerspitzengefühl für die leisen Zwischentöne.
Das Drehbuch zu diesem Film stammt aus der Feder von Shelagh McLeod,
die damit ebenfalls großes Talent beweist. Der Film kommt ohne
billige Effekthascherei oder emotionalen Overkill aus. Die Wandlung
von Angus von einem Mann, der seine Frau verloren hat, sein Haus verkaufen
lässt und in ein Heim verbracht wird, hin zu einem Mann, der
mutig seine Träume verfolgt und lebt, ist nachvollziehbar und
in sich schlüssig motiviert. Einzig allein sein Enkel Barney
kümmert sich um ihn und nimmt ihn und seine Träume und Wünsche
ernst. Die erste Hälfte von „Astronaut“ ist keine
einfache Kost. Sie ist ein Einblick in eine Familie mit zahlreichen
offenen Wunden. Alle habe ihre eigenen Probleme, da ist wenig Platz
für einen alten Mann mit seinen Träumen. Diese Thematik
wird ohne erhobenen Zeigefinger inszeniert, nüchtern und liebevoll
zugleich.
Das
Heim, in welches Angus nun gebracht wird, erinnert ein wenig an die
legendäre und schreckliche psychiatrische Anstalt in "Einer
flog über das Kuckucksnest". Da finden wir die dominante
Pflegerin und einen fast stummen Ureinwohner, toll gespielt von Graham
Greene („Der mit dem Wolf tanzt“). In dieser Umgebung
wird aus einem zögernden und resignierten Angus ein rebellischer
Kämpfer, der es der ganzen Welt zeigt, dass man Leute seines
Alters nicht unterschätzen sollte. Ihm zur Seite steht sein Enkel
Barney, überzeugend gespielt von Richie Lawrence, der niemals
aufhört an seinen Opa zu glauben und ihn zu unterstützen.
Zusammen sind sie ein tolles Team, dass Jung und Alt sehr schön
verbindet. Was „Astronaut“ neben seiner positiven Grundaussage
zu so einem schönen Film macht, ist der Umstand, dass er sehr
verschiedene Themen geräuschlos miteinander verknüpft. Da
ist Angus, der sich für den Weltraumflug bewirbt und daran macht
seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Das führt zu einem Erweckungserlebnis
für die Leute im Heim, die neugierig und lebenslustig werden.
Da ist die Familie von Angus, die sich durch ihn aus ihrer inneren
Erstarrung befreien kann und alte Wunden heilen kann. „Astronaut“
transportiert einen sehr versöhnlichen Grundton und einen Positivismus,
die in diesen schweren Zeiten wahrer Balsam für die Seele sind.
Zugleich ist der Film nicht abgehoben, sondern vermittelt ein sehr
realistisches Bild des Themas.
„Astronaut“
sorgt für Spannung und Unterhaltung bis zur letzten Sekunde.
Der Film fesselt bis zum Abspann, was nicht zuletzt an einem konsequenten
und sehr gelungenen Schluss liegt, der an dieser Stelle nicht verraten
werden soll. „Astronaut“ ist ein Film für die ganze
Familie, den man sich auf jeden Fall ansehen sollte.
ASTRONAUT
VÖ: 10.09.21: Blu-Ray | FSK 6
R: Shelagh McLeod | D: Richard Dreyfuss, Lyriq Bent, Krista Bridges
Kanada 2019 | JETS Filmverleih & Vertrieb