Beau
(Joaquin Pheonix) ist erfolgreicher Unternehmer und leidet zugleich
an einer schweren Paranoia, die nicht zuletzt sehr wahrscheinlich
im Zusammenhang mit seiner komplizierten Beziehung zu seiner mittlerweile
nicht mehr lebenden Mutter steht. Dass er seinen Vater nie kennenlernte,
ist der Stabilität seiner Psyche auch nicht unbedingt zuträglich.
Zwar sucht sich Beau Hilfe bei einem Therapeuten, der ihm auch ein
paar vermeintlich heilbringende Medikamente gegen seine Paranoia verschreibt.
Aber so richtig ändert sich an seiner Situation nichts. Ganz
im Gegenteil: Während Beau in die alte Heimat reist und währenddessen
immer mehr den Verstand zu verlieren scheint, bricht um ihn herum
die Realität zusammen. Er wird in eine Welt irgendwo zwischen
Traum und Wirklichkeit geworfen, in der er nicht nur mit seinem jüngeren
Ich konfrontiert wird, sondern sich auch seiner Person im hohen Alter
stellen muss …
BEAU IS AFRAID von Regisseur Ari Aster, der
jetzt für das Heimkino erscheint, ist ein cineastisches Erlebnis
von drei Stunden, und eine anstrengende Geduldsprobe für alle
Sinne. Der Spielfilm nimmt einen körperlich, seelisch und psychisch
mit, was nicht unbedingt auf breite Gegenliebe stößt. Nachdem
der Regisseur mit „Hereditary – Das Vermächtnis“
und „Midsommar“ zwei großartige Filme ablieferte,
hatte er für seinen dritten Spielfilm nahezu freie Hand, was
dem Film und dem Regisseur nicht gut bekommen ist. Diese verstörende
Psycho-Trip sollte sein Opus Magnum werden, kämpft jedoch mit
erzählerischen und inszenatorischen Schwächen. Zu viel wurde
gewollt, zu wenig wurde gemacht. Über weite Strecken wirkt der
prätentiös und oberflächlich.
Zu viele Nebenhandlungen wurden in den Film
gepackt, wobei weniger viel mehr gewesen wäre. Das Finale schließlich
wirkt wie der verzweifelte Versuch, Arthouse Kino zu erzeugen. Das
Resultat ist jedoch ein potemkinsches cineastisches Dorf, unverständlich
und weitestgehend ohne Substanz. Dabei fängt BEAU IS AFRAID sehr
vielversprechend an. Im ersten Drittel des Films, das gelungen und
unterhaltsam ist, begleitet der Film seine Hauptfigur bei Reisevorbereitungen,
um seine Mutter zu besuchen. Dabei erlebt man als Betrachter die Welt
von Beau aus einer bewusst subjektiv-psychotischen Perspektive. In
der Folge verliert sich der Film jedoch in erzählerischen Belanglosigkeiten
und inszenatorischem Blendwerk. Davon unangetastet ist die großartige
schauspielerische Leistung von Joaquin Phoenix, der bis an seine Grenzen
geht.