DVD & BLU-RAY | 27.08.2020

DADDY'S GIRL

Nach dem Selbstmord ihrer Mutter kommt Zoe zu ihrem Stiefvater John, der bald eine völlig krankhafte Passion zu seiner Tochter hat. Er foltert Zoe in einer umfangreichen Folterkammer seines abgelegenen Farmhauses. Vor ihr wurden dort viele andere Frauen gefoltert. Irgendwann hat Zoe die Möglichkeit, ihrem Peiniger zu entkommen. Allerdings stellt sie sich dann die Frage, ob sie das überhaupt will.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Pierrot Le Fo

Seit dem Selbstmord ihrer Mutter wächst Zoe (Jemma Dallender) bei ihrem Stiefvater John Stone (Costas Mandylor) auf, doch das Leben mit ihm ist alles andere als normal. Nicht nur, dass er sie wie eine Geliebte behandelt, er hat sie sich auch hörig gemacht, sodass sie ihm bei seinen nächtlichen Beutezügen in der kleinen Stadt hilft, in deren Nähe sie leben. John ist nämlich ein Serienmörder, der sich durch Zoes Hilfe an junge Frauen heranmacht, die er mit nach Hause nimmt, wo er sie in einem abgeschlossenen Raum zu Tode foltert. Zoes sieht keine andere Möglichkeit, als dem Treiben zuzusehen und, wenn sich die Möglichkeit bietet, das Leiden von Johns Opfern zu verkürzen, was immer wieder zu Streitereien zwischen ihnen führt. Eines Tages wird der neue Deputy, Scott Wallace (Jesse Moss), auf Zoe aufmerksam sowie auf ihren Vater. Als er John auf dessen Zeit in der Armee anspricht, reagiert er eher ausweichend in seinen Antworten, was Scott noch lange nach dem Gespräch beschäftigt. Er ist sich sicher, John schon einmal in einem anderen Zusammenhang in der Armee gesehen zu haben und seine Recherche führt Schreckliches zutage...

„Daddy´s Girl“ von Regisseur Julian Richards („Reborn“) weist eine sehr lange Vorbereitungszeit auf. Bereits im Jahre 2003 landete das Drehbuch auf dem Schreibtisch von Julian Richards, der die Grundidee spontan mochte. Trotzdem hat es noch satte 15 Jahre gedauert, bis der Film produziert wurde und nun endlich in einem aufwendig gemachten Limited Edition Mediabook erscheint. Darin ist die ungeschnittene Fassung auf DVD und Blu-ray, inklusive hübscher Extras, enthalten. Der Horrorfilm geht weit über die traditionellen Genregrenzen hinaus und ist eine vielschichtige cineastische Reflektion, die sich mit Themen wie Verantwortung und Komplizenschaft auseinandersetzt und zugleich mit US-Kriegsverbrechen.


© Pierrot Le Fo

Auf den ersten Blick könnte man „Daddy´s Girl“ als weiteren spannenden Film über einen Serienmörder einordnen. Das trifft in gewisser Weise auch zu, wenn man bedenkt, dass der Film die üblichen Klischees und Versatzstücke dieser Thematik aufgreift und widerspiegelt. Interessant wird es jedoch an der Stelle, wenn es um das Kriegstrauma des Serienmörders geht. Das wird zunächst mehr oder weniger beiläufig eingeführt. Es dient nicht als plumpe Entschuldigung, sondern als Mittel, um den Charakter zu differenzieren und greifbarer zu machen. Die Gewalt des Kriegs wird in die Mitte der Gesellschaft getragen, ja in die Mitte der Familie. Der Krieg wird mit anderen Mitteln fortgesetzt in der Heimat. Die abnormale Beziehung zwischen Zoe und John dient als Spiegelbild für eine dysfunktionale Gesellschaft, die nicht mehr agiert, sondern nur noch passiv erstarrt ist, moralisch wie sozial.

Ein anderer interessanter Aspekt an „Daddy´s Girl“ ist seine Auseinandersetzung mit Schuld, Verantwortung und Komplizenschaft. Durch das Wissen um die dunkle Vergangenheit von John als US-Soldat im Irak, werden die blutigen Szenen verständlicher und ergeben Sinn. Es ist die perverse Logik des Krieges, die in seiner Tätigkeit als Serienmörder kulminieren. Auch wenn Zoe die Opfer scheinbar erlöst, stellt sich in diesen Momenten immer auch die Frage nach ihrer Mitschuld und Verantwortung. Genießt sie diese Momente und will sie vielleicht doch ein Teil davon sein? Der Film hinterlässt beim Zuschauer ein ungutes Gefühl. Eindeutige Sichtweisen werden erschüttert und in Frage gestellt. „Daddy´s Girl“ ist ein gelungener Horrorfilm, der nichts für schwache Nerven ist und seine Genregrenzen intelligent auslotet und erweitert.

 

DADDY'S GIRL

USA 2018 | Pierrot Le Fou | : 28. August 2020 (FSK 18)
R: Julian Richards | D: Jemma Dallender, Costas Mandylor, Jesse Moss



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