Nicht
zum ersten Mal sitzt dem neugierigen Mr. Sloane das Messer an der
Kehle. Er ist Angestellter des amerikanischen Büros für
Entwicklung und industrielle Zusammenarbeit in Bangkok. Zu Sloanes
Aufgaben gehört es, den thailändischen Opiumhandel auszukundschaften.
Der DEFA-Fernsehfilm von 1979 erscheint in der in der Reihe „DDR
TV-Archiv“.
Nicht
zum ersten Mal sitzt dem neugierigen Mr. Sloane das Messer an der
Kehle. Er ist Angestellter des amerikanischen Büros für
Entwicklung und industrielle Zusammenarbeit in Bangkok. Zu Sloanes
Aufgaben gehört es, den thailändischen Opiumhandel auszukundschaften.
Opium ist der Grundstoff für die Heroingewinnung. Nach Expertenschätzungen
stammt anfangs der Siebzigerjahre mehr als die Hälfte des auf
den amerikanischen und westeuropäischen Schwarzmärkten gehandelten
Heroins aus thailändischen Quellen. Das Geschäft wirft Millionenprofite
ab, aber die Händler lassen sich ungern in die Karten schauen.
Deshalb lebt Mr. Sloane gefährlich. Doch für wen setzt der
clevere Amerikaner sein Leben aufs Spiel?
Der Film „Des Drachens grauer Atem“
von Regisseur Horst E. Brandt („Krupp und Krause“) basiert
auf dem gleichnamigen Roman von Harry Türk, der für diesen
DEFA-Fernsehfilm aus dem Jahre 1979 das Drehbuch verfasste. Der Film,
der auf DVD erhältlich ist, hat einen hohen Unterhaltungswert
und ist spannend inszeniert. In den Hauptrollen glänzen der bekannte
polnische Schauspieler und der gerade verstorbene Otto Mellies. Hergestellt
wurde der Fernsehfilm, der nun als DVD-Premiere erscheint, im DEFA-Studio
für Spielfilme in Kooperation mit dem Gorki-Studio-Yalta und
Usbekfilm Taschkent. Die Außenaufnahmen von „Des Drachen
grauer Atem“ wurden auf der Krim und in Usbekistan gedreht.
Der Film behandelt ein wenig bekanntes Thema. Es geht um die aktive
Verstrickung des US-Auslandsgeheimdienstes Central Intelligence Agency
(CIA) in den weltweiten Drogenhandel, um damit verdeckte Operationen
zu finanzieren.
Erstmals
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden diese Aktivitäten
im Rahmen der Iran-Contra-Affäre, die in den 1980er Jahren hohe
Wellen schlug. Der Film greift diese Thematik auf und macht daraus
einen hübsch anzusehenden Action-Thriller vor exotischer Kulisse.
Selbstverständlich stellt der Film den komplexen Sachverhalt
vereinfacht dar, was aus erzählerischen Gründen notwendig
ist, um die literarische Vorlage filmisch umsetzen zu können.
Der realpolitische Hintergrund verkommt jedoch zu keinem Augenblick
zur bloßen Staffage, sondern bildet den Rahmen für eine
spannende Handlung, in dessen Mittelpunkt steht der unbeugsame und
idealistische Akademiker, der an die reinigende Kraft der Wahrheit
glaubt. Selbstverständlich muss man „Des Drachens grauer
Atem“ auch als Produkt des Ost-West-Konflikts sehen. Genau wie
BRD-Produktionen in dieser Zeit den „Feind im Osten“ als
Gegner präsentierten, so präsentiert diese DDR-Produktion
den „Feind im Westen“.
Propaganda
kann sehr vielfältig und subtil sein und kommt in den unterschiedlichsten
Gewändern daher. Es ist filmhistorisch relevant, diesen Film
unter diesen Aspekten zu sehen. Aber genau richtig ist es, diesen
Film als gelungenen Action-Thriller zu betrachten, der über eine
spannende Handlung verfügt und mit spielfreudig agierenden Darstellern
punktet. Die Reihe „DDR TV-Archiv“ ist eine wichtige Reihe,
weil sie Fernsehfilme für eine kommende Generation sichert und
zur Verfügung stellt, die sonst der Vergessenheit anheimfallen
würde. Filme bewegen sich niemals in einem ideologisch luftleeren
Raum. Sie spiegeln auf der Metaebene immer auch den vorherrschenden
Zeitgeist wider. Das war zu allen Zeiten und in allen politischen
Systemen so und hat sich auch in der heutigen Zeit nicht geändert.
Man denke nur an die Einflussnahme des US-Militärs auf Hollywood-Produktionen.
„Des Drachens grauer Atem“ ist ein spannender Thriller
und ein Kind seiner Zeit.
DES
DRACHENS GRAUER ATEM
DDR 1979 | Studio Hamburg Enterprises GmbH | VÖ:
10. Juli 2020 (FSK 12) R: Horst E. Brandt | D: Leon
Niemczyk, Otto Mellies, Taigat Nigmatulin, Brigitte Krause, Klaus
Gehrke