EO
führt ein vergleichsweise gutes Eselleben: In einem Zirkus tritt
er zusammen mit Kasandra (Sandra Drzymalska) auf, die ihn hegt und
pflegt und mit Karotten versorgt. Doch das Glück ist nicht von
langer Dauer. Tierschützer zwingen den Zirkus dazu, seine Tiere
zu verkaufen – und so beginnt EOs Leidensweg. Mal muss er als
Packtier dienen, mal droht er zu Futter verarbeitet zu werden. Er
wird zum Maskottchen einer Fußballmannschaft – und bald
von gegnerischen Hooligans verprügelt. Er findet als Streicheltier
für an Trisomie 21 leidende Kinder einen Moment der Ruhe und
am Ende steht ein Bolzenschuss…
EO von Regisseur Jerzy Skolimowski, der jetzt
für das Heimkino erscheint, ist eine beeindruckende visuelle
Erfahrung. In Bild- uns Ton-Collagen beschreibt der Film das emotional
berührende Schicksal eines Esels und spiegelt zugleich die Abgründe
der menschlichen Zivilisation. Dieser Film gehört zu den interessantesten
Filmen der letzten Jahre und geht inszenatorisch mutige Wege. Das
ist für das Publikum nicht immer leicht zu verdauen, doch die
Reise lohnt sich. Eine Reise, die sich bewusst erzählerischen
Standards entzieht. Die einzelnen Sequenzen scheinen nur lose zusammenzugehören.
Doch in EO wird nicht experimentiert aus bloßer Effekthascherei.
Die Bilder transportieren die Handlung und sind bisweilen atemberaubend.
Die Welt wird immer wieder aus der Sicht des Esels dargestellt. Seine
stoische Miene steht im Kontrast zu den Abgründen der Menschen.
In seiner Aussage ist der Film wenig subtil, doch die Ausbeutungsstrukturen
der Tierhaltung lassen keine Grauzonen zu. EO ist große Filmkunst,
die bewegt und emotional aufwühlt.