Ben
steht mit einem Bein im Jugendknast, als er Luka kennenlernt, die
freiheitsliebende Aufreißerin, die einen Scheiß auf Gefühle
gibt. Ihre Freundin Momo wiederum ist eine hoffnungslose Romantikerin
und verliebt sich über Skype in den lässigen Alex, der ihr
aber verschweigt, dass er im Rollstuhl sitzt und nicht genau weiß,
ob er trotzdem Sex haben kann. Damit haben wiederum Jakob und Anna
gar kein Problem, denn sie haben Privatpornos und Online-Sex als lukrative
Einnahmequelle entdeckt. Dummerweise ist Anna erst sechzehn.
Luka
(Lou von Schrader) ist ein richtiger Wildfang, sie will einfach nur
frei sein und schenkt den Gefühlen anderer keine Bedeutung. Als
sie auf Ben (Max Kuess) trifft, ist das anders – doch der sitzt
eigentlich schon so gut wie im Jugendknast. Lukas Freundin Momo (Melissa
Irowa) ist das komplette Gegenteil von ihr. Per Videochat hat sie
sich in Alex (Valentin Gruber) verliebt, der ihr aber verschweigt,
dass er im Rollstuhl sitzt und nicht genau weiß, ob und wie
er trotz dessen Sex haben kann. Mit solchen Problemen müssen
sich Jakob (Kerem Abdelhamed) und Anna (Sara Toth) nicht rumschlagen.
Die beiden drehen private Pornos und haben online Sex vor anderen.
Damit haben sie eine lukrative Einnahmequelle ausgemacht. Wenn Anna
nicht erst 16 wäre, wäre das auch gar kein Problem…
„Lovecut“ von Iliana Estañol
und Johanna Lietha ist ein packendes Drama über jene prägende
und wichtige Zeit im Leben eines Menschen, die von der Kindheit in
das Erwachsenenalter führt. In dieser Zeit sucht man seinen Platz
im Leben, versucht sich selbst zu finden, bricht aus bekannten Mustern
aus und experimentiert. Das beinhaltet, dass man auch negative Erfahrungen
macht, was häufig durchaus schmerzhaft sein kann. Inmitten einer
immer komplexer werdenden Gefühlswelt muss man sich selbst behaupten
und seinen Weg gehen in der Gesellschaft. Auch wenn diese Lebensphase
bei jedem Menschen anders ausfällt, gibt es doch viele Gemeinsamkeiten
und Erfahrungen, die sehr viele Menschen teilen.
Dieser
Umstand macht diesen Film so interessant und so sehenswert. Für
den Zuschauer besteht ein hoher emotionaler Wiedererkennungswert.
In ihrem gelungenen Spielfilmdebüt erfinden Iliana Estañol
und Johanna Lietha das Rad nicht neu in erzählerischer Hinsicht.
Drei junge (vielleicht) Paare die sich und andere entdecken und nicht
wirklich wissen worauf das alles hinauslaufen wird, hat man in der
ein oder anderen Form mit Sicherheit schon im Kino gesehen. Das Besondere
ist die Art und Weise wie dieses Thema in „Lovecut“ umgesetzt
und inszeniert wurde. Der Film fokussiert sich sehr stark auf das
Thema „Neue Medien“, die ambivalent in ihrer Wirkung dargestellt
werden. Wie definieren sich Grenzen in einer digitalen Welt, in der
alles erlaubt zu sein scheint? Was ist erlaubt und was ist sinnvoll?
Diese wichtigen Fragen verhandelt der Film sehr intelligent. Dieser
Film kommt nicht mit einfachen Antworten auf diese Fragen daher. „Lovecut“
ist ein interessanter Coming-of-Age Film, der den Zuschauer ernst
nimmt und eine moderne und zugleich klassische Geschichte erzählt.
Das Ensemble in diesem Film ist schauspielerisch eher unerfahren.
Das muss nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. Vielmehr bekommt
der Film dadurch eine dokumentarische Note, die auf eine intelligente
Art und Weise mit dem Inhalt korrespondiert.
LOVECUT
- Liebe, Sex und Sehnsucht
Österreich 2020 | Alive | VÖ: 16.
Oktober 2020 (FSK 16) R: Iliana Estañol, Johanna Lietha |
D: Kerem Abdelhamed, Raphaela Gasper, Valentin
Gruber