DVD & BLU-RAY | 07.05.2021

Lux Æterna

Nach „Climax" präsentiert Gaspar mit Noé mit LUX ÆTERNA einen weiteren psychedelischen Trip, der mit seinem tiefschwarzen Humor und den schockierenden Szenarien zu bestechen weiß. LUX ÆTERNA ist ein Liebesbrief an das Filmemachen im Allgemeinen und zugleich ein fesselnder, eindringlicher Blick auf das Chaos und die Hysterie, die an so manchem Filmset herrschen.

von Franziska Keil


© Alamode Film

Die exzentrische Schauspielerin Béatrice (Béatrice Dalle) möchte in ihrem ersten Spielfilm eine der größten Verfehlungen der Menschheitsgeschichte aufarbeiten: Die grauenvollen Hexenverbrennungen des Mittelalters. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Schauspiel-Kollegin Charlotte (Charlotte Gainsbourg), mit der sie anfangs noch ausgelassen Anekdoten vergangener Filmdrehs austauscht. Doch als am Set immer mehr Dinge schieflaufen und die gesamte Produktion im Chaos zu versinken droht, ist schnell eine Schuldige gefunden: Béatrice! Bald findet die Hexenjagd nicht mehr bloß vor der Kamera statt und die Stimmung am Set spitzt sich zu - bis zur totalen Eskalation...

Mit „Lux Æterna“ präsentiert der argentinisch-französische Regisseur Gaspar Noé („Climax“) einen sehenswerten und interessanten Kunstfilm mit starken experimentellen Zügen. In diesem Film beleuchtet er den geschlossenen Raum eines Filmsets und transformiert ihn in einen ganz besonderen Ort. „Lux Æterna“ ist eine Parabel über die Faszination einer Filmproduktion und deren Abgründe. Durch das „ewige Licht“, dass uns im Filmtitel begegnet, dass durch einen technischen Fehler Teil der Filmproduktion wird, verändert sich alles. Nicht nur am Filmset, sondern auch für den Zuschauer. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen im Verlauf des Films immer mehr.


© Alamode Film

Der Film präsentiert sich in einer ungewöhnlichen, einer experimentellen Form. Die glänzend fotografierten Aufnahmen werden hauptsächlich im Splitscreen gezeigt. Die Leinwand oder der Bildschirm sind nicht vollständig ausgefüllt. Der schwarze Rand vermittelt beim Zuschauer ein unangenehmes Gefühl der räumlichen und inhaltlichen Enge, was sehr gut zu der Handlung korrespondiert, die immer mehr aus dem Ruder zu laufen scheint. Die Bildhälften im Film scheinen zufällig arrangiert zu sein. Mal werden zwei Figurenporträts gegenübergestellt, mal eine sieht man die gleiche Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Der Film spiegelt die Hexenverfolgung der Vergangenheit mit scheinbar vergleichbaren Zuständen in der heutigen Zeit. So wird die Regisseurin im Film Opfer einer Hexenjagd, als die Probleme am Filmset zunehmend eskalieren. Die Hauptdarstellerin hingegen erfährt von Gewalt gegenüber ihrer Tochter und erlebt am Set unangenehme Situationen, körperlich wie verbal. Die Atmosphäre am Set wird zunehmend beklemmender im Verlauf des Films und wird beherrscht von Gewalt und Paranoia. Das kommt nicht gerade subtil daher, doch Gaspar Noé war noch nie ein Mann der sich mit so etwas aufhalten würde. Er ist ein Meister der Provokation, so auch in „Lux Æterna“. Seine Filme sind eine rauschhafte Erfahrung, die dem Zuschauer einiges abverlangen.


LUX ÆTERNA

ET: 14.05.21 auf DVD, Blu-ray und als Limited Edition Mediabook | FSK 16
R: Gaspar Noé | D: Charlotte Gainsbourg, Béatrice Dalle, Mica Argañaraz
Frankreich 2019 | Almode Film


 

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