Nach
„Climax" präsentiert Gaspar mit Noé mit LUX
ÆTERNA einen weiteren psychedelischen Trip, der mit seinem tiefschwarzen
Humor und den schockierenden Szenarien zu bestechen weiß. LUX
ÆTERNA ist ein Liebesbrief an das Filmemachen im Allgemeinen
und zugleich ein fesselnder, eindringlicher Blick auf das Chaos und
die Hysterie, die an so manchem Filmset herrschen.
Die
exzentrische Schauspielerin Béatrice (Béatrice Dalle)
möchte in ihrem ersten Spielfilm eine der größten
Verfehlungen der Menschheitsgeschichte aufarbeiten: Die grauenvollen
Hexenverbrennungen des Mittelalters. Unterstützt wird sie dabei
von ihrer Schauspiel-Kollegin Charlotte (Charlotte Gainsbourg), mit
der sie anfangs noch ausgelassen Anekdoten vergangener Filmdrehs austauscht.
Doch als am Set immer mehr Dinge schieflaufen und die gesamte Produktion
im Chaos zu versinken droht, ist schnell eine Schuldige gefunden:
Béatrice! Bald findet die Hexenjagd nicht mehr bloß vor
der Kamera statt und die Stimmung am Set spitzt sich zu - bis zur
totalen Eskalation...
Mit
„Lux Æterna“ präsentiert der argentinisch-französische
Regisseur Gaspar Noé („Climax“) einen sehenswerten
und interessanten Kunstfilm mit starken experimentellen Zügen.
In diesem Film beleuchtet er den geschlossenen Raum eines Filmsets
und transformiert ihn in einen ganz besonderen Ort. „Lux Æterna“
ist eine Parabel über die Faszination einer Filmproduktion und
deren Abgründe. Durch das „ewige Licht“, dass uns
im Filmtitel begegnet, dass durch einen technischen Fehler Teil der
Filmproduktion wird, verändert sich alles. Nicht nur am Filmset,
sondern auch für den Zuschauer. Die Grenzen zwischen Realität
und Fiktion verwischen im Verlauf des Films immer mehr.
Der
Film präsentiert sich in einer ungewöhnlichen, einer experimentellen
Form. Die glänzend fotografierten Aufnahmen werden hauptsächlich
im Splitscreen gezeigt. Die Leinwand oder der Bildschirm sind nicht
vollständig ausgefüllt. Der schwarze Rand vermittelt beim
Zuschauer ein unangenehmes Gefühl der räumlichen und inhaltlichen
Enge, was sehr gut zu der Handlung korrespondiert, die immer mehr
aus dem Ruder zu laufen scheint. Die Bildhälften im Film scheinen
zufällig arrangiert zu sein. Mal werden zwei Figurenporträts
gegenübergestellt, mal eine sieht man die gleiche Szene aus unterschiedlichen
Blickwinkeln.
Der
Film spiegelt die Hexenverfolgung der Vergangenheit mit scheinbar
vergleichbaren Zuständen in der heutigen Zeit. So wird die Regisseurin
im Film Opfer einer Hexenjagd, als die Probleme am Filmset zunehmend
eskalieren. Die Hauptdarstellerin hingegen erfährt von Gewalt
gegenüber ihrer Tochter und erlebt am Set unangenehme Situationen,
körperlich wie verbal. Die Atmosphäre am Set wird zunehmend
beklemmender im Verlauf des Films und wird beherrscht von Gewalt und
Paranoia. Das kommt nicht gerade subtil daher, doch Gaspar Noé
war noch nie ein Mann der sich mit so etwas aufhalten würde.
Er ist ein Meister der Provokation, so auch in „Lux Æterna“.
Seine Filme sind eine rauschhafte Erfahrung, die dem Zuschauer einiges
abverlangen.
LUX
ÆTERNA
ET:
14.05.21 auf DVD, Blu-ray und als Limited Edition Mediabook |
FSK 16
R: Gaspar Noé | D: Charlotte Gainsbourg, Béatrice
Dalle, Mica Argañaraz
Frankreich 2019 | Almode Film