Katja
(Marie Tragousti), Sascha (Sammy Scheuritzel), Benni (Michelangelo
Fortuzzi), Laila (Luna Schaller) und Schöller (Paul Michael Stiehler)
sind fünf Jugendliche, die mitten im Nirgendwo aufwachsen. Wer
hier einen Führerschein hat, hat sich den Respekt der anderen
verdient und kann die Freiheit vollends auskosten. Doch den Freunden
bleibt nur noch ein gemeinsamer Winter bis zum Schulabschluss und
dann müssen sie entscheiden, ob sie im Ort bleiben wollen oder
in die nächstgrößere Stadt ziehen…
„Nackte
Tiere“ ist das sehenswerte und ambitionierte Spielfilmdebüt
von Regisseurin Melanie Waelde. Das Drama wurde 2020 zur Berlinale
in der Sektion Encounters aufgeführt und wurde positiv aufgenommen.
Der Film, der nun auf DVD erschienen ist und als VoD abrufbar ist,
entzieht sich bewusst jeder voreiligen und oberflächlichen Kategorisierung.
Melanie Waelde geht ihren ganz eigenen Weg und nähert sich dem
Coming of Age – Genre auf eine sehr unkonventionelle Art und
Weise. Das fängt schon an beim fast quadratischen Bildformat.
Es entsteht von der ersten Sekunde an eine beklemmende und gelegentlich
klaustrophobische Stimmung. Die Weite des Raums ist nicht existent.
Sie spiegelt die Perspektivlosigkeit der fünf Jugendlichen wider.
Die Handlung ist irgendwo am „Ende der Welt“ angesiedelt.
Es ist die Zeit zwischen dem absehbaren Ende der Schulzeit und dem
Anfang von etwas Neuem. Eine Zeit, die vielerlei Emotionen beherbergt.
Die Angst vor dem Unbekannten, vor der große Veränderung
und zugleich die Angst davor, dass sich nichts verändert. Freundschaften
stehen auf dem Prüfstand und werden sich ändern. Nichts
wird so sein wie vorher. Die Welt konzentriert sich auf wenige Menschen
im Umfeld. Eine emotional hochexplosive Situation.
„Nackte
Tiere“ beschreibt jedoch nicht die Transformation, der Film
beschreibt den IST-Zustand. Es gibt keine goldenen Träume und
Zukunftsperspektiven. Was bedeutet Freiheit und wie findet man den
Weg zur Freiheit? In dieser Hinsicht ist dieser Film kein typischer
Coming of Age – Film. Die fünf Jugendlichen durchlaufen
keine „Prüfungen“, die sie in das Erwachsenenzeitalter
führen. Sie SIND. Ihre Welt besteht aus einer statischen Gemeinschaft,
die als Ersatz dient für fehlende Wärme und Geborgenheit
ihrer Familien, die offensichtlich nicht existiert. Einer Gemeinschaft,
die voller Gewalt und Zärtlichkeit ist und die jederzeit zerbrechen
kann. „Nackte Tiere“ ist eine aufwühlende cineastische
Erfahrung, die sehr sparsam mit Dialogen umgeht, aber dafür mit
einer umso größeren emotionalen und bildlichen Wucht daherkommt.
Schauspielerisch ragt Marie Tragousti hervor, die eine grandiose schauspielerische
Leistung abliefert und eine unglaublichen emotionalen Präsenz
an den Tag legt.