Nina
Wu (Wu Ke-xi) ist bislang eine erfolglose Schauspielerin, doch dann
bekommt sie die große Chance. Sie ergattert eine vielversprechende
Hauptrolle in einem Spionagefilm, der in den 1960er Jahren spielt.
Doch der Dreh wird zur Folter. Die Rolle mit vielen Nackt- und expliziten
Sexszenen und einem Regisseur, der sie immer wieder hart behandelt,
verlangen alles von ihr ab. Am Ende steht Nina vor dem psychischen
Zusammenbruch, doch die Presse feiert den Film. Doch Nina lässt
ihre Rolle nicht los – und auch ihrer Familie geht es immer
schlechter…
Wenn
man sich diesen bildgewaltigen Film anschaut, der eine gelungene Mischung
aus Drama und Thriller ist, muss man unwillkürlich an die #MeToo-Bewegung
denken, die der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht hat, welchen
Demütigungen, Belästigungen und Angriffen Schauspielerinnen
ausgesetzt waren und sind. Das Drehbuch zu „Nina Wu“ stammt
aus der gemeinsamen Feder von Wu Ke-Xi, die auch die Hauptrolle in
diesem Film spielt, und Regisseur Midi Z. Es ist sehr wahrscheinlich,
dass die Ereignisse rund um die #MeToo-Bewegung, Wu Ke-Xi zu dieser
Filmidee inspiriert haben. „Nina Wu“ lief auf den Internationalen
Filmfestspielen von Cannes 2019 in der Sektion „Un Certain Regard“
und sorgte dort für Aufsehen und viele gute Kritiken. Nun erscheint
der Film am 16. April auf DVD.
Der
Film spiegelt die erschreckende Wandlung einer Schauspielerin wider,
die aufgrund von Demütigungen und verstörenden Ereignissen
ausgelöst werden. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion
verwischen immer mehr für die Protagonistin und den Zuschauer.
Sie überträgt ihre Filmrolle auf die Realität und begibt
sich damit auf eine verhängnisvolle Abwärtsspirale. Für
den Zuschauer wird es mit zunehmenden Filmverlauf immer schwieriger
eine klare Linie zu finden. Er folgt seiner Hauptfigur und lässt
los und fällt in den Strudel der Nichtlinearität. Inszenatorisch
liefert Regisseur Midi Z eine erstklassige und sehenswerte Leistung
ab. Der Film ist bildgewaltig und spiegelt den inneren Zwiespalt der
Hauptfigur großartig ab. Diese Ästhetik erinnert in ihren
besten Momenten an die Filme von David Lynch und Denis Villeneuve.
Schauspielerisch kann Wu Ke-xi auf ganzer Linie überzeugen. Ihre
Motivation ist glaubwürdig und ihr Handeln in jeder Szene erschreckend
realistisch. Der Film ist starkes Statement über Ausbeutung von
Frauen in der Filmindustrie und ein gelungener cineastischer Beitrag
zur #MeToo-Bewegung.